Portland Head Light
mal Sorgen um dich. Ich meine, würdest du mich allein zu Anthony lassen?“ Dominic verbiss sich den Kommentar, der ihm dazu auf den Lippen lag, aber David bemerkte seinen wütenden Blick sehr wohl, denn den konnte er nicht unterdrücken. „Genau das meine ich. Adrian und du, ihr würdet mich vermutlich mit Freuden irgendwo einsperren, würde ich so etwas planen, aber ich darf mich nicht einmal dazu äußern, dass du Dickschädel wieder alles mit dir allein ausmachen willst? Du bist so ein Egoist.“
„Du hast ja Recht“, gestand Dominic daraufhin ein. „Aber Anthony ist nicht meine Mutter. Er ist nicht ganz dicht, sie ist krank.“
„Sie wollte dich umbringen, genau wie er mich.“
„Der Unterschied dazu ist...“, mischte sich Adrian plötzlich ein und trat zu ihnen hinaus auf die Veranda. „Anthony Delongis sitzt deswegen im Knast. Weil er dich absichtlich ermorden wollte, Trey. Dominics Mutter hingegen wusste nicht, was sie tat. Ich will damit nichts schönreden, aber du kannst sie nicht mit Anthony vergleichen. Und was dich angeht...“ Adrian sah ihn sauer an. „Ihr beide wart eben bis in die Küche zu hören und was Cameron und ich da alles zu hören bekamen, hat uns nicht sonderlich gefallen. Wenn du schon unbedingt allein zu deiner Mutter fahren willst, solltest du deinem Freund besser mal etwas genauer erklären, warum er hier bei uns bleiben soll, anstatt ihn mit einem rüden, 'Ich mache das allein' abzuspeisen.“
„Aber...“
„Nein!“, unterbrach Adrian ihn rigoros und deutete nach drinnen. „Cameron liebt dich und er verdient eine vernünftige Erklärung. Du weißt das, also hör' auf, ihn wie ein Feigling von dir wegzuschieben, nur weil er es geschafft hat, dir unter die Haut zu kriechen und du damit noch nicht klarkommst. So etwas braucht eben Zeit, die er dir garantiert geben wird. Also rede mit ihm!“ Adrian warf David einen tadelnden Blick zu. „Und reden werden wir jetzt auch. Über Egoisten, Besuche bei Anthony und was ich angeblich tun würde, um dich davon abzuhalten. Lass uns spazieren gehen.“ Adrian sah zu ihm. „Wartet nachher nicht auf uns.“
Oh je, dachte Dominic, als er David und Adrian nachblickte, die nun denselben Weg einschlugen, den er zuvor genommen hatte. Davids Worte hatten den Anwalt eindeutig verletzt und das hatte David mit Sicherheit nicht gewollt. Dominic seufzte resignierend. So hatte er sich ihren Besuch in Baltimore nun wirklich nicht vorgestellt. Eigentlich hatten sie in der Stadt ein paar schöne Tage mit ihren Freunden verbringen wollen. Stattdessen herrschte zwischen Cameron und ihm plötzlich dicke Luft, und Adrian war sauer auf David. Und das nach nicht einmal vierundzwanzig Stunden. Eine tolle Leistung, dachte Dominic ironisch und ging ins Haus.
Minero lag schnarchend im Wohnzimmer und Cameron saß grübelnd am Küchentisch, vor sich eine dampfende Tasse Tee. Dominic entdeckte die dazugehörige Kanne auf dem Herd stehen und goss sich ebenfalls eine Tasse ein, bevor er fragte, „Können wir reden?“ Als Cameron nur nickte, war Dominic erleichtert und setzte sich ihm gegenüber. „Ich muss das alleine machen.“
Cameron atmete tief durch, bevor er ihn ansah. „Warum?“
„Ich weiß, dass du für mich da sein willst, und das...“ Dominic stockte, überlegte kurz und rieb sich dabei die Augen. „Das fühlt sich gut an, aber es ändert nichts an der Tatsache. Ich kann es nicht anders erklären, aber ich will das allein machen. Für mich. Ich weiß nicht, was mich bei dieser Frau erwartet und ob ich damit klarkommen werde.“
„Genau deshalb möchte ich mit“, sagte Cameron verständnisvoll.
„Ich weiß“, wiederholte Dominic und fühlte sich gleich noch ein Stück schlechter, als Cameron niedergeschlagen auf die Tischplatte sah, weil sein Wirbelwind verstanden hatte, dass er seine Meinung nicht ändern würde. „Bitte versteh' mich doch. Ich habe diese Frau seit mehr als fünfunddreißig Jahren nicht gesehen. Ich weiß, dass sie krank ist und ich weiß auch, was das bedeutet. Aber ich weiß einfach nicht, wie ich auf sie reagieren werde.“
Cameron hob den Kopf und sah ihn eine ganze Weile nachdenklich an, bevor er schließlich meinte, „Ich könnte es verstehen, wenn du sie schlagen würdest.“
Dominic zuckte ertappt zusammen. Verdammt. Woher wusste Cameron das? Nicht einmal David hatte das bemerkt. Zumindest hatte der ihn nicht darauf angesprochen. Was jetzt? Abstreiten kam für ihn nicht in Frage, dann würde Cameron ihm
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