positiv verliebt (German Edition)

ich es damals gar nicht begreifen konnte, denn ich selbst habe lange gebraucht, um zu verstehen, was mit mir los war.
    Im Gegensatz zu ihr finde ich Auktionen spannend. Es ist diese aufregende Stimmung, dieses Knistern in der Luft, das einem das Adrenalin durch den Körper jagt. Man kann vorher nicht hundertprozentig abschätzen, wie es laufen wird. Natürlich haben wir im Laufe der Zeit genügend Erfahrungen gesammelt. Wir kennen uns in der Szene aus und können recht gut beurteilen, wie unsere Chancen stehen. Natürlich gibt es immer wieder auch unerwartete Wendungen. Manchmal wechselt ein Spielzeug für einen viel niedrigeren Preis, als wir erwartet haben, den Besitzer, während bei anderen die Gebote in schwindelerregende Höhen steigen. Es ist ein bisschen wie ein Rausch, der viel Aufmerksamkeit erfordert. Leider kann ich damit im Moment gar nicht dienen. Ich bin müde und unkonzentriert. Zu sehr steckt mir noch das Wochenende in den Knochen. Mühevoll unterdrücke ich ein Gähnen und schaue auf die Uhr. Obwohl der Auktionator sehr schnell ist, wird es eine ganze Weile dauern. Meine Gedanken driften ab, wandern zurück zur Party. Ich habe die ganze Zeit versucht, diesem Sascha aus dem Weg zu gehen, aber dann standen wir plötzlich zusammen am Kühlschrank.
    „Du hast einen Freund und redest Fabian ein, dass es nicht funktionieren kann?“, habe ich ihn wütend angefahren. Eigentlich wollte ich überhaupt nicht mit ihm reden, aber im Laufe der Zeit hat sich jede Menge Frust angestaut und so konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.
    „Wie bitte?“ Er hat mich tatsächlich irritiert angesehen und ich musste mich zusammenreißen, um ihm nicht eine reinzuschlagen.
    „Wie kommst du denn auf so einen Scheiß? Ich habe Fabian überhaupt nichts eingeredet!“, zischte er mit leiser Stimme. Ich habe ihn zornig angestarrt, aber er hielt meinem Blick stand. Vielleicht war es ja der andere Kerl denn irgendjemand musste Fabian doch diesen Unsinn erzählt haben.
    „Ist er … also ist er auch?“, stotterte ich los und deutete auf Saschas Freund. Im gleichen Moment habe ich meine Neugier bereut. Das ging mich doch nun wirklich nichts an und das Wissen würde auch nichts ändern.
    „Mark? Nein, er ist nicht positiv.“
    „Und es funktioniert?“, fragte ich hoffnungsvoll und fühlte mich gleichzeitig noch immer frustriert.
    „Hör zu … Ich kenne Fabian schon eine ganze Weile. Wenn es mit ihm nicht klappt, dann liegt das nicht nur daran, dass er HIV positiv ist, sondern auch daran, dass er es immer noch nicht geschafft hat, seinen Körper so zu akzeptieren, wie er ist. Er sagt zwar, dass er schon längst mit sich im Reinen ist, aber das stimmt nicht. Ich kann es ihm ansehen und so wie du drauf bist, scheint es mit euch ja nicht zu gelingen. Ohne dich zu kennen könnte ich jetzt einfach behaupten, du bist ein Idiot und deshalb liegt es an dir. Allerdings weiß ich, wie Fabian tickt und dass es echt schwierig ist, an ihn heranzukommen. Da haben sich schon ganz andere Leute die Zähne ausgebissen.“
    Dann ist er gegangen und ich habe ihm mit offenem Mund hinterher geguckt. Vielleicht hatte Sascha recht. Das würde auf jeden Fall seine panische Putzattacke erklären, als er sein Sperma auf meiner Hand gesehen hat. Aber ich hatte doch deutlich spüren können, dass er berührt werden wollte. Er wollte es! Leider hat mich die Gewissheit auch nicht weitergebracht. Stattdessen war ich fast schon dankbar, dass Max mir den Rest des Abends kaum noch von der Seite gewichen ist. Er hat mir das Versprechen abgerungen, dass ich am Donnerstag zum Hamburgeressen komme. Allerdings werde ich vorher anrufen, denn wenn Fabian da ist… ich habe keine Lust, erneut eine Abfuhr zu kassieren, obwohl ich einfach nicht glauben kann, dass es vorbei ist. Egal, was ich Daniel auch erzählt habe. Der war auf der Party erstaunlicherweise die meiste Zeit mit Lukas beschäftigt und irgendwann sind die beiden für eine ziemlich lange Weile verschwunden. Es war nicht schwer zu erraten, was sie gemacht haben, so wie Lukas‘ Augen geglänzt haben, während er ansonsten recht zerstört aussah. Natürlich wollte Daniel auf keine meiner Fragen antworten, aber so leicht kommt er mir nicht davon. Ich würde nicht so weit gehen zu glauben, dass sich Daniel verliebt hätte, aber irgendetwas hat der Kleine, dass Daniel ihm nicht widerstehen kann. Natürlich würde ich mich freuen, aber auf der anderen Seite kann ich auch nichts gegen das böse Monster machen,