PopCo
soll.
«Gut», sagt er. Und dann: «Weißt du, wir werden sehr viel Spaß miteinander haben.»
«Ja», sage ich. «Ich weiß.» Und als er wieder aus dem Zimmer ist, weine ich und denke an mein verlassenes Schiff und die vielen
Schüsseln Porridge, die ich mir gekocht habe.
KAPITEL ZWÖLF
V or mir auf dem Tisch liegt eine fünfspaltige Matrix folgenden Inhalts:
Wir haben alle ganz ähnliche Matrixsysteme vor uns, die wir im Lauf des Nachmittags zusammen mit unserem Dozenten Ned erstellt
haben. Die meisten Spalten haben wir gemeinsam ausgefüllt, indem wir einfach spontane Ideen in den Raum gerufen haben, doch
die mit dem Zufallswort soll jetzt jeder für sich ergänzen. Ned ist jung, sympathisch und eindeutigkein solcher Stümper wie der bedauernswerte Warren, der am Ende der Vormittagssitzung den Tränen nahe war. Unter Neds Anleitung
rekapitulieren wir das Erstellen einer Matrix, das die meisten von uns bereits kennen, mit der Erweiterung um die Zufallswortspalte,
die praktisch allen von uns neu ist.
Das Konzept der Zufälligkeit macht einen Großteil aller kreativen und lateralen Denkprozesse aus. Das ergibt sich aus der
Vorstellung, dass man seinem Gehirn eigentlich nicht recht trauen kann und jede eigenständige Idee sich ganz schnell als schlecht
oder zumindest nicht sonderlich originell entpuppen kann. Routine mag der Tod kreativen Denkens sein, aber das Denken selbst
ist offenbar auch nicht viel besser. Unser Gehirn ist einfach nicht dafür ausgelegt, selbständig originelle Ideen zu produzieren.
Doch mit der Methode der «Zufallsanregung» . (die natürlich auch auf Edward de Bono zurückgeht) kommt man auf alle möglichen tollen Ideen.
Ganz so zufällig sind meine Zufallswörter allerdings nicht. Wenn man ein Wörterbuch benutzt, erwischt man oft Wörter wie
Karrenwagen
oder
Pfauenauge
, die einem im aktuellen Kontext kein Stück weiterhelfen. Ich habe stattdessen für jede Rubrik willkürlich eine Seite aus
dem Wörterbuch ausgewählt und mir auf dieser Seite dann ein Wort für die Produktmatrix gesucht. Das mag zwar ein bisschen
gemogelt sein, trotzdem kriechen die Ideen bereits wie Kakerlaken über die Seiten meines Notizblocks. Irgendwie unheimlich.
Mit einer Matrix arbeitet man folgendermaßen: Man füllt die einzelnen Spalten aus, so wie ich es getan habe, und anschließend
nimmt man aus jeder Spalte ein Wort, bis man eine völlig neue Zusammenstellung erhält. In diesem Fall beispielsweise einen
kleinen Ball, der etwas mit Kunstfertigkeit zu tun hat und als «speziell» wahrgenommen wird. Man könnte sich also ein Produkt
vorstellen, bei dem jeder Ball einzigartig ist, vielleicht mit einem ganz eigenen Muster oder Erscheinungsbild (etwa sowie die «Cabbage-Patch-Puppen» aus den Achtzigern, von denen jede ihre eigenen Adoptionsunterlagen hatte). Der Kunstfertigkeitsaspekt
besteht darin, dass man mit dem Ball bestimmte Kunststücke erlernen kann und damit vielleicht an regionalen Straßenwettkämpfen
teilnimmt. Wenn wir noch ein Wort aus der Zufallsspalte dazunehmen, könnte das beispielsweise «komplex» sein, und wir würden
ein Produkt mit hohen Anforderungen daraus machen, die schwierig zu meistern sind. Das passt zum kindlichen Bedürfnis, etwas
Besonderes zu sein, besondere (vielleicht sogar geheime?) Fähigkeiten zu haben und ganz allgemein der «Beste» zu sein. Das
Produkt würde auch den Sammel- und Tauschtrieb ansprechen, weil eben jeder Ball ein Einzelstück wäre. Man könnte die Kinder
dazu anregen, zu einem bestimmten Thema ein komplettes Set zusammenzubekommen (Meer, Weltraum, Monster und so weiter). Beim
Kauf kann man nicht erkennen, was für einen Ball man bekommt, sodass man hinterher vielleicht tauschen möchte. Und um den
Kauf weiterer Bälle zu befördern, müssten Kunststücke mit mehreren Bällen entwickelt werden, die man lernen kann.
Oder wie wäre es etwa mit einem «Schlangen-Board»: einem «realistischen» Skateboard, das mit Tieren und den Wörtern «albern»
und «Schlange» zu tun hat? Das wäre ein Produkt für Jungen zwischen neun und zwölf und könnte in Form eines Bastel-Sets verkauft
werden. «Realistisch» würde es durch das Brett und die Räder und alle anderen Einzelteile, die die Jungs selbst auf verschiedene
Weise kombinieren könnten. Jedes dieser «Schlangen-Boards» müsste in Form und Wesen einer bestimmten Schlange entsprechen.
Es gäbe den Python, die Viper, die Natter und so fort. Den
Weitere Kostenlose Bücher