positiv verliebt (German Edition)
sein? Ich betreibe mit meiner Mutter zusammen das Museum. Das klingt vielleicht ein bisschen verrückt, aber es macht mir echt Spaß.“
„Ich finde es super … ich mag das Museum.“
„Ehrlich gesagt, habe ich dich noch nie bei uns gesehen.“ Schließlich fühle ich mich seit Ewigkeiten wie ein Stalker und Daniel würde das bestimmt auch mit aller Vehemenz bestätigen.
„Ich habe… also… ich war immer sehr bemüht, dir nicht über den Weg zu laufen.“
„Was? Aber …“ Verwirrt bleibe ich stehen, versuche zu begreifen, was er mir möglicherweise damit sagen will.
„Fabian“, ruft jemand laut und lenkt mich von meinen Gedanken ab. Ein großer Kerl kommt mit schnellen Schritten auf uns zu und reißt Fabian an sich.
„Ich war schon drauf und dran, dich anzurufen und zu fragen, warum du nicht kommst.“
„Wir sind doch noch pünktlich“, erwidert Fabian lachend, löst sich aus den Armen des anderen. Dessen Blick wandert zu mir und misstrauisch ziehen sich seine Augenbrauen zusammen. Vermutlich merkt Fabian die angespannte Stimmung, denn er wendet sich zu mir und stellt mich vor.
„Sascha, das ist Jakob.“
Wir begrüßen und mustern uns erneut.
„Jakob … ich habe ja schon so einiges von dir gehört“, brummt er und wirft dann Fabian einen bedeutungsschweren Blick zu.
„Ähm, was soll ich dazu sagen. Freut mich!“, versuche ich locker zu bleiben.
„Freut mich ebenfalls“, sagt er plötzlich und grinst mich breit an. Ich habe keine Ahnung, was diesen Sinneswandel hervorgerufen hat, aber ich gehe darauf ein.
„Dann lasst und reingehen. Lutz ist schon ganz aufgeregt.“
„Lutz ist der Künstler“, erklärt mir Fabian und zieht mich ins Innere des Gebäudes.
Bilder einer Ausstellung
Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Verstörende Bilder eines Künstlers, der sein Leid in die Welt hinausschreien will. Grelle Farben, wilde Striche, Punkte und Kreise… Bilder, auf denen man als Laie nichts erkennen kann, sie aber trotzdem als großartige Kunst loben muss. Ich habe mir sogar in Gedanken bereits ein paar gängige Phrasen zurechtgelegt, denn ich gehöre nicht zu den Leuten, die stundenlang ein Bild anstarren und sich über die Erhabenheit der Komposition oder den stilvollen Pinselschwung unterhalten können. Nur mit Grauen erinnere ich mich an den Kurztrip mit meiner Mutter nach Berlin, wo sie mich in die Alte Nationalgalerie geschleppt hat. Ich hätte nur die Hälfte der Zeit benötigt, um mir alles anzusehen, aber sie musste vor jedem Bild mit entrücktem Gesichtsausdruck stehen und jede verdammte Einzelheit bewundern.
Doch nichts von dem, was ich befürchtet habe, ist eingetreten. Fasziniert betrachte ich die Fotografien, kann mich der erstaunlichen Wirkung von Licht und Schatten nicht entziehen.
„Gefallen Ihnen die Bilder?“
„Das sind absolut großartige Fotos“, erwidere ich begeistert und drehe mich in die Richtung, aus der die Frage kam. Eine Frau lächelt mich freundlich an und wischt sich eine lockige Strähne aus dem Gesicht. Allerdings ist sie dabei nicht besonders erfolgreich, denn die Locke springt kurze Zeit danach wieder in ihr Gesicht.
„Das wird meinen Mann aber freuen“, erwidert sie mit hörbarem Stolz in der Stimme.
Sie prostet mir mit einem Glas Orangensaft zu und ich erwidere die Geste mit dem Sekt in meiner Hand. Fabian hat mir gleich am Anfang ein Glas gegeben. Dann ist er im Trubel verschwunden, während ich die Landschaftsaufnahmen eingehend betrachtet habe. Ich mag Fotos. Sie sind anders, als gezeichnete Bilder… irgendwie greifbarer, realer. Selbst wenn sie, wie hier, fast ausschließlich schwarz-weiß sind und die Landschaften teilweise unnatürlich und fremd wirken. Fast, als wären sie einer Fantasywelt entsprungen.
„Ihr Mann hat die Fotos gemacht?“, nehme ich das Gespräch wieder auf.
„Ja, fotografieren ist seine absolute Leidenschaft.“
„Das kann man sehen. Ich habe noch nie so faszinierende Aufnahmen gesehen“, gebe ich beeindruckt zu.
„Ich liebe seine Bilder auch, aber ich hoffe trotzdem, dass er in Zukunft auch ein wenig mehr Zeit für seine Familie hat.“
Sie zwinkert mir zu und dann fällt mein Blick auf ihre Hände, die einen kleinen runden Bauch streicheln.
„Oh… Herzlichen Glückwunsch. Ähm, wann ist es denn soweit?“ Ich hoffe, dass man diese Frage stellen darf, denn das ist das Einzige, an das ich mich erinnern kann im Zusammenhang mit Schwangerschaften. Kinderkriegen gehört nicht unbedingt zu den
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