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PopCo

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Titel: PopCo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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000   000   000   000   000 000   000   000   000   000   000   000   000.Ex48 bedeutet einfach nur, dass man die Zahl mit 10 48 multiplizieren muss. Die Zahl, die dabei herauskommt, ist viel zu groß für einen herkömmlichen Taschenrechner, deshalb verkürzt
     er sie und gibt sie in dieser Form wieder. Ich erinnere mich noch gut an den Nachmittag, an dem ich das herausfand (es war
     ein grauer, regnerischer Tag, und draußen an meinem Zimmerfenster kroch die ganze Zeit eine Schnecke entlang) und es für einen
     ganz gewaltigen Durchbruch hielt. Ich weiß auch noch genau, was ich gerade machte: Ich wollte meinem Großvater in Gödels Code
     schreiben, dass ich ihn lieb habe. Dazu hatte ich den Buchstaben des Satzes «I love you» Zahlen gegeben, nach ihrer Stelle
     im Alphabet: I =9, L =12, O =15, V =22, E =5, Y =25, O =15, U =21.   Jetzt wollte ich die Codezahl daraus erstellen. Meine Rechnung lautete also: 2 9 ⅹ 3 12 ⅹ 5 15 ⅹ 7 22 ⅹ 11 5 ⅹ 13 25 ⅹ 17 15 ⅹ 19 21 – die ersten acht Primzahlen, jeweils potenziert mit der Zahl aus meiner eigenen Buchstabenliste.
    Einige hatte ich schon ausgerechnet: 2 9 ergab 512, und 3 12 ergab 531   441.   Aber danach ging es plötzlich schief. 5 15 ergab die seltsame Zahl 3   051   757 812Ex10.   Ich sah in der Gebrauchsanweisung meines Taschenrechners nach und erfuhr, dass das für 30   517   578   120 stehen musste. Ich schrieb die Zahl in mein Notizheft und machte weiter. Doch das Ergebnis von 7 22 war natürlich noch viel größer: 3   909   821 049Ex18.   Da fing ich an, misstrauisch zu werden. Mir war klar, dass die Zahl mit einer Null (genauer gesagt mit neun Nullen) enden
     und damit durch 2 und 5 teilbar sein musste. Aber ich wusste auch, dass eine Zahl mit einem Primfaktor, nämlich 7, eigentlich
     nicht durch 5 und 2 teilbar sein konnte. Völlig verwirrt konsultierte ich wieder die Gebrauchsanweisung. Und da stand es:
Dieser Taschenrechner rechnet mit bis zu zehnstelliger Genauigkeit.
Die ganzen Nullen waren also nicht notwendigerweise Nullen: Es mussten andere Ziffern sein, doch mein Taschenrechner konnte
     sie nicht anzeigen. Das verunsicherte und verwirrte mich sehr, vor allem im Hinblick auf den Code in meinem Medaillon. Was
     sollte ich denn mit so einer ungenauen Zahl? Vielleicht war sie ja nicht einmal ungenau, ich konnte sie bloß nicht ausrechnen.
     Natürlich versuchte ich auch, sie in ihre Primfaktoren zu zerlegen, doch sie war einfach viel zu groß. Außerdem brauchte ich
     sie nur anzuschauen, um zu erkennen, dass sie aus lauter Zweien und Fünfen bestehen musste. Wollte mein Großvater mir vielleicht
     etwas über Zweien und Fünfen beibringen? Aber was sollte er damit bezwecken? Selbst wenn ich die ganzen Nullen (2 40 ⅹ 5 40 ) wegstrich und mich nur auf den Rest der Zahl konzentrierte, bekam ich nur noch einmal 2 2 , 3 und 23 heraus und kam danach nicht mehr weiter. Die Primfaktoren mussten ziemlich hoch hinaufgehen. Das konnte irgendwie
     alles nicht stimmen. Wenn 2 und 5 sich auf etwas anderes bezogen, beispielsweise die Buchstaben oder Wörter irgendeines Dokuments,
     wozu brauchte man dann so viele davon?
     
    Am anderen Ende des Arbeitszimmers steht eine große Metalltruhe, die größere Ausgabe von zwei kleineren Truhen, die ich bei
     mir im Schlafzimmer habe. Seit mein Großvater tot ist, habe ich in keine der drei Truhen mehr hineingeschaut. Die silberne
     in meinem Zimmer enthält sämtliche Unterlagen zum Voynich-Manuskript, die zweite, eher messingfarbene beherbergt alle Tagebücher
     aus meiner Kindheit und alles, was ich sonst noch geschrieben habe. In der Truhe im Arbeitszimmer liegen ältere Unterlagen,
     all die Papiere, die ich laut meiner Großmutter nach dem Tod meines Großvaters erben sollte. Da kommt mir plötzlich ein Fetzen
     aus einem anderen Gespräch in den Sinn.
… wenn du willst
, hat meine Großmutter zu mir gesagt,
kannst du den Code irgendwann entschlüsseln und selbst entscheiden, was du damit anstellst
. Wie haben sie sich das bloß vorgestellt? Habe ich etwa die richtigen Hinweise übersehen? Oder habe ich sie womöglich vergessen?
    Ich öffne die Truhe mit der Kombination, die mein Großvater mir beigebracht hat.
    Drinnen finde ich die Manuskripte seiner
Kopfnuss -Bücher
und die Druckfahnen, die er in seiner breiten, kaum leserlichen Handschrift korrigiert hat. Bündelweise Briefe und alte Fotos,
     die teilweise bis in die dreißiger Jahre in Cambridge zurückgehen. Und

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