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PopCo

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Titel: PopCo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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Das heißt doch noch lange nicht, dass er
     seinen Sohn gegessen hat. Meine Güte! Dieser Warren hat bei mir so was von verschissen. Die ganze Nummer hier hat verschissen.
     Was für ein Mist! Wir wissen doch eh längst, wie man auf Ideen kommt, Produktvorschläge einreicht und so. Oder zumindest ihr
     wisst das. Wozu brauchen wir da noch Extra-Workshops?»
    «Das wäre ja alles halb so schlimm, wenn er wenigstens Ahnung hätte», sagt Dan. «Aber vielleicht wird es ja heute Nachmittag
     besser. Ich hatte mich eigentlich drauf gefreut zu lernen, wie man gute Ideen kriegt   …»
    «Was machst du denn eigentlich?», will Esther wissen. «Also, normalerweise.»
    «Sag ich nicht», erwidert er.
    Sie grinst, als hätte er einen Witz gemacht, den sie nicht ganz versteht. «Was?»
    «Du hast uns doch auch nicht gesagt, was du eigentlich machst.»
    Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu, aber er schaut gar nicht zu mir hin.
    «Ach, nein?», sagt Esther beiläufig. «Ich bin in der I T-Abtei lung . Ich dachte, das hätte ich euch erzählt.»
    «Oh.» Das scheint Dan etwas aus dem Tritt zu bringen. «Ach so. Tja, also, ich bin Designer. Allerdings nicht so wie Alice.
     Ich entwickele keine eigenen Produkte. Meistens werde ich von Leuten beauftragt, die irgendwas Gestalterisches brauchen.»
    «Beauftragt?»
    «Ja, kann man so sagen. Manchmal haben beispielsweise die Techniker ein mechanisches Bauteil entwickelt, das irgendeine nette
     Hülle braucht. Da kann ich dann richtig meine Phantasie spielen lassen. Ich kriege eine Produktbeschreibung, irgendwas Richtung:
     ‹Es soll eine Puppe werden, die krabbeln kann›, dazu eine technische Zeichnung und was sonst noch nötig ist, und dann überlege
     ich mir, wie die Puppe aussehen soll, und mache einen groben Entwurf. Manchmal darf ich auch das ganze Produkt entwerfen,
     wenn die Technik einmal steht, aber das kommt sehr selten vor. Bei neuen Produkten hat meistens schon ein anderes Team Namen,
     Image und den ganzen Kram festgelegt, und ich kriege nur den Auftrag, beispielsweise fünfzehn verschiedene Augenfarben zu
     präsentieren und eine Kollektion Hauttöne. Die meiste Zeit arbeite ich mit Leuten wie Alice zusammen, entwerfe die Graphik
     für ihre Präsentationen, lege Bilder, Farben und all das für das fertige Produkt fest. Im Grunde bin ich also nur ein Kunsthandwerker.»
    «Was heißt denn hier
nur ein Kunsthandwerker
?», protestiere ich.
    «Wieso? Ist doch so. Und es macht mir doch gar nichts aus.»
    «Dann bist du von uns dreien also die Einzige, die tatsächlich schon mal einen Produktvorschlag eingereicht hat?», sagt Esther
     zu mir. «Das ist aber schon komisch, wenn man bedenkt, woran wir hier arbeiten sollen.»
    «Stimmt», sage ich. «Vor allem, weil ich kein bisschen Erfahrung im Teenagersegment habe. Und von den anderen beiden, die
     ich aus Battersea kenne, arbeitet eine als Geschäftsführungsassistentin, und die andere hat gerade erst als Produktdesignerin
     angefangen. Das ist ziemlich seltsam.»
    «Sie wollten doch einen neuen Ansatz», sagt Dan.
    «Vielleicht haben sie alle anderen schon durchprobiert», meint Esther.
    Wir rauchen fertig und gehen zurück in den Raum.
     
    Ich fasse es nicht: das gottverdammte Heißluftballonspiel.
    «Für diese Übung ist es wichtig, dass ihr Gruppen mit etwa vier Leuten bildet, die ihr definitiv noch nicht kennt», sagt Warren.
     Wir sind sechsundzwanzig. Wie viele verschiedene Möglichkeiten es wohl gibt, uns in Vierer- oder Fünfer-Gruppen zu unterteilen?
     Und inwieweit fallen die bereits bestehenden Beziehungen zwischen uns ins Gewicht? Dazu gibt es sicher ein klassisches mathematisches
     Beispiel, etwa das Problem des Handlungsreisenden. War da nicht auch irgendwas mit Studenten und College-Schlafsälen? Ich
     kann mich nicht genau erinnern und bin auch viel zu müde, um die Frage von der mathematischen Seite anzugehen. Ich habe einfach
     nur den Verdacht, dass sie zu den Aufgaben gehört, die fast nicht zu lösen sind. Am Ende bleibe ich einfach, wo ich bin, und
     warte, bis sich drei Leute, die ich nicht so richtig kenne, zu mir setzen.
    Meine Gruppe besteht aus mir, Richard, Lara und dem dunkelhaarigen Typen aus der Cafeteria, der Ben heißt, wieich jetzt erfahre. Er lächelt mich kurz an, als würden wir uns schon ein bisschen kennen, sagt aber nichts. Richard, der im
     Robotikbereich arbeitet, und Lara, die, wie ich schon vermutet hatte, Produktdesignerin ist, halten sehr unterhaltsame Plädoyers
     dafür,

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