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Populaermusik Aus Vittula

Titel: Populaermusik Aus Vittula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikael Niemi
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darauf in einem roten Trainingsanzug wie eine Rakete die Straßen entlang, erschreckte alte Frauen und
    Kinder und war der Grund für UFO-Artikel im Haparandabla-det. Außerdem machte er die Hunde verrückt. Es musste etwas mit seinem Geruch zu tun haben, etwas Schonisches in seiner Darmflora. Sobald er vorbeizischte, wurden sie wahnsinnig. Sie rissen sich los und verfolgten ihn Kilometer um Kilometer, kläfften wie die Idioten in einer immer größer werdenden Herde. Einmal kam er nach einer Trainingsfahrt nach Korpolombolo zurückgeradelt mit zwei Norbottenspitzen, einem Jagdhund, einem Jämtlandhund, zwei graumelierten Spitzen plus einigen Promenadenmischungen hinter sich. Alle mit vor Mordlust weit aufgerissenen Augen. Greger hielt an der Polizeistation an und wurde sofort von dem kohlrabenschwarzen Labrador angefallen, der eine Art Führungsfunktion in der hysterischen Herde einnahm. Greger wartete den richtigen Moment ab. Dann kickte er mit seinen schmalen Fahrradschuhen gegen die Nase des Köters, sodass dieser jaulend zu seinen Kumpels kugelte. Würdevoll betrat er anschließend die Station. Der Diensthabende musste die ganze Bande am Brückengeländer anleinen, außer dem Labrador, den sich der Tierarzt ansehen musste. Den Rest des Tages kamen schweigsame Männer aus den umliegenden Dörfern, um ihre Köter abzuholen. Greger war danach eine berühmte Person.
    Eine andere Diskussion ging darüber, wie schnell man eigentlich auf so einer Konstruktion fahren konnte. Eines Nachmittags erzählte Staffan aus der Neunten, dass er auf der Straße nach Kenigshallet am vorhergehenden Abend getestet hatte, wie schnell sein frisiertes Moped fahren konnte. Er war gebückt mit brüllendem Motor dagesessen, und er versicherte, dass das Moped zweiundsechzig Kilometer die Stunde schaffte. Da war Greger von hinten aufgetaucht. Mit kräftigem, federleichtem Tritt war er vorbeigezogen und hinter der nächsten Anhöhe verschwunden.
    Ein ökonomisch eingestellter Vittulajänkkäjunge organisierte daraufhin eine ungewöhnliche Wette. Greger sollte mit dem
    Schulbus um die Wette nach Kaunisvaara fahren. Der Bus war zwar nicht gerade für seine atemberaubende Schnelligkeit bekannt, aber immerhin. Der Junge handelte mit den Quoten und nahm sich schamlos seine Provision von den Einsätzen, und trotzdem gelang es ihm, die Leute zum Wetten zu bewegen und Greger zu überreden, mitzumachen.
    Der Wettkampf fand an einem Mittwoch Ende September statt. Der Bus hielt wie üblich auf der Rückseite der Centralsko-lan, und die Schüler strömten hinein. Der Fahrer, der nichts von der Wette wusste, drückte aufs Gas und bemerkte gleichzeitig, wie ein rotgekleidetes Wesen ihn auf der Fahrerseite überholte.
    Das nächste Mal, dass der Rotgekleidete zu sehen war, war in Mukkakangas. Er stand neben einem Streifenwagen der Gälliva-repolizei, während der Bus vorbeifuhr. Einer der Polizisten schrieb etwas in sein Notizbuch, der andere schlug mit einem Stock auf einen angreifenden Jagdhund ein.
    In Höhe von Jupukka war Greger wieder gleichauf. Der Bus hatte reichlich Fahrt, aber der Rotgekleidete lag im Windschatten und ließ nicht locker. Als es einen Abhang hinunterging, rauschte er vorbei, während die Kinder vor Aufregung quiekten. Der Fahrer rieb sich die Nase vor Verwunderung und traute seinen Augen nicht.
    Acht Kilometer später stand der Rotgekleidete am Straßenrand und wechselte den Reifen des Hinterrads. Ab und zu schlug er mit der Fahrradpumpe nach einem ihn anspringenden Rotfuchs.
    Danach wurde er nicht mehr gesehen. Die Schüler versammelten sich an der Heckscheibe und starrten durch den Schmutz nach draußen. Aber die Fahrbahn war leer. Moore und Wälder zogen vorbei, Kaunisvaara kam immer näher. Schließlich tauchte das Straßenschild vor ihnen auf, und alle mussten einsehen, dass es zu spät war.
    Da war ein Punkt zu sehen. Eine rote Gestalt. Ein Fahrzeug, das sich näherte, aber viel zu langsam. Gleichzeitig tauchte vor dem Bus ein tuckernder Traktor auf. Ein Rentner saß hinterm Steuer. Da er ja hier zu Hause war, fuhr er mitten auf der Straße, der Bus musste bremsen und hupte. Der Traktor zog eine Spur zur Seite. Der Bus setzte mit nur wenigen Zentimetern Spielraum zum Überholen an. Die Straße wurde von den Fahrzeugen vollkommen blockiert. Und von hinten kam der Rotgekleidete immer näher.
    Der Traktor tuckerte schneller.
    »Das schafft Greger nie!«
    Das Ortsschild war bereits da. Kaunisvaara. Und die Fahrbahn blockiert,

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