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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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»Ständig haben mich alle auf dem Kieker, ich hab die Schnauze voll davon.«
    Er hatte ihr Angst eingejagt. Das wollte er nicht. Er wartete, bis sein Herz weniger pochte, und holte tief Luft. »Wie ich schon gesagt habe, sie fuhr hinter mir und blendete die Scheinwerfer auf, hupte, also hab ich angenommen, ich hätte einen Platten oder der Kofferraum wäre offen. Wir halten beide an und sie steigt aus ihrem Wagen, kommt zu mir und macht ein Riesentheater, von wegen Vorschriften, was immer sie damit gemeint hat. Ich hätte das verdammte Balg nicht unter Kontrolle, nicht angeschnallt. Wie ich eben gesagt habe: klarer Fall von Notwehr.«
    »Sie waren derjenige, der sich hätte unter Kontrolle haben müssen, Terry.«
    Er sah sie an und sein Blick war hasserfüllt. »So soll das also laufen, ich hab an allem Schuld und Sie drehen mir die Worte im Mund herum. Na schönen Dank auch.«
    »Terry, hat sie Sie angegriffen?«
    Er rutschte in dem Sessel hin und her. »Irgendwie schon.«
    »Wie meinen Sie das? Hat sie Sie geschlagen, angespuckt, wurden Sie von ihr bedroht?«
    »Wär ich näher an sie ran, hätte ich ihre Spucke abgekriegt. Sie hat ’nen mächtigen Rochus gehabt.«
    »Hat sie Ihnen verbal gedroht?«
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«
    »Hat sie gesagt, sie werde Ihnen etwas tun, wenn Sie das Kind — wie war gleich der Name? Troy? — nicht anschnallen?«
    »Genau, Troy, das kleine Balg. Nun, sie war der Meinung, ich wär verantwortungslos, so was in der Art, weil das Kind nicht angeschnallt war und ich mit ihm so durch die Gegend fuhr.« Er drehte die Handflächen nach oben, eine Geste des Bedauerns. »Ich weiß, ich weiß, ich hätte ihn anschnallen sollen, aber Sie wissen doch, wie Kinder sind, zappeln ständig rum, können nicht stillsitzen.«
    »Terry, ich versuche herauszufinden, ob Sie auf irgendeine Weise provoziert wurden, und wenn dem so ist, ob das den tätlichen Angriff auf Mrs. Sullivan in gewisser Hinsicht rechtfertigen könnte. Anders gesagt, ob es mildernde Umstände gibt.«
    »Drücken Sie sich verständlich aus, ja?«
    Sie beugte sich vor. »Wir könnten erreichen, dass Sie mit einer Geldstrafe oder einer Strafe, die zur Bewährung ausgesetzt wird, davonkommen, sofern es uns gelingt, Ihren Angriff auf die Frau — so verwerflich er auch ist — vor dem Hintergrund der Art und Härte der Provokation als nachvollziehbar zu charakterisieren.«
    »Wir sollten das Miststück dazu kriegen, klein beizugeben.«
    »Das habe ich überhört, Mr. Baker.«
    Baker neigte den Kopf zur Seite. »Aber Sie haben ihre Adresse, stimmt’s?«
    »Ich warne Sie, Terry.«
    Doch Baker malte sich bereits einen Rachefeldzug aus und war mit seinen Gedanken völlig woanders. Erst mal darauf warten, dass die Sullivan ihre Karre in einem Parkhaus abstellt, dann eine Kartoffel in den Auspuff schieben, damit sie nicht starten kann, sich die Alte vornehmen und sie zwingen, ihre Anzeige zurückzunehmen, oder auf andere Weise einfach mundtot machen.
    Jedoch nur, wenn er sie aufspüren konnte. Meine Güte, im Telefonbuch von Sydney musste es haufenweise Einträge mit Sullivan geben.
    Das penetrante Röhren eines Auspuffs drängte sich in seine Phantasien. Es kam von draußen, von der Straße. Als es nicht aufhören wollte, stand Baker auf und ging zum Fenster.
    Oh, das gefiel ihm, das gefiel ihm außerordentlich. Ein Kerl stand mit seinem frisierten Lieferwagen am Bordstein gegenüber, jagte den Motor hoch, ließ die Karre nach vorn schießen, als betätigte er die Kupplung, um davonzufahren. Doch nicht der Lieferwagen interessierte Baker, sondern das, wofür er stand. Offensichtlich hatte das arme Schwein vor Gericht den klassischen Tritt in den Arsch kassiert und brüllte nun mit Hilfe eines Megaphons seinen Kummer in die Welt hinaus: »Männer und Frauen sind eben nicht gleichberechtigt ... Gerechtigkeit für Frauen ... Ungerechtigkeit für Männer ... Die heutige Justiz hält einen Vater von seinen Kindern fern ... «
    »Los, mach weiter!«, murmelte Baker.
    Die Rechtsanwältin stellte sich neben ihn ans Fenster. »Oh, Gott, nicht der schon wieder.«
    Baker lachte. »Hat wohl Probleme mit De Lisle gekriegt, was?«
    »Wenn, dann wäre De Lisle auf seiner Seite. Nein, er belästigt uns schon seit Monaten.«
    Sie wollte gerade etwas hinzufügen, doch in diesem Moment gab es eine Lücke im Verkehr, der Lieferwagen heulte auf und fuhr mit qualmendem Auspuff vom Bordstein los, quer über die Straße und hinein in die Glastür des

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