Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
Vom Netzwerk:
Gerichtsgebäudes.
    Sie hörten den Crash. Das Geschrei setzte nur wenige Sekunden später ein. »Er hat jemanden verletzt!«, rief die Goldman und rannte los.
    Baker setzte sich ebenfalls in Bewegung, blieb aber noch kurz an Goldmans Schreibtisch stehen. Er drehte die Akte herum. Da stand es: Diana Sullivan, eine Adresse in St. Leonards.
    Angesichts des Zustands des Eingangsbereiches rang unten alles die Hände, stöhnte oder zeterte. Der Lieferwagen war direkt in das Foyer gefahren und hatte sich in den Empfangstresen gebohrt. Baker sah eine Menge Blut und Glas. Wäre er von anderem Schlag gewesen, hätte er bei all dem Durcheinander die eine oder andere Hand- oder Brieftasche mitgehen lassen können. So beobachtete er nur, wie eine leichenblasse Ms. Goldman eine Frau in die Damentoilette brachte. Sie sah ihn. »Tut mir Leid, Terry«, sagte sie hektisch. »Rufen Sie mich morgen an?«
    »Kein Problem.«
    »Wunderbar.«
    Baker schlüpfte durch einen Seiteneingang hinaus. Carols Kingswood stand fünf Blocks weiter bei einem Supermarkt. Es dauerte eine Weile, bis er den Stadtplan unter all den UDL-Dosen, dem Spielzeug und anderem Gerümpel auf dem Boden gefunden hatte. St. Leonards.
    Doch als er vor der Haustür stand, reagierte niemand auf sein Klopfen, und als er um das Haus herumging, steckte eine Nachbarin ihren Kopf über den Zaun und wollte wissen, wer er sei und was er wolle.
    Er wedelte mit den Kleinanzeigen einer Zeitung vor ihrer Nase. »Ich komme wegen des VWs.«
    »Ich glaube, da sind Sie hier falsch. Diana hat keinen VW.«
    Baker gab sich verdutzt.
    »Außerdem«, fuhr die Frau fort, »hat sie jemand angefallen, und bis zum Prozess bleibt sie bei ihrer Mutter.«
    Als sie sich bewusst wurde, dass sie sich verplappert hatte, runzelte die Frau die Stirn und langte mit ihrem dicken Arm über den Zaun. »Zeigen Sie mir mal die Anzeige.«
    Baker wich zurück. Er sagte: »Schon okay, keine Ursache, mein Fehler« und ein paar andere, wenig überzeugende Dinge und sah zu, dass er von dort wegkam.
    Kaum saß er wieder im Kingswood, gab er auch schon Gas. Sollte die neugierige Kuh die Bullen alarmieren, war es an der Zeit, sich um einige Kumpels zu kümmern, die schwören würden, dass er den ganzen Nachmittag mit ihnen gesoffen hatte.
    Also denn: Vergiss die Sullivan.
    Kümmer dich stattdessen um De Lisle.

    ZWEIUNDZWANZIG

    »Einen Kaffee«, sagte Wyatt zu dem jungen Mädchen, das vor ihnen am Tisch stand, einem Tisch in der Ecke, der sich gleichzeitig auch in der Nähe der Tür und in der Nähe eines Fensters befand.
    Mit leicht amüsiertem Gesichtsausdruck sah Liz Redding Wyatt über den Tisch hinweg an. Wyatt verstand, dass sie ihn für enthaltsam hielt, also fügte er hinzu: »Und eine Apfeltasche«, und sah, wie ihr Mund sich zu einem breiten Grinsen verzog.
    »Jetzt hab ich ein weniger schlechtes Gewissen wegen der Scones mit Clotted Cream«, sagte sie. »Das Frühstück ist schon eine Weile her und es ist eine lange Fahrt gewesen.«
    Das war Small Talk. Doch Liz Redding gehörte nicht zu denen, die sich lange damit aufhielten, also unternahm Wyatt nicht einmal den Versuch, Interesse zu heucheln.
    Er nickte freundlich und sah sich um. Von seinem Platz aus hatte er den gesamten Raum im Blick, dazu sämtliche Türen und einen Teil der Straße. Völlig unbekümmert saß Liz Redding mit dem Rücken zum Café. Ein gutes Zeichen, weil es bedeutete, dass sie nicht mit einem Zwischenfall rechnete. Dann fiel ihm auf, dass sie alles in dem Spiegel hinter ihm beobachten konnte. Er kam zu dem Schluss, dass auch dies ein gutes Zeichen sei.
    Außer ihnen gab es keine weiteren Gäste. Cafés wie dieses machten das meiste Geschäft an den Nachmittagen am Wochenende, ein wenig auch an anderen Nachmittagen, an Vormittagen spielte sich so gut wie gar nichts ab. Die drei Glasfronten ließen viel wärmendes Sonnenlicht herein. Wyatt nahm den Duft von Kaffee wahr, der in der Luft hing. Die Kellnerin hatte die Bestellung unter einer Durchreiche hinter der Registrierkasse abgegeben und saß jetzt auf einem Hocker, hielt den Kopf gesenkt und machte sich Gedanken über den Spliss in ihrem Haar. Aus einem Radio auf einem Regal hinter ihr drang Gemurmel, zu leise, als dass Wyatt auch nur ein Wort hätte verstehen können. Es war keine Musik und er nahm an, dass es sich um eine Talkshow handelte. Hinten aus der Küche hörte man das Klappern von Geschirr.
    Das Kiefernholz der Tische, Stühle und Bänke schimmerte honigfarben. Es war ein

Weitere Kostenlose Bücher