Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
nicht vorhaben, auch nur einen einzigen Cent zu bezahlen. Ja, ich würde sogar noch weiter gehen und zusätzlich zu dem Öl ein paar Köpfe auf dem Silbertablett verlangen.«
Sekundenlang herrschte auf der Konferenzleitung Schweigen. Dann räusperte sich der Präsident. »Bei einem solchen Vorgehen, Mr. Secretary, könnten wir am Ende ganz ohne Öl dastehen. Dieses Risiko ist nicht tolerierbar.«
»Unser ganzes Land wurde auf untolerierbaren Risiken aufgebaut«, erwiderte Putnam.
»Heute Nacht geht es nicht um den Aufbau«, entgegnete der Präsident. »Heute Nacht geht es darum, unsere Nation zu verteidigen und die ökonomische Stabilität zu bewahren. Diese Runde geht – falls sie es überhaupt waren, woran ich immer noch meine Zweifel hege – an die Saudis. Und damit basta! Wir müssen herausfinden, weshalb wir nichts von dieser Verschwörung wussten und an welcher Stelle unserer Geheimdienst-Infrastruktur sie uns durch die Maschen geschlüpft sind. Einer unserer Nachrichtendienste hätte davon Wind bekommen müssen. Falls tatsächlich Staaten, die ausdrücklich keine Terrorstaaten sind, mit al-Qaida kooperieren, müssen wir der Sache auf den Grund gehen. Vor uns liegt eine Menge Arbeit. Aber heute Nacht haben wir nur einen einzigen Job: Das Erdöl muss wieder fließen. Das ist unsere Mission. Das ist Ihre Mission. Sonst nichts! Geben Sie so wenig Geld aus wie möglich, aber beschaffen Sie uns das Öl. Das Risiko einer Konfrontation, ganz gleich welcher Art, ist inakzeptabel.«
Damit legte der Präsident auf. Die Leitung des Konferenzraums im Flugzeug des Außenministers war tot. Ohne jemanden auch nur eines Blickes zu würdigen, ging Putnam zurück in seine Privatkabine und schlug die Tür hinter sich zu.
Viereinhalb Stunden später stieg Putnam auf der US Air Base in Riad, Saudi-Arabien, in den Fond einer wartenden schwarzen Mercedes-Limousine mit Überlänge. Mit ihren sechs Begleitfahrzeugen fuhr sie durch das spätnachmittägliche Riad zu dem gewaltigen Gebäudekomplex, der König Fahd als Hauptpalast diente.
Putnam stieg aus und lief die Treppe zum Palast hinauf, wo ihn Roland Que-Marosali, der saudische Außenminister, begrüßte.
»Guten Morgen, Mr. Secretary«, ließ Que-Marosali über seinen Dolmetscher ausrichten. »Wie war Ihr Flug?«
»Schön, Sie zu sehen, Roland«, erwiderte Putnam und gab Que-Marosali die Hand. »Ein angenehmer Flug, vielen Dank.«
Durch einen weitläufigen Vorhof gingen sie in den Palast, durchwanderten einen langen, von riesigen Kronleuchtern beleuchteten Flur und traten durch ein zweiflügeliges Portal hindurch. Dahinter fand sich ein geräumiges Wohnzimmer mit mehreren Kronleuchtern an der Decke, dessen Wände von Gobelins geziert wurden. Dutzende breiter Sofas und Sessel standen bereit.
Auf einer Couch mitten im Raum saß König Fahd, direkt neben ihm einer seiner Söhne, Prinz Bandar. An der Wand reihten sich mehrere gut gekleidete Bedienstete in Habtachtstellung auf. Fahd und sein Sohn erhoben sich, als Putnam den Raum betrat. Gemessenen Schrittes gingen sie auf ihn zu.
»Willkommen, Roger«, sagte Fahd.
Putnam ergriff die ausgestreckte Hand.
»König Fahd«, sagte er. »Vielen Dank, dass Sie mich so kurzfristig empfangen. Entschuldigen Sie bitte vielmals die Umstände.«
Putnam schüttelte Bandar die Hand.
»Kommen Sie, Roger, kommen Sie«, sagte Fahd warmherzig. »In diesem Haus sind Sie stets ein willkommener Gast.«
»Ja, Mr. Secretary«, sagte Bandar. »Wir hoffen, wir können Ihnen zu Diensten sein.«
»Vielen Dank, Prinz Bandar.«
König Fahd kehrte, begleitet von Prinz Bandar, zu seinem Platz auf dem Sofa zurück. Que-Marosali, der Außenminister, nahm auf einem Sessel ihnen gegenüber Platz.
Ein Diener trat vor und stellte ein Tablett mit einem silbernen Kaffee-Service, einer zusätzlichen Kanne Tee und etwas Gebäck auf dem Tisch ab.
»Bitte, bedienen Sie sich«, sagte Prinz Bandar.
»Eine Tasse Kaffee«, bat Putnam. »Schwarz.«
Der Diener reichte dem amerikanischen Außenminister eine dampfende Tasse. Dieser nahm einen Schluck und blickte König Fahd über den Tisch hinweg an. »Ich komme direkt zur Sache.«
»Wir nehmen an, es hat etwas mit Capitana zu tun«, sagte Fahd. »Es tut uns unendlich leid, dass Ihr Land diese Tragödien erleiden musste.«
»Vielen Dank! Es war eine schwierige Woche. Der Grund, weshalb ich nun hier bin, Sir, besteht darin, Saudi-Arabien um Hilfe zu bitten. Der Verlust Capitanas stellt die Vereinigten Staaten vor
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