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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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orientierte sich in Richtung Hafen. Als sie dort ankamen, steuerte er eine entlegene Straße in der Nähe der Piers an der westlichen Hafenseite an. Sie befanden sich jetzt in einem älteren Teil des Geländes, in dem sich baufällige Wellblech-Lagerhäuser vor überfüllten, von kleinen Fischerbooten gesäumten Docks drängten.
    Ebrahim saß am Steuer, während Mahmoud sich hinten im Transporter auf den Einsatz vorbereitete. Er wechselte seine Kleidung, zog die Sachen an, die Karim für ihn eingepackt hatte: ein Paar Jeans und ein graues T-Shirt. Anonym und unauffällig. Mahmoud inspizierte die Waffen, die sich in der Reisetasche befanden. Karim hatte zwei MP7A1 von Heckler & Koch organisiert, dazu drei Taurus-Cycle-2-Pistolen mit 9-Millimeter-Kaliber und Schalldämpfer sowie ein Paar langer SOG-Kampfmesser mit gezackter Schneide.
    »Nachdem wir Andreas umgelegt haben, könnten wir noch in Frankreich einfallen«, witzelte Ebrahim vom Fahrersitz aus, als er im Rückspiegel das Arsenal begutachtete.
    Mahmoud schwieg eisern. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung.

37
    INTERNATIONALE KKB-ZENTRALE
    Nicht einmal eine Stunde nach seinem Treffen mit Marks hatte Joshua Essinger sieben der acht Trader, die für ihn arbeiteten, zusammengetrommelt. Der achte befand sich bereits auf dem Weg in den Weihnachtsurlaub. Fliegenfischen auf Bali.
    Der Trading Floor glich dem Kontrollzentrum eines Atom-U-Boots. Der Raum hatte keine Fenster, dafür war alles hell erleuchtet und makellos sauber. Jeder Trader verfügte über einen eigenen rechteckigen Tisch, auf dem, je nach Aufgabenbereich zwischen vier und zwölf Flatscreens standen. Die Tische bildeten einen Kreis um eine große runde Tafel aus Kirschbaumholz, die Essinger bei einem Schreiner im Umland von New York als Maßanfertigung in Auftrag gegeben hatte. Auch darauf stand eine größere Zahl von Bildschirmen, die zu einem Zwölfeck angeordnet waren. Jeder der Monitore informierte über die Handelsaktivitäten der einzelnen Trader, sodass Essinger ihre Geschäfte verfolgen konnte. Vier der Schirme waren für Essingers eigenes Portfolio reserviert.
    Alles in allem setzte das »Desk«, wie Essingers Abteilung intern genannt wurde, je nach Wochentag zwischen 25 und 35 Milliarden US-Dollar um. Die Investitionen konzentrierten sich auf alle Bereiche des Energiesektors.
    An den vier Wänden des Großraumbüros hingen, jeweils drei Meter hoch und fünf Meter breit, vier riesige, speziell angefertigte Plasma-Screens. Der eine zeigte in Hellblau, Grün und Schwarz eine Weltkarte. In Echtzeit wurden dort die Routen sämtlicher Öl- und Flüssiggas-Tanker nachgezeichnet. Ein weiterer Schirm zeichnete ebenfalls in Echtzeit und mit direkter Netzanbindung alle US-weiten Aktivitäten im Bereich Stromerzeugung nach. Die beiden Monitore versetzten Essinger und seine Trader in die Lage, den Rohstoffverkehr zu analysieren und Spitzen, Überangebote und Verteilungsmuster zu prognostizieren. Daraus ließen sich Handelsaktivitäten mit zwei konkreten Zielsetzungen entwickeln: das Absichern bestimmter KKB-Förderungen und die Vermehrung des Konzernvermögens. Beides ließ sich nicht unbedingt immer miteinander vereinbaren. Das erklärte auch, weshalb Joshua Essinger und sein junges Team so viel Geld verdienten.
    Auf dem nächsten Plasmaschirm fand sich eine detaillierte Auflistung der Positionen, in die der Trading Floor in diesem Moment investierte. Mit Ausnahme von Essinger und seinem Team wirkten die Kürzel auf jeden wie chinesische Algebra.
    Auf dem letzten Plasmaschirm wurde schließlich ohne Ton das Fernsehbild von Bloomberg übertragen, manchmal auch CNBC.
    Essinger wanderte neben dem zentralen Tisch auf und ab. »Danke, dass ihr gekommen seid, Leute«, sagte er. »Ich brauche eure Hilfe bei einem Problem.«
    »Haben Sie immer noch kein Date für Silvester gefunden?«, witzelte einer der Trader, ein in Wharton ausgebildetes Mathematik-Genie namens Tino Santangelo. Die restlichen Trader fingen an zu lachen. Essinger verzog keine Miene.
    »Tja, Tino, Ihre Mutter passte leider nicht mehr in den Flieger, deshalb sieht es tatsächlich so aus, dass ich noch keine Verabredung habe.« Noch mehr Gelächter, selbst von Santangelo. Doch dann drehte Essinger sich zur Seite, richtete eine Fernbedienung auf einen der riesigen Plasmaschirme und drückte eine Taste. Eine Videoaufnahme der brennenden Bohrinsel von Capitana wurde eingeblendet. Überall Rauch und Flammen. Er zielte mit dem Infrarot-Sensor auf einen

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