PopCo
Becher. Dann gebe ich etwas grünen
Tee aus der Dose auf dem Regal dazu.
Nachdem mein Vater
seinen großen Streit mit meinem Großvater hatte
. Ja, natürlich … Der Streit drehte sich um die Entschlüsselung des Stevenson-Heath-Manuskripts. Mein Vater wollte, dass mein Großvater ihm
die Lösung verriet, damit er aufbrechen und den Schatz heben konnte. Verflixt. Wann war das nur? Im Herbst 1982? Im Winter?
Ich glaube nicht, dass es im Sommer war. Was haben wir eigentlich in dem Sommer gemacht? Bei meinen Großeltern war ich jedenfalls
nicht. Wie habe ich den langen, heißen Sommer 1982 verbracht?
Komm schon, Alice. Der letzte Sommer mit deinem Vater
. Trotzdem fällt es mir schwer, mich zu erinnern. In einem Sommer sind wir mit Oma Bailey nach Margate gefahren, aber das
war nicht in dem Jahr, glaube ich. Oder … Ach, Gott, ja. Klar. 1982, das war der Sommer, als wir mit dem Wohnwagen nach Wales gefahren sind, zusammen mit einer schrecklichen
Frau namens Sandy und ihrem Sohn Jake. Mein Vater wollte, dass wir alle «eine Familie werden», wie er sagte: er, Sandy, Jake
und ich. Aber am letzten Ferientag, einem kalten, verregneten Bank-Holiday-Montag, tauchte plötzlich ein großer Mann mit vielen
Tätowierungen auf und verlangte, dass Sandy mit ihm nach Hause käme. Was sie auch tat. Jetzt fällt mir auch noch etwas anderes
ein: Am ersten Abend, als wir aus dem Urlaub zurück waren, kam mein Großvater vorbei und schenkte mir das Medaillon. Es regnete
immer noch – so viel zum Thema langer, heißer Sommer. Natürlich haben mein Vater und mein Großvater auch da wieder gestritten.
«Warum spionierst du mir eigentlich ständig hinterher?», brüllte mein Vater meinen Großvater an und rannte dann in seinem
langen, schwarzen Regenmantel aus der Wohnung. Während er fort war (er wollte zur Telefonzelle, um Sandy anzurufen), gab mein
Großvater mir das Medaillon und schärfte mir ein, es niemals abzunehmen.
Zurück im Arbeitszimmer mache ich Licht und rolle mich mit den Fotos im Sessel meines Großvaters zusammen. Ammeisten interessiert mich das Bild, auf dem er am Schreibtisch sitzt, bevor meine Großmutter im Badeanzug dazukommt. Man sieht
alles, was auf seinem Schreibtisch liegt, auch das Blatt, das er kurz vorher von der Pinnwand genommen hat. Dieses Blatt würde
ich überall erkennen. Es liegt ebenfalls in der Truhe, ich habe es vorhin noch gesehen, als ich darin gekramt habe, doch vor
allem hing es über sämtlichen Schreibtischen meines Großvaters: eine Kopie von Fletcher Pratts Häufigkeitstabelle der Buchstaben
der englischen Sprache. Das Foto enthält noch weitere interessante Details, lauter Dinge, die auf dem Schreibtisch meines
Großvaters liegen: einen Weltatlas, ein kleines, rotes Buch, die gesammelten Erzählungen von Edgar Allan Poe und ein Buch,
an das ich mich sehr gut erinnere, das Buch über Gödels Unvollständigkeitssatz, das ich im ersten Jahr bei meinen Großeltern
gelesen habe, als ich mich mit der Primfaktorzerlegung beschäftigte und versuchte, meinem Großvater Liebeserklärungen in Gödels
Code zu schreiben. Es liegen noch verschiedene andere Dinge auf dem Schreibtisch, vor allem stapelweise Papier. Ein Füller
ruht mit abgeschraubtem Deckel auf der Häufigkeitstabelle.
Fast zwanzig Minuten lang sitze ich nur da und betrachte das Foto. Es ist kaum zu glauben, und ich bin mir sicher, dass kein
Mensch außer mir diesen Umstand daraus lesen könnte, doch mir ist klar, dass dieses Foto den Schreibtisch meines Großvaters
dokumentiert, kurz nachdem er das Stevenson-Heath-Manuskript entschlüsselt hat. Denn das rote Büchlein ist natürlich die Abschrift
des Stevenson-Heath-Manuskripts. Mein Hirn ist wie eingerostet, erkennt aber trotzdem, wie signifikant das alles ist. Mein
Großvater hat mir das Medaillon Ende August 1982 geschenkt, er muss die Lösung also früher in jenem Sommer gefunden haben.
Der Atlas auf dem Schreibtisch lässt darauf schließen, dass er in dem Moment, als das Foto aufgenommen wurde, schon Koordinaten
bestimmen konnte.Was also haben die anderen Dinge zu bedeuten? Warum hat er die Häufigkeitstabelle von der Pinnwand genommen? Was hatte er
damit vor?
Ich gehe zu der Truhe hinüber und suche die Häufigkeitstabelle heraus, dieselbe verblichene Kopie, die mein Großvater all
die Jahre hindurch verwendet hat. Sie sieht natürlich längst nicht mehr so neu und makellos aus wie damals auf dem Foto. Oben
hat
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