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PopCo

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Titel: PopCo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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Website das Gefühl zu geben, etwas Kleines, Cooles,
     Exklusives gefunden zu haben, das noch dazu konzernunabhängig ist. Die Marke wird angeblich von einer kleinen Garage in Tokio
     aus verbreitet und geht sogar so weit, ihre Startseite auf Japanisch anzuzeigen, mit einer kleinen Schaltfläche für «Englisch».
     Offenbar erhöht das für die Teenies das Gefühl, auf etwas richtig Authentisches gestoßen zu sein. Dan hat anfangs an der graphischen
     Gestaltung der Website mitgewirkt, arbeitet inzwischen aber nicht mehr für Chi-Chi. Sie hatten irgendwelche Probleme miteinander.
    Mac spult jetzt nur noch sein Programm ab, um diesen Teil der Präsentation so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
     Bilder von Produkten aus dem Kindergarten- und Grundschulsegment flackern über den Bildschirm: DoktorDan, Lucy, die Bumblebuzz-Babys, Sailor Sam und seine Wundermuschel, Muh-Muh und Li-Li, die Drondles, die Smoogs, die Krümelkuchen-Backfabrik,
     Mr.   Duck, der mürrische Enterich, Laser-Eraser, das kleine Dorf Floppington, der Kaugummibaum, die Freunde vom Bauernhof sowie
     der ganz große letztjährige Weihnachtsrenner, die Glitzerfeen-Glitzerflügel und der megamagische Wunderzauberstab. Die meisten
     anderen Marken für kleinere Kinder sind Begleitartikel für Fernsehserien, Filme oder Fastfood-Ketten. Der Begriff «Begleitartikel»
     legt nahe, dass es die Fernsehserie schon vor dem Produkt gab, was allerdings nur in den seltensten Fällen den Tatsachen entspricht:
     Inzwischen wird meist beides gleichzeitig entwickelt, was dem Ganzen einen ziemlich surrealen Touch gibt.
    Ich weiß nicht, warum ich gerade jetzt an Misosuppe denken muss, doch plötzlich habe ich einen richtigen Heißhunger darauf.
     So was passiert mir manchmal, wenn der Adrenalinkick nachlässt. Während der ganzen flammenden Ansprache, mit der Mac seinen
     Auftritt beendet, überlege ich, wo ich heute noch an eine Misosuppe kommen könnte. Die Fahrt vom nächstgrößeren Ort hierher
     hat eine halbe Stunde gedauert. Ob man dort irgendwo Misosuppe kriegt? Und kann ich es überhaupt schaffen, einen Abstecher
     dorthin zu machen? Unwahrscheinlich. Der Heißhunger fängt an, in Gier umzuschlagen. Großer Gott. Fast schmecke ich ihn schon,
     den salzig-trüben Misohimmel mit den kleinen, grünen Stückchen darin und den Algen unten in der Schüssel. Mir wird klar, dass
     ich gerade einen einzigen großen Flashback zu den Schulversammlungen von früher erleide, bei denen ich auch die ganze Zeit
     ans Essen denken und ständig gähnen musste. Ich bin also nicht ganz bei mir, als Dan mich plötzlich anstupst.
    «Was zum Geier   …?», brummt er.
    «Was denn?», flüstere ich zurück.
    «Sieh dir das an.»
    Mac ist offenbar im Begriff, etwas von einem großen weißen Blatt abzulesen.
    «…   in völlig willkürlicher Reihenfolge», beendet er gerade einen Satz, den er kurz zuvor begonnen haben muss. Dann fängt er an,
     Mitarbeiternamen vorzulesen. Die meisten kenne ich nicht. Aber da wir ein ziemlich großes Unternehmen sind und Mac gewissermaßen
     unser Gott ist, kommt schon die Tatsache, dass er einzelne Mitarbeiter beim Namen nennt, einer Sensation gleich.
    «Was soll denn das?», frage ich Dan.
    «Das   … Er hat nur gesagt, dass er jetzt eine Liste mit Namen vorlesen wird und die Betreffenden bittet, hinterher noch dazubleiben.»
    Das wird ja immer mehr wie in der Schule. «Wahrscheinlich werden sie gefeuert», mutmaße ich. Vor langer Zeit arbeitete mein
     Vater einmal in einer Fabrik, die Knöpfe herstellte. Als die Firma kurz vor dem Ruin stand, wurden fast wöchentlich solche
     Listen mit den Namen derjenigen verlesen, die freigestellt werden sollten. In der vierten Woche stand auch er darauf.
    «Oder sie brauchen Freiwillige, um die Trainingsanzüge zu verteilen», sagt Dan.
    Wir lachen leise. Dann liest Mac Dans Namen vor, und das Lachen bleibt uns im Hals stecken. Irgendwie ist es erschütternd,
     in so einer riesigen Halle einen vertrauten Namen zu hören. Vermutlich liegt das einfach an der Umgebung. Mac könnte genauso
     gut das Telefonbuch vorlesen, und es würde uns immer noch seltsam vorkommen. Und jetzt – oh nein! – jetzt sagt er auch noch
     meinen Namen. Während er die letzten paar Mitarbeiter nennt, fühle ich mich ein bisschen wie nach einem Elektroschock. Ganz
     nebenbei fällt mir auf, dass mein Name unter den letzten war, was äußerst ungewöhnlich ist. Wenn man Butler heißt, steht man
     in Listen und

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