Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
Alters. Er dürfte dir sofort ins Auge fallen. Finde ihn und leg ihn um. Danach geht es wieder zurück nach South Bend.«
»Das ist alles? Bloß den Amerikaner umbringen?«
»Das ist alles.«
»Wie sieht er aus?«
Karim legte ein Schwarz-Weiß-Foto von Dewey auf den Sitz vor Mahmoud. »Das ist schon ein paar Jahre alt. Damals gehörte er dem Militär an.«
»Welche Truppengattung?«
»Army. Sein Name ist Andreas. Dewey Andreas.«
Mahmoud hielt sich das Foto über eine Minute lang vors Gesicht und prägte sich Deweys Züge ein. »Sieht nicht gerade angenehm aus.«
»Soweit wir wissen, trug er vor zwei Tagen noch lange Haare und einen Vollbart«, sagte Karim. »Das könnte sich inzwischen geändert haben. Er sieht nicht mehr so gut aus wie auf dem Bild. Er ist älter.«
Mahmoud musterte die Fotografie noch eine Weile. Schließlich blickte er auf und gab sie Karim zurück. »Du hast mir erzählt, dass Marks einen militärischen Hintergrund besitzt. Dass er früher den Navy-SEALs angehörte und es schwierig werden könnte. Außerdem meintest du zu mir, er sei ein alter Opa und humple durch die Gegend wie eine Frau. Erinnerst du dich?«
»Ja.«
»Marks hätte mich beinahe umgebracht. Und über diesen Kerl hier kannst du mir nichts weiter sagen?«
»Wir versuchen, mehr herauszufinden«, erwiderte Karim. »Wie gesagt, er war in der Army.«
»Dann bist du entweder ein Narr oder ein Lügner.«
»Wage es nicht, so mi...«, setzte Karim an.
»Wenn ich nicht so mit dir rede«, schnitt Mahmoud ihm das Wort ab, »könnte es schiefgehen. Hätte ich mehr Respekt vor Marks besessen, hätte ich meine UMP mitgenommen. Wenn es eine Rolle spielt, musst du mir alles sagen, was du weißt. Welche Waffengattung?«
»Erst Rangers. Dann Delta.«
»Fuck!« Mahmoud schwieg einen Moment. »Ich weiß Bescheid über die Deltas. Im Camp in Jaffna haben wir uns mit ihnen beschäftigt. Das ist ein gefährlicher Haufen.«
»Du bist auch ziemlich gefährlich.«
»Wie alt ist er?«
»42.«
»Was ist in Kolumbien passiert?«
»Nichts. Das liegt außerhalb deiner Zelle.«
»Dann tuʼs doch in meine Zelle.«
Verärgert schüttelte Karim den Kopf. Abrupt neigte sich die Nase des Flugzeugs nach unten, gleichzeitig ertönte in der Kabine eine Glocke, die signalisierte, dass der Landeanflug auf den Jose Marti International Airport im Umland von Havanna begann.
»Andreas leitete die Bohrinsel von Capitana. Er war der Boss. Wir hatten ein paar Männer dort eingeschleust. Wir brauchten seine Hilfe, um an unser Missionsziel zu gelangen, in die Pumpstation unten am Meeresgrund. Dann ist irgendwas passiert. Wir wissen nicht genau, was. Eigentlich hätte die Zelle kurz vor der Detonation von einem Hubschrauber abgeholt werden sollen, um zurück nach Cali zu fliegen. Doch als der Hubschrauber dort eintraf, befand sich lediglich Andreas an Bord. Irgendwie muss er die Bohrinsel übernommen haben.«
»Auf CNN hieß es, rund 100 Männer hätten überlebt.«
»Ja. Aber die Mission gilt trotzdem als Erfolg. Das Problem ist, der Mann, der die Zelle führte, wusste sehr viel. Er wusste alles. Möglicherweise hat Andreas Informationen aus ihm herausbekommen.«
Mahmoud nickte und schloss die Augen, während die Gulfstream in den Sinkflug überging und auf der privaten Landebahn des Flughafens aufsetzte. Die Maschine rollte aus und kam vor dem Eingang eines kleinen, braunen Ziegelsteinbaus, der als Terminal für Privatflüge diente, zum Stillstand.
»Auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude steht ein weißer Lieferwagen.«
Mahmoud und Ebrahim stiegen aus dem Jet. Unten auf der letzten Stufe drehte Mahmoud sich noch einmal um.
»Ich warte hier im Flugzeug auf euch. Sollte etwas passieren, schickt mir sofort eine SMS.«
Mahmoud blickte Karim ein letztes Mal an, schüttelte den Kopf und wandte sich ab, um zu gehen.
»Er ist gefährlich«, rief ihm Karim von der obersten Stufe des Jets hinterher. »Wenn ihr ihn seht, erschießt ihn sofort. Selbst in der Öffentlichkeit. Falls ihr zu Märtyrern werden müsst ...«
Mahmoud nahm die Worte zur Kenntnis, ohne sich umzusehen oder etwas zu erwidern. Ebrahim und er gingen rasch auf das Backsteingebäude zu, passierten es auf der linken Seite und entdeckten einen alten weißen Ford-Lieferwagen, der auf dem Schotterparkplatz für sie bereitstand. Mahmouds Hinken nahm schlagartig ab, sein Verstand arbeitete zügiger. Die Mission hatte begonnen.
Ebrahim fuhr vom Jose Marti Airport ins Zentrum Havannas und
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