PopCo
Esther.
Oh nein. Der Ball fliegt quer durch die Luft auf mich zu. Ein perfekt getimter Pass, das muss man ihr lassen. Ich laufenur ein paar Schritte vor und … oh Mist, jetzt habe ich ihn tatsächlich gefangen. Gut, dann laufe ich eben weiter. Es sind schon mindestens zwei Sekunden
vorbei, und ich kann den Ball unmöglich in mein linkes Paddel befördern, also werfe ich ihn einfach von unten her wieder zu
Esther zurück. In ihren dunklen, zugekifften Augen verändert sich etwas, und bevor mir noch klar ist, wie mir geschieht, macht
sie es mir nach: Sie läuft ein, zwei Sekunden mit dem Ball im linken Paddel und wirft ihn dann wieder zu mir zurück. Auf diese
Weise schaffen wir es über das halbe Spielfeld bis zu Dan, trotz der beiden gegnerischen Verteidiger, die uns inzwischen auf
den Fersen sind, ohne uns allerdings zu erwischen. Vorher haben sie uns kaum beachtet; wahrscheinlich hatten sie einfach nicht
damit gerechnet, dass das Spiel so schnell kippen könnte. Eine ziemlich effiziente Methode, die wir da gefunden haben.
«Dan!», rufe ich, als wir nahe genug bei ihm sind.
Er schüttelt abwehrend den Kopf, doch ich werfe den Ball trotzdem so dicht wie möglich zu seinem linken Paddel. Und wie in
einem Traum kurz vor dem Aufwachen fängt er ihn und schleudert ihn ins Tor. Ein paar Sekunden lang rennen wir alle hellauf
begeistert durcheinander, während irgendwer den Ball aus dem Tornetz klaubt und ihn wieder Richtung Mittelkreis wirft. Esther
hat augenblicklich genug gefeiert und setzt wieder ihren Killerblick auf. Während ich das Spielfeld überquere, um meine Position
wieder einzunehmen, begegne ich versehentlich Macs Blick. Er mimt Beifall. Meint er das jetzt ironisch oder was?
Dann steht er wieder mit Georges am Mittelkreis. Wie nennt man das jetzt? Abschlag? Anstoß? Dieses Spiel braucht dringend
noch ein paar Fachbegriffe, man weiß ja gar nicht, wie man es beschreiben soll. Egal: Georges schafft es wieder nicht, den
Ball zu fangen, und Mac gibt ihn diesmal direkt anden Kapitän seiner Mannschaft weiter, einen rotgesichtigen Typen aus dem Spieleteam. Der rennt damit über das halbe Spielfeld,
bewegt den Ball gekonnt zwischen den Paddeln hin und her und wirft ihn dann dem Torwerfer zu, der ihn prompt fallen lässt.
Eine Frau aus unserer Mannschaft schafft es, den Ball aufzuheben, hält ihn dann aber mehr als drei Sekunden im selben Paddel
und erntet einen Strafpfiff dafür. Mac und Georges stehen immer noch am Mittelkreis und plaudern, doch die meisten anderen
umringen den Stürmer des gegnerischen Teams, der einen Freiwurf ausführen darf. Das nützt jedoch alles nichts, denn dieser
Stürmer ist der rotgesichtige Typ, und der Ball hängt schon im Tornetz, bevor sonst jemand mitbekommen hat, in welche Richtung
er fliegt. Die Trillerpfeife ertönt, und alles fängt von vorne an.
Diesmal erwischt Georges tatsächlich den Ball, vergisst dann aber, ihn weiterzuwerfen, viben zu lassen oder zwischen den Paddeln
zu bewegen, also pfeift der Schiedsrichter wieder, und Mac bekommt den Ballbesitz und einen Freiwurf zugesprochen. Er versucht,
den Ball so zwischen den Paddeln zu bewegen wie der Rotgesichtige, was ihm aber längst nicht so gut gelingt, und Rebecca schafft
es ohne große Mühe, ihm bei einem dieser kläglichen Versuche den Ball abzujagen. Sie wirft ihn Esther zu, die ihn zu mir passt,
und wir versuchen, unsere kleine Einlage von vorher zu wiederholen. Diesmal ist das gegnerische Team aber aufmerksamer, und
ein Spieler kommt mir gefährlich nahe und bedrängt mich für meinen Geschmack etwas zu aggressiv (ich sagte ja bereits, dass
ich mich nur ungern von Fremden berühren lasse). Es ist der Typ vom Mittagessen; er ist schlank und schnell und riecht nach
Pfefferminz. Ich versuche, ihn abzuhängen, aber er folgt mir immer weiter, und als Esther den Ball wieder zu mir passt, fängt
er ihn ab und läuft damit in die andere Richtung davon. Esther heftet sich sofort an seine Mitspielerin (die Braunhaarige),und Rebecca hält Mac in Schach. Selbst Georges führt eine Art Stammestanz vor dem Rotgesichtigen auf, mit dem Erfolg, dass
der Spieler im Ballbesitz niemanden mehr hat, dem er den Ball zuwerfen könnte. Er versucht, ihn in die andere Hand zu bekommen,
ich werfe mich dazwischen und erwische den Ball, als er ihn gerade ungeschickt von einem Paddel ins andere befördern will.
Esther wird nun ihrerseits von der Braunhaarigen bedrängt, also wage
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