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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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Lisle Kontakt mit ihm aufgenommen hatte, um ihm einen Vorschlag zu unterbreiten.
    Die Eintönigkeit roter Ziegeldächer und Strommasten zog jetzt vorbei, während die Taxifahrerin freie Fahrt auf der Autobahn suchte. Als der Flughafen in Sichtweite kam, beugte sich Crystal vor. »International Terminal.«
    »Oh, International Terminal, whoopy doo«, sagte die Fahrerin.
    Crystal zahlte, die Münzen genau abgezählt, und meinte, sie möge das Wechselgeld behalten, und stieg aus. Nachdem er sich zum Dienst gemeldet hatte, verstaute er den karierten Koffer in seinem Garderobenschrank und half, den Airbus startklar zu machen.
    Es war ein Tag wie jeder andere.
    Einstweilen.
    Aber Wissen ist Macht, und vierzig Minuten vor dem Start machte sich Crystal auf den Weg zum Lagerraum der Airline. Zwischen den Spucktüten, Kissen und Decken, Plastikhüllen für Anzüge, den Abzeichen und Mützen für das Flugpersonal befand sich ein Schlüsselbund. Er hatte die Schlüssel schon mal gezählt: Es waren vierzig. Kofferschlüssel, die wie winzige, platt gedrückte Figuren an einem Messingring hingen. Die Airline hatte die Schlüssel über viele Jahre hinweg gesammelt. Es gab immer einen Passagier, der seinen Kofferschlüssel verloren hatte. Und es gab immer einen Schlüssel, der passte.
    Er wartete, bis er allein in der Garderobe war, und machte sich daran, den karierten Koffer zu öffnen. Beim sechzehnten Schlüssel sprang das Schloss auf und Crystal fand Hemden, Unterwäsche und Socken, ordentlich gepackter, aber billiger Kram. Enttäuscht fing er an, herumzuwühlen, und dann stieß er auf das Zeug. Er schnappte nach Luft und spürte ein Prickeln auf der Haut: Broschen, Halsketten, Ohrringe, Anhänger, Ringe. Gewicht und Dichte des Metalls, die Art und Weise, wie die Steine das Licht reflektierten, all das sagte ihm, dass De Lisle kein Handlungsreisender für Modeschmuck war.

    FÜNFZEHN

    Ebenso zwanghaft, wie er Messer und Gabeln an den Mustern von Tischdecken ausrichtete oder Feuerholz geordnet nach Größe stapelte, ging Wyatt ein Mal am Tag spazieren, jeden Tag. Dieser Spaziergang führte ihn über die höher gelegenen Straßen um Battery Point herum, dann hinunter auf den Salamanca Place, vorbei am Yachthafen und schließlich wieder die steilen Abhänge von North Hobart hinauf. Wenn er diese Route änderte, dann, um eine Abkürzung die Kelly Steps hinunter zu nehmen, anstatt durch den Park zu gehen, oder die Liegeplätze im Uhrzeigersinn und nicht gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden.
    Der Job in Double Bay lag jetzt zwei Wochen zurück, und an diesem Morgen zeigten sich Blüten an den Obstbäumen der Gärten von Battery Point. Wyatt blieb stehen, versunken in der Betrachtung eines Hauses, das einen freien Blick aufs Wasser gewährte. Eine Kletterrose rankte sich am Verandapfosten hoch und in den Fenstern war altes Glas, dick und uneben, so dass die Formen der massiven Anrichte und der silbernen Kerzenleuchter im Zimmer dahinter verschwammen. Oben, rund um das Haus, verlief eine Veranda, ein Widow’s Walk, und Wyatt konnte sich vorstellen, dort zu sitzen und zu beobachten, wie die Hochseeyachten den Derwent kreuzten.
    Er fragte sich, ob vor hundertfünfzig Jahren eine Frau über den Bretterboden dieses Widow’s Walks geschritten sei, Ausschau gehalten habe nach zurückkehrenden Segeln, gehofft habe, es möge an der Tür klopfen.
    Wyatt schlug den Weg über die Kelly Street ein. Begleitet vom Geklapper einer Schreibmaschine, das oben aus dem kleinen Walfänger-Cottage drang, ging er zügig die Kelly Steps hinunter. Dann wurde sein Schritt langsamer: Ein Mann erklomm die Stufen, blieb an der Biegung stehen und sah nach oben. Wyatt war sofort in Alarmbereitschaft, taxierte die Gefahr vor sich, lauschte auf Schritte hinter sich. Bei seinen Vorbereitungen für einen Coup achtete er stets darauf, die Benutzung von Fahrstühlen, Tiefgaragen und Treppenhausschächten zu vermeiden. Er lief nie Gefahr, irgendwo festzusitzen. Instinkt und Vorsicht hatten ihn auf diesem Planeten vierzig Jahre überstehen lassen, aber dieses Mal hatte er seiner Wachsamkeit gestattet, nachlässig zu werden.
    Er blieb stehen, hockte sich hin, als wolle er sich die Schnürsenkel binden, gleichzeitig wandte er den Kopf zur Seite und blickte über die Schulter die Stufen hinauf. Nichts. Er blickte wieder hinunter und entspannte sich. Im Gesicht des Mannes spiegelte sich Wut, die sich gegen ein verträumtes Kind richtete, einen kleinen Jungen, der seine Finger

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