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Portland Head Light

Portland Head Light

Titel: Portland Head Light Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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Vielzahl von Lügen sind diesen Preis nicht wert, und ich will dich nicht belügen. Ich will ehrlich sein.
    Doch wie kann ich ehrlich zu dir sein, wenn ich doch genau weiß, dass ich dir damit wehtue? Dass du, wenn du erfährst, was an jenem furchtbaren Tag in unserer Küche geschah, der Nächste sein wirst, den Alpträume plagen. Was wäre ich für eine Mutter, wenn ich dir, nachdem ich dir deinen Vater wegnahm, das auch noch antue?
    Ich weiß, dass das nur eine billige Ausrede dafür ist, nicht die Wahrheit sagen zu müssen, aber glaube mir bitte, Dominic, manchmal ist Schweigen oder eine Lüge immer noch um viele Längen besser als die unüberlegt ausgesprochene Wahrheit, denn die kann nie wieder rückgängig gemacht werden, sobald sie einmal ausgesprochen ist. Es ist mir durchaus klar, dass ich mich eines Tages nicht mehr hinter meinem Schweigen oder einer Lüge werde verstecken können und mir ist ebenfalls bewusst, dass die Wahrheit mich das Einzige kosten wird, was mir noch geblieben ist. Dich.
    Ich fürchte mich davor, mir auszumalen, was du dazu sagen wirst, wenn ich dir erzähle, was ich getan habe, und im Augenblick bin ich dazu einfach noch nicht bereit.
    Ich hab' dich lieb,
    Deine Mum

    „Quinlan“, meldete sich Adrian, als Dominic drei Stunden später mit einem Kaffee in der Hand und dem Telefon am Ohr wieder nach oben ging. Camerons Plan in allen Ehren, aber er hatte kein Auge zugemacht und es um sieben Uhr morgens, als es schließlich hell zu werden begann, aufgegeben und war aufgestanden.
    „Gib' mir mal bitte deinen bald toten Kupplerehemann. Oder nein, warte... rätst du eigentlich ständig Leuten, andere Menschen ans Bett zu fesseln und über sie herzufallen?“ Kurzes Schweigen, dann lachte Adrian schallend los. Dominic konnte gar nicht anders, als zu grinsen, dennoch schimpfte er, „Du bist so ein Arsch.“
    Nicht, dass Adrian irgendwie davon beeindruckt gewesen wäre. „Es wurde ja auch Zeit. Hat Cameron gepetzt, oder ist der Groschen von allein gefallen?“
    Dominic schnaubte und trank einen Schluck Kaffee. „Ihr seid mir vielleicht Freunde. Hätte Devin mir nicht den Kopf gewaschen, hätte ich die Scheuklappen vor den Augen vielleicht nie abgelegt.“
    „Dein kleiner Bruder? Ich schätze, wir werden ihm dafür einen Orden verleihen“, meinte Adrian hörbar amüsiert, was Dominic samt einem Seufzen die Augen verdrehen ließ. Er kam aber nicht zu einem Einspruch, denn Davids Anwalt konnte scheinbar Gedanken lesen. „Und bevor du fragst, wir haben nichts gesagt, weil du uns nicht geglaubt hättest“, erklärte Adrian ernst. „Wir sind eure Freunde und deswegen musste dir jemand die Augen öffnen, der mit euch zwei eher selten zu tun hat. Was nicht bedeuten soll, dass wir uns das noch sehr lange angesehen hätten. Ich bin verdammt froh darüber, dass du es endlich kapiert hast.“
    Deutlicher ging es nicht. „Wie lange?“, fragte Dominic und blieb im Flur stehen, zwischen seiner und Camerons Zimmertür hin und her sehend.
    „Dass du in Cameron verschossen bist oder allgemein auf Männer bezogen?“, wollte Adrian wissen.
    „Beides“, antwortete er trocken.
    „Ich wusste es in dem Moment, als du mich wegen Trey vor der Halle in die Mangel genommen hast, während Nick mit ihm gesprochen hat. Du hattest diesen... Hm, ich nenne es gern, Blick. Frag' mich nicht, wie ich es anders erklären soll, aber ich wusste es einfach und ich hatte ja wohl recht, oder nicht?“ Dominic seufzte erneut, was in diesem Fall auch eine Antwort war. „Siehst du. Und was Cam angeht, das war schon im Krankenhaus offensichtlich, so wie du ihn angesehen hast. Und jetzt geh' zu ihm. Mit Trey meckern kannst du später. Ich werde ihn deswegen nicht aufwecken, weil es erstens frühmorgens ist und er zweitens die halbe Nacht gemalt hat.“
    Dazu gab es nichts mehr zu sagen. „Durftest du schon einen Blick auf seine neuesten Kunstwerke riskieren?“, wechselte Dominic daher das Thema.
    „Er hat mir mit Schimpf und Schande gedroht, wenn ich es wage“, antwortete Adrian amüsiert, worauf sie erstmal lachten. „Ruf an, wenn du einen Rat brauchst, okay?“
    „Versprochen.“
    Dominic legte auf und trank seinen Kaffee aus, um dabei erneut zwischen seiner und der Zimmertür von Cameron hin und herzusehen, bevor er seinem eigenen Zimmer schließlich den Rücken kehrte und Camerons Tür öffnete. Er wollte nur einen Blick hineinwerfen. Nicht mehr. Aber irgendwie konnte Dominic sich dann nicht abwenden und trat ganz

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