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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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steifes neues Sakko und ein Paar billiger Hosen, zudem war sein Haar frisch, aber miserabel geschnitten. Wyatt konnte ein von Alkohol, Zigaretten und schlechter Ernährung verwüstetes Gesicht erkennen, zwei Ohrringe in einem Ohr und Tattoos auf den Handrücken. Seine fahrige Erscheinung erinnerte an einen abgehalfterten, kleinen Luden, der sich für den Kirchgang in Schale geworfen hatte.
    Wyatt rückte vom Zielfernrohr ab. Hätte er das nicht getan, wäre ihm eine Regung zwischen den Bäumen auf der linken Seite entgangen: Riggs, der mit dem Jagdgewehr auf den Mann zielte, der jetzt über den Rasen näher kam.
    Riggs schoss und Wyatt schoss ebenfalls. Wyatts Schuss traf ins Schwarze, traf Riggs im Rücken, genau zwischen den Schulterblättern. Riggs’ Schuss erwischte den Fremden im Bauch. Offenbar in Panik geraten, tauchte jetzt der dritte Mann auf, Mansell. Wyatt beobachtete, wie er idiotische, kleine Sprints erst nach rechts, dann nach links unternahm, um dann im Zickzack Richtung Haus zu laufen. Wyatt ließ ihn ziehen. Er kletterte vom Baum herunter und ging mit großen Schritten über den Rasen hinter dem Haus. An der Rückseite des Hauses angekommen, drückte er sich gegen die Mauer. Er lauschte, verfolgte, wie Mansell durch die einzelnen Räume ging, und betrat das Haus.
    Er fand Mansell zusammengekauert am Fenster des Arbeitszimmers. Wyatt betätigte den Verschluss des Gewehrs, Mansell sollte das ölige Schnappen hören. »Leg die Waffe hin und dreh dich um.«
    Mansell drehte sich um, behielt die Schrotflinte jedoch in der Hand. Wyatt sah die Angst und Verwirrung in Mansells Gesicht und drückte nicht ab. Er wartete, ließ das Schweigen, das zwischen ihnen herrschte, für sich arbeiten. In erster Linie war Mansell ein Bluffer, aber Wyatt wusste, dass es sich als falsch erweisen könnte, einen Bluffer zu sehr in die Enge zu treiben; möglich, dass der seine Lage erkennt, sich ohnmächtig ausgeliefert sieht oder an seiner Unzulänglichkeit verzweifelt und überflüssiges Risiko eingeht, um sich aus dieser Situation zu befreien.
    Doch schließlich verzog Mansell beleidigt das Gesicht, warf die Schrotflinte hin und erzählte Wyatt alles, was er über die Raubzüge der Magnetbohrerbande wissen musste. Danach sperrte Wyatt ihn in den Keller. Es hatte einen Grund gegeben, Riggs zu töten, doch es gab keinen Grund, Mansell zu töten.
    Blieb De Lisle als loses Ende. Wyatt bezweifelte, dass der Mann noch in Australien war. Die Wintergreen hatte Suva, Port Vila und eine Yacht erwähnt. Er nahm sich das Arbeitszimmer vor. Eine Rolodex-Rollkartei, Tischkalender, das Foto eines herrlichen Zweimasters mit dem Namen Pegasus am Bug in einem Silberrahmen.
    Wyatt ging die Rollkartei durch, hob den Hörer des Telefons ab und tippte die Nummer des Yachthafens in Suva ein. Ja, Sir, Mr. De Lisle ist gestern Abend hier angekommen. Er ist sofort in See gestochen. Wie lange man etwa braucht bis Port Vila? Zwei oder drei Tage, Sir.«
    Bevor er das Grundstück verließ, durchsuchte Wyatt die Taschen des Fremden. Er fand ein Ansett-Ticket auf den Namen Terence Baker. Dieser Name sagte ihm überhaupt nichts.

    DREIUNDDREIßIG

    Bei der ersten Suchaktion hatte man ihn nicht gefunden, ebenso wenig bei einer gründlicheren Durchsuchung des Gebäudes. Liz musste zur Kenntnis nehmen, dass ihr die Zeit davonlief. Auf irgendeine Weise war es Springett gelungen, sich aus dem Gebäude zu stehlen und abzuhauen. Sie hatte einen Einsatzwagen zu seinem Haus geschickt und wartete nun ungeduldig auf eine Meldung. »Hier ist er nicht«, sagten sie, »hier ist alles dicht.«
    Sie zuckte mit den Achseln. Der Tag war verdammt hart gewesen. Sie machte sich auf den Weg nach Hause. Hier gab es nichts mehr für sie zu tun.
    Am nächsten Morgen trug sie alles Material über Springett zusammen und setzte sich damit in Montgomerys Büro. Beim Sichten der Unterlagen trommelte sie mit den Fingern auf dem Schreibtisch. Um neun Uhr tauchte Montgomery auf, mit Verband und blauem Auge.
    »Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause, Ms. Redding«, sagte er mit der Andeutung eines Lächelns.
    Sie wurde rot und sammelte ihre Akten zusammen.
    »Ich glaube, er ist uns entwischt, Sir.«
    Montgomery ließ sich auf seinen Drehstuhl fallen. »Wenn Sie an seiner Stelle wären, wo würden Sie hingehen?«
    »Ich würde Australien verlassen.«
    »Haben Sie die Fluggesellschaften alarmiert?«
    »Was soll das bringen? Ein wenig das Äußere verändert, falsche Papiere, was könnte ihn

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