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Porträt eines Süchtigen als junger Mann

Porträt eines Süchtigen als junger Mann

Titel: Porträt eines Süchtigen als junger Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Clegg
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rauchen kann. Wir fegen am Gansevoort Hotel vorbei, wo ich mit Sicherheit nie wieder hin kann. Nicht, nachdem Noah vor drei Tagen mit einem Privatdetektiv dort war. Und nicht, nachdem ich – bin mir nicht sicher, aber so scheint’s – crackverkniesterte Kratzer und Aschenbecher im Zimmer zurückgelassen habe, wenn nicht sogar eine Pfeife. Normalerweise bin ich übervorsichtig. Ich wische mehrmals gewissenhaft alles ab, damit beim Saubermachen niemand merkt, was gelaufen ist. Aber wir sind überhastet weg, und ich hatte panische Angst, nachdem sie mir erzählt hatten, dass die Polizei in One Fifth war und dass die Rauschgiftbehörde ermittelt. Ich stelle mir vor, wie die Hotelleitung im Gansevoort und im Maritime mit Kripo und Drogencops die Zimmer durchkämmt – meine Fingerabdrücke von den Wodkagläsern und der Fernbedienung nimmt, Crackkrümel vom Teppichboden liest, um sie im Labor untersuchen zu lassen, Geldautomatenbelege aus Papierkörben fischt und bei der Chase meine sämtlichen Daten abfragt. Nirgends scheint es sicher zu sein. Mit der Anonymität, die ich bisher genossen habe, ist es offenbar vorbei. Noah und der Privatdetektiv können mich überall finden. Ich schalte mein Handy aus. Hat Brian nicht gesagt, man könne mich über mein Handysignal aufspüren? Ich werde Happy per Münztelefon anrufen. Ihm sagen, mein Handy sei kaputt.
     
    Ich betaste die kleine Plastiktüte in meiner Jeanstasche und ziehe die Konturen der mittelgroßen Steine nach, die sie enthält. Wo kann ich hin? Wo? Ich brauche einen sicheren Ort und weiß keinen. Der Taxifahrer fragt mich erneut, wo ich hin will, und ich sage ihm, er soll nach Osten fahren. Wir sind östlich der Fifth, Nähe Houston. Osten hört sich nach Grenze an. Unerforschtes Land, Welten entfernt vom West Village und von Chelsea, wo ich die letzten Wochen verbracht habe. Als wir auf die Houston kommen und gen Osten brettern, ist mir, als ob ich aus einem zerstörten Land in eine unverbrauchte neue Welt hinüberfahre. Ich war hier schon zigtausend Mal, und doch erscheint mir nichts vertraut. Die Gebäude, Schilder, Restaurants, ja selbst die Menschen sind unbestimmt, unglaubwürdig, sie überzeugen nicht ganz als New Yorker, als New York. Es ist wie ein in Toronto gedrehter Film über Manhattan.
     
    Ich bitte den Fahrer, an der Ecke Houston und Lafayette zu halten. Dann sehe ich, dass die Uhr nicht läuft. Und dass das Fahrerfoto von einem Pappstreifen verdeckt ist, der Name allerdings nicht, Singh oder so ähnlich, ein indischer oder pakistanischer Name. Der Fahrer ist schwarz und definitiv kein Inder. Ich gerate in Panik, nehme einen Zehner aus der Jacke und reiche ihn ihm durch das kleine Plexiglasfenster. Der ohne Uhr taxifahrende schwarze Nichtinder lacht, als ich Hals über Kopf aussteige.
     
    Wohin? Ich habe nur noch neuntausendsoundsoviel auf dem Konto, das Ende ist abzusehen. Ich gehe die Hotels durch, in denen ich schon war – Gansevoort, 60 Thompson, Washington Square, Maritime. Ich brauche etwas Neues und entschließe mich, es mit dem Mercer Hotel zu versuchen. Es ist das Nächste; ich stelle mir ein sauberes, helles Zimmer mit ausgefallenen Seifen und einer Dusche vor, unter deren kräftigem Strahl ich die Kämpfe und Krämpfe der vergangenen Tage loswerden kann. Zum letzten Mal vielleicht.
     
    Ich betrete die schicke, ruhige Hotelhalle und gehe zum Empfang. Ich frage eine junge Frau, ob sie ein Zimmer haben, und sie bittet mich, einen Augenblick zu warten. Nach ein paar Minuten kommt sie mit einem bebrillten Mann von Ende dreißig oder Anfang vierzig wieder.
Wir haben leider nichts für Sie
, sagt der Mann ohne Umschweife. Ich frage ihn, ob sie nichts haben, oder nur für mich nicht.
Sie haben mich schon verstanden
, sagt er mit einem feindseligen Gesichtsausdruck. Die Frau ist peinlich berührt und weicht meinem Blick aus. Es dauert ein paar Takte, bis mir klar wird, was los ist. Offensichtlich sieht man mir an, dass ich auf Droge bin. Seit dem Maritime habe ich nicht mehr in den Spiegel geschaut. Sind meine Augen blutunterlaufen? Rieche ich nach Rauch und Alkohol? Ich weiß nicht mehr, ob ich am Morgen geduscht habe. Mein Gesicht glüht vor Scham, und ich verschwinde wortlos.
     
    Auf der Mercer Street packt mich die Angst. Irgendwie habe ich, ohne es zu merken, eine Grenze überschritten – von da, wo man mir den Cracksüchtigen nicht ansieht, nach da, wo es so offensichtlich ist, dass man mich wegschickt. Ich schaue, ob meine Hände

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