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Poul Anderson

Poul Anderson

Titel: Poul Anderson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feind aus dem All
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die Pistole griffbereit in den Gürtel und trat vorsichtig auf den Sims hinaus. Langsam arbeitete ich mich vorwärts. Komischerweise beruhigte mich das Akrobatenkunststück. Ich war allein hier oben in absoluter Dunkelheit und hatte nichts als meine eigene Ungeschicklichkeit zu fürchten. Und ein Raumpilot ist immer schwindelfrei.
    Ich bog um die Ecke und sah das Fenster, zu dem ich wollte. Hell erstrahlte es in der umgebenden Dunkelheit. Ich schob mich näher heran und verrenkte mir schier den Hals, als ich vorsichtig hineinlugte.
    Ich schwöre, ich dachte nur, daß Regelin vielleicht noch nicht eingetroffen sein könnte. Er mußte als erster kommen, denn sie würden einer menschlichen Stimme sofort mißtrauen. Und jetzt sah ich ihn mit erhobenen Händen im Zimmer stehen, ohne Waffen, während vier Pistolen auf ihn gerichtet waren.
    Vier Marsier hielten ihn in Schach!
    Nein – vier Fremde.
    Irgendwie hatten sie ihn überrumpelt. Waren sie gewarnt worden? Wie? Da stand ich nun, während ein leichter Wind um die Ecke wehte, und drückte meine Finger gegen die Mauer. Was tun, was tun?
    Wenn ich hineinspringen und »Hände hoch!« brüllen würde, hätten sie Zeit, erst ihn und dann mich in aller Ruhe zu erschießen. Ich konnte sie unmöglich alle so schnell erwischen. Einen Moment lang erwog ich, einfach zurückzugehen und mit Kit davonzurennen, irgendwohin, nur weg von hier.
    Nein, die Jagd würde nie enden, bis wir tot waren, und das konnte nicht mehr lange dauern. Ich mußte Regelin aus den Klauen der Ungeheuer retten. Ich biß die Zähne zusammen. Dann zog ich die Automatik und stellte sie auf Dauerfeuer ein. Ich beugte mich vor und schoß durch die Scheibe.
    Bei Weltuntergang kann der Lärm nicht lauter sein. Ich sah sie wie Marionetten durcheinanderpurzeln. Fast im gleichen Moment schwang ich mich durch das zerschossene Fenster und warf mich zu Boden.
    »Gut gemacht!« sagte Regelin grimmig. »Sie warteten schon auf mich, als ich eintrat. Ich hatte keine Chance. Wir haben ein verdammtes Pech, David. – Geliert ist ein Fremder!«
    Wir hatten keine Zeit, uns damit zu befassen, auch keine, um an Kit und Alice zu denken, die mit dem Ungeheuer allein in einem Zimmer waren. Wir mußten schleunigst verschwinden. Regelin hatte sich schon darüber den Kopf zerbrochen, während man ihn in Schach hielt. Da hatte er nur die schwache Hoffnung, daß ich zu seinem Entsatz noch zurechtkäme. Er öffnete die Tür zum benachbarten Zimmer und bedeutete mir, mich unter das Bett zu legen. Er selbst stand steif an der mir zugekehrten Seite der Tür.
    Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Haupttür eingeschlagen wurde. Ich lag da und hörte die marsischen Stimmen schreien und das Stampfen ihrer Schuhe.
    Es mußte ein ganzer Trupp ins Zimmer eingedrungen sein, und darauf beruhte Regelins Plan. Er riß die Tür auf und stürmte in das angrenzende Zimmer zurück, wobei er rief: »Hier ist auch niemand! Der Kerl muß durch das Fenster geflohen sein.« Er begann Befehle zu erteilen. – »Sie müssen die Feuerleiter bewachen. – Sie rufen die Militärpolizei an. – Sie benachrichtigen die Wache. – Der Rest verschwindet aus dem Raum, sonst werden alle die Spuren verwischt. Ich bleibe solange hier.«
    Erstaunlicherweise hatte er damit Erfolg. Oder er hatte seine Landsleute richtig eingeschätzt. Die Marsier unterscheiden sich in ihrem Wesen in mancher Beziehung nicht sehr von uns: Die Menge war keines klaren Gedankens fähig, und er war ein hochstehender Offizier, der offenbar wußte, was getan werden mußte. Innerhalb zwei Minuten waren wir wieder allein.
    Ich kroch unter dem Bett hervor und sah, wie Regelin die Taschen von Alandzus Adjudanten durchsuchte. »Hier«, sagte er. »Der Schlüssel zu seinem Wagen. Er steht sicher auf dem Parkplatz hinter dem Hotel.«
    Wir stiegen aus dem Fenster und tasteten uns auf dem Sims bis zu der Feuerleiter vor, von der ich vorhin gekommen war. Regelin kletterte hinunter, während ich ihm vorsichtig und leise folgte. Ein Doppelposten rief ihn von unten an. »Auf der Feuerleiter befindet sich der Täter nicht«, oder so ähnlich muß Regelin wohl geantwortet haben. »Helfen Sie mir herunter ... Welcher Wagen gehört Yoakh Alandzu? Er will, daß ich eine Spur verfolge.«
    Sie wußten noch nicht, was eigentlich geschehen war. Die Zeit schlich langsam dahin, jede Sekunde mit einem Donnerschlag, wie mir schien, und Regelin schloß den Wagen auf, stieg ein und ließ ihn an. Er befahl den Wachen, die

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