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Portugiesische Eröffnung

Portugiesische Eröffnung

Titel: Portugiesische Eröffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Siler
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wandte sich ab.
    »Ich kann nicht hierbleiben«, sagte sie und trat in den Flur. »Drei Uhr. Das Schiff heißt Akilina.«
    Sie legte die Hand ans Gesicht, um ihr Kopftuch zu richten, aber er sah, dass sie nur ihre Tränen verbergen wollte.
    Diese letzte Geste sollte ihn zwanzig Jahre lang verfolgen, nach Zypern, Algerien, Afghanistan und Pakistan. Durch Krieg und Raserei und Flucht. Die Geste und Minas Worte. Sie sind nicht gekommen, um uns zu helfen.
    Er wusste, dass seine eigene Unentschlossenheit sie getötet hatte. Wäre er am Morgen aufgebrochen, hätte sie nicht nach Beirut zurückkehren und ihn suchen müssen. Dann hätte sie nicht im Stau auf der Rue Huvelin gestanden, als ein schwarzer Mercedes neben ihr anhielt, der Fahrer heraussprang, auf die andere Straßenseite rannte und die Bombe zündete, die Mina und fünf andere Menschen tötete.
     
    Kanj sog die Wüstenluft in seine Lungen. Immerhin würde er nicht in einer Betonzelle tief unter dem Sand sterben. Der Mond war noch nicht aufgegangen, der Himmel dicht mit Sternen besetzt, ein endloses Feld, das sich bis zum Anbeginn der Schöpfung erstreckte. Der Anblick war schön und angsteinflößend zugleich, und er musste sich beherrschen, um nicht wegzuschauen.
    Fürwahr, Wir haben den untersten Himmel mit Lampen geschmückt, und Wir haben sie zu einem Mittel zur Vertreibung der Teufel gemacht, und für sie hatten Wir die Strafe des flammenden Feuers bereitet! Im Traum sprach Kanj die Worte der siebenundsechzigsten Sure. Segensreich ist Der, in Dessen Hand die Herrschaft ruht; und Er hat Macht über alle Dinge!
    Von fern hörte er einen Schlüssel im Schloss, dann wurde die Tür weit aufgerissen. Als er die Augen öffnete, schwebte das Gesicht des Wärters im Halbdunkel über ihm. Ein arabisches Gesicht, seinem eigenen so ähnlich, ein Teint wie Ziegenleder, Wüstenhaut, gegerbt und gehämmert von Jahrhunderten der Sonne. Abrahams Haut und Isaaks. Die Haut des Propheten. Die Haut von Kanjs Mutter und seiner Schwester.
    »Es ist Zeit«, sagte der Mann, und Kanj nickte.

Vierundzwanzig
    In den Bergen hatte es geschneit, nass und schwer, ein verspäteter Wintersturm. Die Straße zu meinem Haus war noch nicht geräumt, und der Schnee lag weich unter den Rädern des Renault. Ich fuhr an der Einfahrt vorbei und bog von der Straße ab, um in einer überwucherten Feuerschneise zu parken.
    »Ab hier gehen wir zu Fuß«, sagte ich zu Graça, stellte den Motor ab und stieg aus. Im Wald lag der Schnee höher als auf der Straße und schmiegte sich kalt an meine Knöchel.
    Wir betraten den Garten von hinten. Die Sonne schien, und der Himmel hob sich verblüffend blau vom weißen Tal ab. Die Berge ragten wie schwarze Scherenschnitte über den weißen Hängen empor. Das Haus selbst war dunkel und still.
    Ich schloss die Terrassentür auf und trat vor Graça ein. Ich war nur wenige Tage in Lissabon gewesen und kam mir dennoch wie eine Reisende vor, die nach sehr langer Zeit heimkehrt. Im Haus war es kalt, die Fenster waren mit Frost überzogen, und unser Atem bildete weiße Wolken. In der Küche legte ich Holz in den alten Ofen und entzündete ein Feuer.
    »Ich fange jetzt mit den Pässen an«, sagte ich zu Graça und deutete auf den Korb, der an der Wand hing. »Im Stall müssen Eier sein, falls du Hunger hast. Und oben ist ein Gästezimmer. Zweite Tür links.«
    Graça nickte. Seit unserem letzten Abend in Lissabon hatte sie zum Glück kaum Fragen gestellt. Je weniger sie wusste, desto besser.
    »Keine Sorge, ich werde dich wecken, wenn ich dich brauche.«
     
    »Ich habe doch gesagt, sie kommen«, sagte Andy Sproul.
    Es war ein Samstagnachmittag im September 1982, der letzte Tag, den Sproul und Valsamis beide in Beirut verbrachten. Sie standen auf dem Dach der Botschaft und schauten zu, wie die israelischen Jets die Palästinenserlager bombardierten. Der gesamte Süden der Stadt schien in Flammen zu stehen. Schwarzer Rauch verdunkelte den Himmel um den Flughafen und das Sports City Stadion. Die Bombardierungen dauerten schon eine ganze Weile, und Valsamis war überrascht, dass es überhaupt noch etwas zum Verbrennen gab.
    Sproul bückte sich und hob eine von Tausenden gelber Broschüren auf, die an jenem Morgen auf West-Beirut niedergeregnet waren. Darin kündigten die heranrückenden Israelis an, dass sie Oberst Halal und die syrischen Bodentruppen vernichten würden: Wir werden die Stadt binnen kurzem einnehmen … Als erfahrenem General, dem es nicht an Weisheit

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