Portland Head Light
nicht von dessen Unfallfahrt abgehalten hatte, obwohl die Zwei schon damals die besten Freunde gewesen waren, und Devin wusste das. Das wusste jeder, denn Dominic ging Colin jedes Mal demonstrativ aus dem Weg, sobald sie sich in irgendeiner Weise begegneten. Er hatte deswegen sogar schon die Straßenseite gewechselt, als Colin ihm zufällig in der Stadt entgegengekommen war, erinnerte sich Dominic und wurde rot, als ihm plötzlich klar wurde, wie albern das gewesen war.
„Dominic, ich weiß, dass du diesen offiziellen Mist mit Partys und Geschäftstreffen damals nur gemacht hast, weil du es nun mal tun musstest. Weil es dein Team und deine Rennbahn war. Du magst Menschen nur solange, wie sie dich in Ruhe dein Leben leben lassen und vor allem, solange es nicht zu viele auf einem Haufen werden. Deswegen ist das niedliche Städtchen da oben an den Klippen auch so perfekt für dich.“ Devin lachte leise, als er schnaubte. „Was ich damit eigentlich sagen will, du musst das nicht mehr über dich ergehen lassen. Niemand zwingt dich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, und dich mit Cameron in eine Bahn voll mit dir unbekannten Menschen zu quetschen, also hör' auf, dich wie ein sturer Esel zu benehmen und lass' dich von Colin abholen.“
„Ich bin kein Esel“, murmelte Dominic und verfluchte sich gleich darauf dafür, weil er wie ein schmollendes Kleinkind klang, was am anderen Ende der Leitung auch erneut für sehr amüsiertes Gelächter sorgte. „Du bist ein Mistkerl.“
„Nein, nur dein kleiner Bruder, der weiß, dass du Menschenmassen nun mal nicht ausstehen kannst.“
Dominic seufzte nachgebend. „Also schön, du Nervensäge, sag' dem Ar... Colin Bescheid.“
„Weißt du, was ich mir von dir zum Geburtstag wünsche?“, fragte Devin nach kurzem Schweigen und in Dominic schrillten sämtliche Alarmglocken los. Jetzt kam es ganz dick.
„Ein Nudelholz, um mir eins überzuziehen?“
Devin schwieg kurz, bevor er belustigt meinte, „Die Idee hat was, das muss ich ja zugeben. Aber eigentlich wünsche ich mir nur, dass mein großer Bruder und mein bester Freund Frieden schließen.“
Dominic verzog erneut das Gesicht. „Das Nudelholz wäre bedeutend einfacher.“
„Wer hat behauptet, dass ich einfache Wünsche habe? Du konntest noch nie gut verzeihen, Dom. Jedenfalls nicht, wenn es um Menschen geht, die dir wichtig sind.“ Devin schwieg kurz. „Du bist mein großer Bruder und Colin ist mein bester Freund. Ihr seid mir beide wichtig, verstehst du?“
Der Wink mit dem Zaunpfahl war unübersehbar. „Ich versuche es“, sagte Dominic ausweichend, weil er keine Ahnung hatte, ob er Devin diesen Wunsch erfüllen konnte. Gott sei Dank war dessen Geburtstag erst im Mai, also hatte er noch ein paar Monate Zeit.
„Mehr verlange ich auch gar nicht“, sagte Devin hörbar lächelnd. „Und jetzt sieh' zu, dass du ein paar Stunden Schlaf bekommst. Du hörst dich furchtbar an. Wir sehen uns in zwei Tagen.“
- 9. Kapitel -
Mein lieber Schatz,
hast du heute schon aus dem Fenster gesehen? Es ist Winter hier, mit sehr viel Schnee und Eiskristallen an den Fenstern. Das ist so ein hübscher Anblick. Ich liebe den Winter. Ich liebe den Schnee, die Kälte, wenn draußen nach jedem Atemzug Atemwölkchen vor meinem Mund stehen, und ich liebe die Sonne, wie sie den Schnee die ganze Zeit in ein Meer von funkelnden Sternen verwandelt. Der Winter ist die schönste Zeit des Jahres für mich. Das war er schon immer und wird es auch immer bleiben.
Versteh mich nicht falsch, ich mag auch die anderen Jahreszeiten in all ihrer Schönheit, aber nichts ist so rein und unschuldig wie der Winter. Wie du. Ein Kind ist das unschuldigste, was es auf der Welt gibt. So wie kleine Tierbabys. Man will sie beschützen, hegen und pflegen. Sich um sie kümmern und sie aufziehen. Man will sie einfach nur lieben. So, wie ich dich liebe. Doch es ist nicht nur richtig, Kinder zu lieben und zu schützen, auch seine Partner, die Ehefrauen und Ehemänner sollte jeder schützen, der liebt.
Jemanden zu lieben ist wirklich ein wundervolles Gefühl, und ich hoffe, du wirst eines Tages, wenn du erwachsen und bereit dafür bist, genau jenem Menschen begegnen, der für dich die große Liebe ist. Ich habe einige Male versucht, dich mir als erwachsenen Mann vorzustellen. Mit einer Frau an deiner Hand und Kindern, die auf deinen Schultern sitzen und lachen, so wie du es bei deinem Vater getan hast. Aber es wollte mir nicht gelingen. Die Zeit hat mir
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