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Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland

Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland

Titel: Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Weber
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die Bäume, die Blumenrabatten und die beiden grünen Holzbänke, aber er kam nicht drauf, was es war, das bei ihm diesen Eindruck hervorgerufen hatte. Er würde seine Tour schnellstmöglich beenden, sich auf dem Heimweg bei der Buchhandlung ein schönes Buch gönnen, das Radl flicken und sich dann in seinen Liegestuhl fläzen. Der restliche Tag war leer, und er hatte auch nicht vor, ihn mit gewollter Aktivität zu füllen.
    Der Kaffee schmeckte ihm heute lasch, er schüttete die Hälfte weg. Auch auf die Butterbreze hatte er keine Lust und steckte sie, in die Serviette gewickelt, in seine Tasche. Selbst die Verkäuferin konnte ihm mit ihrem freundlichen Lächeln und dem gezwitscherten »Servus« nicht den Tag versüßen.
    Stifter schob das schwere Fahrrad an, nahm die Wettersteinstraße ins Visier und rollte über die Gehsteigkante. Er war noch nicht ganz in die Straße eingebogen, als ihm auffiel, was den Eindruck der Veränderung bewirkt hatte. Der dunkelblaue Mercedes Benz des alten Mannes war am Novalisplatz geparkt. Das Gefährt war auffällig, es wirkte wie ein Dinosaurier zwischen den silberfarbenen und schwarzen schnittigen Neuwagen. Es war auch deshalb auffällig, weil exakt an dieser Stelle in den letzten Tagen ein VW Jetta geparkt hatte, mit dem halben Hinterrad auf dem Gehsteig.
    Der Benz erinnerte ihn an den alten Mann und seine Aufgabe, und unwillkürlich spürte Stifter ein Kribbeln am Rückgrat.
    Er warf die Post bei Damaschke, Siems und Dehnert ein, und je näher er an das Grundstück der Rechlins herankam, desto unruhiger wurde er. Was hoffte er dort zu entdecken? Oder vielmehr, was hoffte er nicht zu entdecken. Denn wenn Johannes eines fürchtete, war es Veränderung. Er war aus Brandenburg geflüchtet, weil ihm seine kleine private Idylle durch einen Mord und den daraus resultierenden Sumpf an nachbarlichen Widerlichkeiten ein Verharren unmöglich gemacht hatte. Nun war er gerade mal ein halbes Jahr in Lohdorf, er war noch nicht einmal ganz angekommen, da war seine innere Ruhe schon wieder gefährdet. Er wünschte sich, dass er den dunklen, muffigen Flur des Rechlinschen Hauses niemals betreten hätte.
    Die Gartenmauer des weitläufigen Grundstücks hatte er nun erreicht. Er bremste ab und sah sich um. In den umliegenden Gärten konnte er niemanden entdecken, selbst Herrn Hiemer nicht. Stifter warf einen unauffälligen Blick über die Mauer, aber das Gebüsch war so dicht, dass er das dahinterliegende Rasenstück nicht einsehen konnte. Doch er erkannte die Stelle, an der Noah und Lukas über die Mauer geklettert sein mussten. Man konnte die schmutzigen Abdrücke ihrer Sneakers auf der weißen Mauer deutlich erkennen. Außerdem waren am Sanddorn einige kleine Zweige abgebrochen. Hier mussten die Jungs in den Garten eingedrungen sein. Laut Noah waren sie lediglich ein paar Meter durch das dichte Gebüsch geschlichen, bevor er in die tiefe Grube gestürzt war. Tatsächlich knickte der Garten an dieser Stelle ab, das Grundstück verlief nach links, nicht einsehbarnoch ein Stück weiter. Hier musste, wenn es denn stimmte, was die Teenager behaupteten, die Grube sein, und dort hatte angeblich die Schubkarre mit dem verschnürten Paket gestanden. Johannes Stifter erkannte, dass er von seiner Position aus nicht den richtigen Einblick in den Garten gewinnen konnte, und setzte gerade einen Fuß auf die Pedale, als er die alte Gudrun von Rechlin in der Nähe ihrer Terrasse erblickte. Sie trug eine Kittelschürze und Gummihandschuhe und schob eine Schubkarre vor sich her. Darin lag allerdings keine verschnürte Leiche, sondern ein Haufen Gartenkompost. Sie hatte den Briefträger nicht bemerkt, und Stifter wartete nun doch ab, bevor er weiterfuhr. Durch das wildwuchernde Gestrüpp aus Flieder, Bauernjasmin, Weißdorn und Schlehe beobachtete er, wie die alte Frau mit der schweren Schubkarre just in jenen Teil des Gartens ging, in welchem sich das abendliche Drama angeblich abgespielt hatte. Er schob sein Fahrrad ein Stückchen weiter, noch immer gut verdeckt von der Hecke hinter der Gartenmauer. Nun konnte er einen winzigen Part des versteckt liegenden Teils einsehen. Gudrun von Rechlin hatte die Schubkarre abgestellt und schaufelte jetzt den Kompost auf ein Stück Erde. Offensichtlich legte sie ein neues Beet an, woran zunächst nichts ungewöhnlich war. Auch nicht, dass das Beet die exakten Ausmaße einer Grabstelle hatte.
    »Hallo, Herr Postbote!«
    Stifter zuckte zusammen, identifizierte die Stimme, die

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