Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland
aber einen Kommentar.
»Sind Sie deswegen hier?« Noahs Neugier war offenkundig geweckt.
»Nein!« Thalmeier schüttelte den Kopf. »Ich bin nur neugierig.«
Jetzt war es an Stifter, die Augenbrauen skeptisch hochzuziehen. Ohne Kommentar.
»Aber komm«, wendete sich der Alte an den Jungen, »jetzt erzähl ich dir vom Kioskmord. Das war 1978, in Untergiesing. Mei, damals war das noch ein wildes Viertel …«
Stifter blieb ein Stück hinter den beiden und musterte amüsiert das ungleiche Paar. Der Mond stand jetzt schon hoch am Himmel, obwohl die Sonne noch nicht untergegangen war, und es versprach, ein aufsehenerregender Sonnenuntergang zu werden.
*
Durch das Fenster in ihrem Schlafzimmer konnte Gudrun von Rechlin den Mond sehen. Der Himmel war glutrot, die untergehende Sonne von azurblauen Wolkenfetzen verdeckt, und der Mond war eine schmale, durchscheinende Sichel. Sie waren früh zu Bett gegangen, Harald war zu erschöpft gewesen, um heute noch etwas zu unternehmen. Aber er hatte Zeit, er konnte so lange bleiben, wie sie ihn brauchen würde. Vielleicht für immer, hatte sie gedacht. Schon seit vielen Jahren hatte sie dieses Gefühl der Geborgenheit wie bei ihm nicht mehr gehabt. Nun aber fühlte sie, wie in seiner Gegenwart alles von ihr abfiel. Die Sorgen und die schwere Last der Verantwortung auf ihren Schultern. Sie hatte Volkmar, solange er gelebt hatte, alles abgenommen, ihm aus dem Rücken geschafft, was ihm unangenehm war oder an was er nicht gerne dachte. Sie bestellte Handwerker, verabredete Arzttermine, sorgte für einen vollen Kühlschrank und ein sauberes Heim. Dafür hatte er alles verwaltet, was die Finanzen betraf, angeblich, weil er ein Händchen dafür hatte. Hätte sie sich nur nicht von ihm einlullen lassen und auch das übernommen! Aber dann wäre Volkmar zu gar nichts mehr gut gewesen. So hatte sie wenigstens die schöne Illusion gehabt, dass er ihr ein Leben in Saus und Braus beschert hatte – wenngleich hoch verschuldet.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sich Haralds schwielige Hand auf ihren Bauch legte. Er hatte warme Hände, und die Wärme strahlte angenehm auf sie ab. Sie legte ihre Hand auf seine und schob sie langsam unter ihr Leibchen. Dann nahm sie ihre Hand weg, er würde den Weg alleine finden. Sanft streichelnd berührte er ihre Brüste, und Wehmut durchzuckte die alte Frau. Wie schön ihre Brüste gewesen waren. Nicht nur als junge Frau, auch als über Vierzigjährigehatte sie große Brüste gehabt und eine schöne weibliche Figur. Sie war stets fest gewesen, etwas klein vielleicht, aber die Rundungen an den richtigen Stellen. Harald nahm ihre Brustwarzen zart zwischen seine Fingerspitzen und rieb sie vorsichtig. Sie hätte laut schreien mögen, so sehr hatte sie das Gefühl vermisst. Gudrun spürte, wie sie ein Blitz durchzuckte, bis zu den Zehenspitzen, als jagte flüssiges Feuer durch ihren Körper. Sie stöhnte und drehte sich so zu ihm herum, dass sie Brust an Brust lagen. Er massierte den flachen, schlaff herunterhängenden Busen jetzt mit der ganzen Handfläche, und sie spürte ihre starke Erregung. Sie fasste nach unten, zwischen seine Beine und bekam seinen Penis zu fassen. Er war so klein, faltig und weich wie eine haarlose Maus, aber sie umschloss ihn sanft fordernd mit ihrer ganzen Hand. Was war er damals für ein Mann gewesen. Damals, als er sie vom Pferd gezogen hatte und sie sich das erste Mal geliebt hatten. Verboten noch, aber sie waren gewiss gewesen, dass sie bald heiraten würden, denn sie waren füreinander geschaffen. Tränen schossen ihr jetzt in die Augen, Gudrun hätte nicht sagen können, ob das von der Erregung kam, die sie ganz erfasst hatte, oder von der jahrzehntelangen Entbehrung. Niemals hätte sie geglaubt, dass sie dieses ohnmächtige Gefühl noch einmal erleben dürfe. Sie öffnete ihren Mund und roch seinen Atem, schmeckte seinen Speichel. Sein Penis in ihrer Hand regte sich jetzt, Harald ließ von ihrer Brust ab, zog ihre Pyjamahose herunter, aus der sie sich mühsam freistrampelte. Es ging nur schwer, weil sie das verdrehte Bein kaum bewegen konnte, es bereitete ihr höllische Schmerzen. Aber sie war bereit, diese zu ignorieren, denn jetzt umfasste Harald ihren Hintern und zog ihren Körper über sich. Gudrun griff sich nun mit beiden Händen ins Haar und löste denlangen weißen Zopf. Dann zog sie sich ihr Leibchen über den Kopf, was ihr Mühe machte, weil sie die Arme nicht mehr ganz über den Kopf heben konnte, aber
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