Portland Head Light
„Er hat es dir noch gar nicht erzählt?“
Moment mal. Dominic schwante Übles. „Wer hat mir was noch nicht erzählt?“
„Oh... Äh... Na ja...“
„Cameron!“
„Na ja, ich dachte, dass er... Ach herrje... Ähm, Dom, ich halte besser den Mund, sonst...“
„David“, riet Dominic ins Blaue hinein, weil Camerons Gestottere zwar niedlich war, ihm aber auch klarmachte, dass der kein Wort zu ihm sagen wollte. Und als Cameron danach verstummte, war ihm alles klar. Das Schlimme war allerdings nicht, dass David ihm davon noch nichts gesagt hatte, sondern dass es ihn beim genaueren Nachdenken nicht einmal verwunderte.
„Ist es so offensichtlich?“, fragte Cameron nach einer Weile und klang so verdutzt, wie er selbst sich gerade fühlte.
„Dass David der Einzige ist, der mir dazu einfällt, oder dass es mich nicht wundert?“, stellte Dominic eine Gegenfrage und musste erstmal lachen, als sein Wirbelwind daraufhin mit einem, „Beides?“ antwortete. „Kannst du dir etwa die anderen Jungs mit Kindern auf den Armen vorstellen?“, fragte er danach und nickte, weil Cameron statt zu antworten nur seufzte. „Eben. David liebt Kinder. Hat er schon immer. Und auch wenn ich mir Adrian jetzt lieber nicht beim Windeln wechseln vorstelle, ist er trotz allem der Einzige von der Truppe, den ich mir neben David als Dad überhaupt vorstellen kann. Immerhin hat er früher bereits Nick zum Teil großgezogen, wenn man das so nennen kann. Weißt du Genaueres?“
„Ich weiß nur, dass sie sich dazu entschieden haben, ein Kind in Pflege zu nehmen oder zu adoptieren, aber ob da mittlerweile schon mehr draus geworden ist, kann ich nicht sagen“, antwortete Cameron und zuckte schief grinsend die Schultern, als Dominic ihm darauf einen amüsierten und zugleich hilflosen Blick zuwarf. „Ohne gemein klingen zu wollen, aber ich hoffe, sie suchen sich kein Baby. Ich meine, kannst du dir vorstellen, Windeln zu wechseln, wenn sie mit dem oder der Kleinen bei uns zu Besuch oder wir bei ihnen sind?“
„Bloß nicht“, murmelte Dominic und schauderte unwillkürlich. Im nächsten Augenblick lachte Cameron so schallend los, dass er nicht anders konnte als mitzulachen. Ein Baby in ihrer verrückten Truppe von Männern? Ach du liebe Zeit.
- 13. Kapitel -
Mein großer Junge,
ich glaube, ich habe vorhin ein Monster draußen im Garten tanzen sehen. Ein richtiges Monster. Mit Zähnen und Krallen und Fell. Es hat beim tanzen sogar gelacht, kannst du dir das vorstellen? Meine Stimme im Kopf sagt mir, dass es mich bald holen wird. Dass es nur meinetwegen da ist, weil es jetzt an der Zeit ist. Dabei will ich das doch gar nicht. Ich will nicht, dass es an der Zeit dafür ist, was immer das auch heißen mag. Ich habe meinen Ärzten nichts davon gesagt, weil ich Angst habe, dass sie mich für verrückt halten. Ich bin es nicht, wirklich nicht. Nicht so. Ich habe ein Monster gesehen, das schwöre ich dir, Dominic. Aber was mache ich, wenn es mich holt? Soll ich ganz laut schreien? Oder einfach nichts tun. Vielleicht geht es dann ja wieder von alleine weg. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch laut schreien kann, weil ich schon so lange nicht mehr gesprochen habe. Und ich dachte immer, Monster sind nur für kleine Kinder da.
Als ich noch klein war, habe ich auch immer Monster gesehen. Sie waren unter meinem Bett und hinten im Schrank, aber Daddy hat sie verscheucht. Und dann hat er mir immer eine Geschichte vorgelesen, bis ich eingeschlafen bin. Bis er und Mama gestorben sind, hat er immer gesagt, dass ein Traum mich vor den Monstern beschützt und sie sind auch nie in meine Träume gekommen. Diese Monster waren immer nur im Schrank oder unter meinem Bett. Aber wieso war das dann draußen im Garten? Und wieso hat es getanzt? Und wieso kommt es jetzt, wo Monster doch nur für Kinder sind? Vielleicht sollte ich doch besser mit meinem Arzt darüber reden oder ihm aufschreiben, was ich gesehen habe. Aber wenn er mir nicht glaubt? Glaubst du mir, mein großer Schatz? Du hast doch früher bestimmt auch ein Monster unter deinem Bett gehabt, oder? Erzählst du mir davon?
Oh, ich habe vergessen, welches Datum heute ist. Ich wollte eben auf den Rand schreiben, was für ein Tag ist, das habe ich immer so gemacht. Glaube ich jedenfalls. Aber mir fällt einfach nicht ein, was heute für ein Tag ist. Das ist merkwürdig. Montag vielleicht? Nein, Montag war gestern, weil es doch gestern schon Rinderbraten gab. Und den Rinderbraten gibt es hier immer nur
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