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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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verschaffen konnte, fuhr sie fort: »Ein Polizist in Zivil hat versucht, mich zu töten. So etwas denke ich mir nicht aus. Dieser Mann kann mit Springett in Verbindung gebracht werden. Heute Nachmittag hat Springett Fragen über die Schießerei gestellt. Wie hat er so schnell davon erfahren?« Sie trat wieder ein paar Schritte zurück. »Springett berät doch Unternehmen in Sicherheitsfragen, richtig? Besucht sie vor Ort und so weiter und so weiter, nicht wahr?«
    Montgomery machte immer noch einen übellaunigen Eindruck, sein Gesicht war rot, seine Miene finster, doch er hörte zu. »Wäre gut, wenn das Hand und Fuß hätte.«
    Liz begann mit ihren Ausführungen darüber, wie Springett an seine Insiderkenntnisse gekommen war und wie er sie weitergegeben hatte. »Er ist noch im Gebäude«, sagte sie zum Schluss.
    Ein Ansatz von Entschlossenheit nötigte Montgomery, von seinem Drehstuhl aufzustehen. »Wenigstens sollte er Gelegenheit bekommen, seine Sicht der Dinge darzustellen. Kommen Sie mit.«
    Sie wich zurück. »Warum? Wohin?«
    »Wir werden sehen, wie er reagiert. Jeder hat das Recht, seinem Ankläger gegenübergestellt zu werden.«
    »Sicher. Ich beschuldige ihn, er leugnet und schon sind wir in einer Sackgasse. Ich finde, wir sollten die Sache vorsichtig angehen. Ich meine, er hat immerhin den Auftrag erteilt, mich zu töten, Chef.«
    »Das ist Ihre Version. Aber gibt es nicht noch eine zweite Lesart? Momentan weiß ich nur, dass Sie mittendrin stecken. Vielleicht sind Springett und Lillecrapp Ihnen auf die Spur gekommen und Sie haben Lillecrapp deswegen erschossen. Verstehen Sie, was ich meine? Kommen Sie mit.«
    Liz starrte ihn konsterniert an. Alles Großväterliche an Montgomery war jetzt verschwunden. »Vielen Dank. Flagge zeigen, wenn’s um die eigenen Belange geht, nicht wahr? Flagge zeigen, wenn’s um einen älteren Beamten geht. Flagge zeigen, wenn’s um die Jungs geht.«
    Doch sie begleitete ihn, wohl wissend, wie kindisch sie sich anhörte. Auf dem Weg zu Springetts Büro sagte sie sich, dass sie Zahlen und Fakten brauche, die sie ihnen ins Gesicht schleudern konnte, keine Vermutungen. Wer im Archiv war ihr noch einen Gefallen schuldig?
    Aber sie sagte sich noch etwas anderes: Vielleicht ist auch Montgomery involviert.

    ACHTUNDZWANZIG

    Bisher war alles wie am Schnürchen gelaufen. Doch jetzt glitten ihm die Dinge aus den Händen, De Lisle verarschte sie nur und Lillecrapp hatte in Emerald Scheiße gebaut. Springett hatte im ganzen Department genügend Bemerkungen fallen lassen, wie schockierend und irritierend die Ereignisse für ihn seien, doch schon bald würden die da oben ein Wörtchen über Lillecrapp mit ihm reden wollen, und zu allem Überfluss hatte er eine verstockte Liz Redding im Gebäude gesichtet.
    Also lieber verduften, als auf die Bestätigung warten, dass man ihn im Visier habe. Einen Flieger nehmen, bevor die Airlines alarmiert wurden. De Lisle aufspüren, bevor der kleine Schisser mit dem Zeug über alle Berge war. Niekirk davon überzeugen, ihn dabei zu unterstützen.
    In Springetts Schreibtisch befanden sich Unterlagen, die alle etwas mit den Fischzügen der Magnetbohrerbande zu tun hatten. Das war nicht belastend — schließlich leitete er die Untersuchung. Was er schredderte, waren seine Aufzeichnungen über Alarmanlagen, Wachpersonal, Personalschlüssel, Fahrpläne, die Fotos von Wyatt, Jardine und Redding, oberflächlich betrachtet, harmloses Material, im Falle einer Festnahme jedoch würde er Rechenschaft darüber ablegen müssen. In der untersten Schublade seines Schreibtisches lagen Geld und falsche Papiere, im Schrank stand eine Sporttasche mit Kleidung zum Wechseln. Im obersten Stockwerk gab es einen Fitnessraum; jedermann wusste, dass er dort einmal am Tag trainierte, also würde sich niemand darum kümmern, wenn er mit der Sporttasche den Flur entlangging.
    Zu dumm nur, dass er es nicht riskieren konnte, noch mal nach Hause zu fahren. Zwar gab es dort nichts Inkriminierendes, aber es war schade, dass er seine Glock nicht mitnehmen konnte. Aus Österreich, 9mm, leicht und handlich, überwiegend aus Kunststoff, konnte man mit ihr durch einen Metalldetektor gehen, ohne einen Alarm auszulösen. Jetzt würde sie für immer unter der Diele in seinem Arbeitszimmer liegen, oder zumindest so lange, bis ein Bauunternehmer das Haus abreißen und Reihenhäuser errichten würde, wie geschehen in den letzten paar Jahren, die Straße rauf, die Straße runter. Die Welt war

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