Post Mortem
Milo ihn abtastete. »Wenn wir schon zusammen tanzen, kann ich mich genauso gut vorstellen. Myron Bedard.«
»Das ist schon irgendwie cool«, sagte Kyle. »Findest du nicht, Dad?«
Myron Bedard lachte. »Ich brauche vermutlich noch ein bisschen Zeit, mein Sohn, um es so zu sehen.«
Als er fertig war, entschuldigte sich Milo bei Myron und erlaubte Kyle, vom Bordstein aufzustehen. Kyle klopfte sich den Hosenboden ab und stellte sich neben seinen Vater. »Glaubst du, irgendwelche Nachbarn haben das gesehen, Dad?«
»Falls ja«, sagte Myron Bedard, »sollen sie sich zum Teufel scheren.« An Milo gewandt: »War das wirklich nötig?«
»Leider ja.«
Bedard nahm seine Brille ab und fuhr mit einer Kaschmir-Ecke darüber. »Sie haben Ihren Job gemacht… das nehme ich Ihnen nicht übel. Aber eigentlich kapiere ich es nicht. Ich meine, ich verstehe, dass Sie Ihrer eigenen Sicherheit wegen Vorsicht walten lassen, aber Kyle hat gesagt, Sie kennen ihn, also warum zum Teufel mussten Sie das durchziehen?«
»Ich bin Kyle einmal, begegnet, Mr. Bedard. Ich kenne ihn nicht so gut, dass ich mir irgendeiner Sache sicher sein könnte.«
»Oh, das ist -«
»Wir haben Sie entdeckt, wie Sie Tanya Bigelows Haus beobachtet haben.«
»Entdeckt? Wir haben nur…« Er warf einen Seitenblick auf seinen Sohn.
Kyle blieb still.
»Sie haben nur was?«, fragte Milo. Kyle schaute zu Boden.
Myron Bedard sagte: »Mein Sohn ist in das Mädchen verknallt - ist es okay, das zu sagen, Kyle?«
Kyle fluchte unhörbar. »Inzwischen schon, nehme ich an.«
»Er macht sich Sorgen um sie, will sich davon überzeugen, dass es ihr gutgeht, das ist alles. Um Ihnen das Ausmaß seiner Verehrung zu demonstrieren: Er hat mich vom Flughafen abgeholt, und anstatt mich direkt nach Hause zu bringen, bestand er darauf, dass wir -«
»Dad!«
»Das ist die Polizei, mein Sohn. Es hat keinen Sinn, ihnen was vorzumachen.« Kyle sah uns an. »Es war eine schwachsinnige Aktion, tut mir leid.«
»Warum machen Sie sich Sorgen um Tanya, mein Sohn?«, fragte Milo.
Myron Bedard sagte: »Ich bezahle seine Studiengebühren, also darf nur ich ihn so nennen.« Er schlug Kyle mit der flachen Hand auf den Rücken. »Ich mache bloß Spaß, fahren Sie fort, Lieutenant - ich habe Ihren Namen nicht verstanden…«
»Sturgis.«
Bedard hielt ihm die Hand hin. Milo ergriff und schüttelte sie.
»Sturgis«, sagte Bedard. »Wie der große Harley-Treff-punkt. Sind Sie mal da gewesen, Lieutenant?«
»Nein.«
»Das sollten Sie aber, es ist phantastisch. Ich mache es jetzt ununterbrochen seit zwölf Jahren. Ich fahre abwechselnd mit einer 95er Fatboy und einer Speedster 883 Custom XL von 2004. Es gibt absolut nichts, was an die Black Mountains im August rankommt. Sie machen einen Boxenstopp in Keystone, neben dem Mount Rushmore. Da wird echt ein Fass aufgemacht.« Er stieß Kyle in die Rippen. »Nächstes Jahr musst du dieses Versprechen wahrmachen und mit mir kommen, mein Sohn.«
Kyle antwortete nicht.
»Er legt sich nicht fest«, sagte Myron Bedard. »Das macht er immer, wenn ich ihm auf den Sack gehe. Sie sollten auch mitkommen, Lieutenant. Ich nehme an, Sie fahren Motorrad.«
»Wieso?«
»Fahren nicht alle Cops Motorrad?«
»Der hier nicht.«
»Vielleicht verwechsle ich das mit der Highway Patrol. Was macht Erik Estrada heute so?«
Milo wandte sich an Kyle. »Warum machen Sie sich Sorgen um Tanya?«
»Aus denselben Gründen wie Sie.«
»Und die wären?«
»Beispielsweise, weil Onkel Lester direkt, nachdem Sie mit ihm über Tanyas Mom geredet haben, ermordet wurde. Weil Tanya in der Nähe von Mary und Pete wohnt. Und da wäre noch das Verhältnis zwischen Mary und Onkel Lester.«
»Pete ist Peterson Whitbread.«
»Er hasste es, so genannt zu werden.«
»Kennen Sie ihn?«
»Wir waren keine Freunde.«
»Dieselbe Frage«, sagte Milo.
»Ich sah ihn von Zeit zu Zeit.«
»Wie lange ist das her?«
»Als wir Kinder waren.«
»Wie kam es dazu?«
Myron Bedard stellte sich vor seinen Sohn. »Können wir diese Diskussion bitte drinnen fortsetzen?
Ich möchte nicht gern ein Schauspiel bieten.«
31
Bedard schloss die Haustür auf und stellte die Alarmanlage ab. »Entrez-vous.«
Wir folgten ihm durch den Eingangsbereich aus Kalkstein und Marmor, an dem George-Washington-Doppelgänger vorbei und durch die Bibliothek, wo Kyle seinen Forschungsposten eingerichtet hatte. Der Abfall hatte zugenommen; es gab mehr zerknülltes Papier als Parkettboden zu sehen.
Myron blieb
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