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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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weg.
    »Worüber?«, fragte sie.
    »Über den Tiffany-Schmetterling, der zusammen mit Ihren fünfzig Riesen weggeschlossen war.«
    Sie stieß ihn weg. Ein muffiger Geruch nach abgestandenem Parfum hing in der Luft. »Sie verdammter Mistkerl! Geben Sie’s zurück. Es war ein Geschenk von großem, ideellem Wert. Und vielleicht interessiert es Sie, dass das Geld das Ergebnis der harten Arbeit meiner Wähler ist, eine Anzahlung, und zwar für eine Einrichtung für — «
    Es gab nur einen Weg, jemanden wie sie zur Räson zu bringen. Er ohrfeigte sie rechts und links und machte ihr klar, dass er weder Zeit noch Geduld für so etwas habe. »Sie stecken tief drin«, sagte er, jedes Wort betonend, sein Gesicht dicht an ihrem. »Das Tiffany-Schmuckstück wurde im Februar aus einer Bank in Melbourne gestohlen und Sie haben nicht die geringste Möglichkeit, rechtmäßig Anspruch darauf zu erheben. Es bleibt Ihnen keine andere Wahl, als mir zu erzählen, von wem Sie es haben. Tun Sie’s nicht, werde ich Ihnen wehtun und später der Presse berichten, woher die Nebeneinnahmen stammen. Es gibt immer einen, der zuhört.«
    Er wusste, wie es in ihrer Welt zuging. Er beobachtete die Wintergreen, konnte die sich überschlagenden Gedanken hinter ihrer Stirn förmlich lesen und erfuhr schließlich von De Lisles Apartment in Woollahra, seinem Haus an der nördlichen Küste von New South Wales, seiner Yacht und seiner Arbeit in Fidschi und Vanuatu.

SIEBENUNDZWANZIG

    Von Coburg aus fuhr Liz erst einmal zurück zu ihrer Wohnung in Parkville. 3LO brachte die Schießerei in Emerald in den 16-Uhr-Nachrichten. Sie schloss den Wagen ab und fuhr mit der Straßenbahn von der Elizabeth Street zum Präsidium, vorbei am Kaufhaus Daimaru auf der einen und am Vic Market auf der anderen Seite. Alles lief auf eine Frage hinaus: Wer wusste von ihrer Verabredung mit Wyatt? Pardoe von der Versicherungsgesellschaft, aber er wusste weder wo noch wann — es sei denn, er hatte sie in den letzten Tagen beschatten lassen. Aber warum hätte er das tun sollen? Schließlich wäre er das Risiko eingegangen, das Schmuckstück zu verlieren.
    Wyatt und Jardine. Es war jedoch offensichtlich, dass sie nichts mit dem Killer zu tun hatten.
    Es lief ihr eiskalt über den Rücken. Blieb nur noch jemand, mit dem sie im Raubdezernat zusammenarbeitete. Nicht selten holten sich Banken und Bauunternehmen bei ihnen Rat in Sicherheitsfragen.
    Superintendent Montgomery? Das erschien ihr nun doch absurd. Er war vom Verkehr zum Raubdezernat gewechselt, außerdem war er völlig vernarrt in seine Enkel. Nur äußerst widerwillig unterstützte er verdeckte Ermittlungen, hasste die Grauzonen und die Tatsache, dass man sich gezwungenermaßen auf beiden Augen blind stellen musste. Ihm würde es völlig reichen, wenn seine Mitarbeiter die kleinen Fische an Land zögen und die großen links liegen ließen.
    Sie hatte immer noch Gänsehaut. Wie nur sollte sie Montgomery ihren Verdacht vortragen? Sie hatte einen Mann erschossen, anschließend den Tatort verlassen, ohne den Vorfall zu melden oder sich auszuweisen. Selbst der gutmütige Opa Montgomery konnte ihr die internen Ermittler nicht vom Leibe halten, hätte er erst einmal Kenntnis von dem Vorgang. Man würde sie ihres Ranges entheben, sie suspendieren, möglicherweise sogar anklagen. Da half es auch nichts, dass es sich bei dem Mann, den sie erschossen hatte, möglicherweise um einen Auftragskiller, um einen potentiellen Polizistenmörder gehandelt hatte. Sie hatte ihn getötet und war im Anschluss daran vom Tatort geflohen, und das ging nun mal nicht.
    Sie dachte über die Risiken nach, die diese Arbeit mit sich brachte. Da gab es eine Menge, worüber man als verdeckter Ermittler stolpern konnte, wenn man wochenlang in einer Rolle aufging. Liz hatte junge Cops kennen gelernt, die ihre Rollen durcheinander brachten, die abhängig wurden, die mit Frauen schliefen, die am Rande der Drogenszene lebten, und sich sogar in sie verliebten.
    Alkohol. Der floss immer reichlich, wenn Kriminelle einen Coup planten.
    Geld. Ein bisschen was davon beiseite schaffen? Den Bürohengsten in der Abteilung auftischen, dass das Drogengeld auf dem Weg vom Tatort zum Safe in der Asservatenkammer vom Wind weggeweht oder unerklärlicherweise mit Blut getränkt wurde?
    Und dann die Gefahr selbst, der Kick, wenn man Tag für Tag, Nacht für Nacht am Rande des Abgrundes balancierte.
    Nicht zu vergessen die Risiken, die sich der eigenen Kontrolle entzogen: Tarnung

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