Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
Lage, die den Fortbestand der Bohrinsel bedroht. Mein Lebensunterhalt hängt davon ab, und deiner auch. Wenn ich deine Hilfe benötige, um die Bedrohung abzuwenden, dann erwarte ich, dass ich sie auch bekomme.«
»Aber weshalb ausgerechnet Serines Leute?«, wollte Pablo wissen. »Warum nicht Mackies Freunde?«
Dewey bedachte ihn mit seinem berüchtigten wütenden Blick.
»Ich tu ja, was du verlangst«, versicherte Pablo eilig. »Das weißt du doch. Ich frage mich bloß: weshalb die Araber?«
»Ich kannʼs nicht genau erklären«, erwiderte Dewey. Jim Mackies letzte Worte gingen ihm nicht aus dem Sinn. Mit einem Mal klang er nicht mehr ganz so hart. »Wenn ich falsch liege, bin ich der Erste, der sich entschuldigt. Aber Jim Mackie hat versucht, mir eine Botschaft zu übermitteln. Hier geht etwas vor, und ich blicke noch nicht durch. Mackie war ein guter Mann, kein Schläger. Serine brachte ihn aus einem ganz bestimmten Grund um. Und nun haben Serines Freunde ein weiteres Mal getötet. Damit ist jetzt Schluss, Pablo. Basta!«
Sein Schweigen wertete Dewey als widerwillige Zustimmung und nahm den Aufzug hinunter zum Deck, ehe er sich auf den Weg zurück zu seinem Büro machte.
Er setzte sich an seinen Computer. Er musste Dallas informieren. Während der folgenden Viertelstunde setzte Dewey eine Mitteilung auf, in der er die Ereignisse schilderte, die zu den drei Todesfällen an Bord der Bohrinsel geführt hatten. Er bezeichnete die Todesfälle als Folge ethnischer Spannungen. Doch beim Schreiben kamen ihm Zweifel bezüglich Serines Tod in der Krankenstation. Zunächst hatte es so gewirkt, als hätten Mackies Freunde Rache geübt, doch daran wollte Dewey nicht mehr so recht glauben. Er konnte seinen Verdacht nicht erklären. Es war unlogisch, dennoch verriet ihm sein Bauchgefühl, dass die Iren nicht die Verantwortung dafür trugen. Hatte womöglich einer seiner eigenen Leute Serine umgelegt?
Er beendete seine Mail, ohne konkrete Verdächtigungen auszusprechen, und schickte sie ab. Anschließend bemühte er sich, das Ganze zu verdrängen. Als Nächstes schrieb er zwei Briefe, einen an Mackies Witwe, danach einen an die von Pierre. Anschließend sah er in Serines Personalakte nach, welcher Angehörige im Notfall verständigt werden sollte. Serine hatte niemanden angegeben. Dewey verließ sein Büro, um sich ein Bild von den bisherigen Ergebnissen der Durchsuchungen zu machen. Es gab nichts Neues.
Als er in sein Büro zurückkehrte, schielte er auf seine Armbanduhr. Escos Stunde war beinahe vorbei. Hatte er den Techniker zu hart rangenommen? Weshalb sollte es in Escos Verantwortungsbereich fallen, herauszubekommen, wer Pierre umgebracht hatte? Während er so zu dem Tanker hinüberschaute, kam ihm auch Pablo in den Sinn. Ihr Streit tat ihm leid. Er musste eine Möglichkeit finden, das wiedergutzumachen. Wenn das hier ausgestanden war. Wenn die ganzen Schwierigkeiten hinter ihm lagen.
Plötzlich läutete das Decktelefon. Er nahm den Hörer ab. Baroni.
»Was gibtʼs?«
»Ich glaube, das solltest du wissen: Letzte Nacht beobachtete Sing, wie Esco und noch ein paar andere mit Jonas stritten, kurz bevor er umgebracht wurde. Und zwar ziemlich hitzig.«
»Und weshalb erzählt er dir das erst jetzt?«
»Er hat die Hosen voll. Hatte sich in seiner Koje verschanzt.«
Dewey spürte, wie Wut seinen Rücken hinaufkroch. Er starrte aus dem Fenster auf das Deck draußen vor den Unterkünften. Dort entdeckte er Esco.
Wie kochendes Öl füllte die Wut seinen Brustkorb und seinen Kopf aus. Er marschierte hinaus aufs Hauptdeck.
»Esco.«
Der ältere Mann wandte sich um.
»Komm mit!«
»Ich weiß es nicht«, rief Esco achselzuckend zurück. »Das sagte ich Ihnen doch. Keiner weiß was.«
Dewey funkelte ihn nur wütend an und sagte kein Wort. Widerwillig folgte Esco ihm ins Büro. Dewey zog die Tür hinter ihm zu.
Er trat dicht an den anderen Mann heran.
»Weshalb hast du mich in Bezug auf Jonas angelogen?«
»Wovon reden Sie eigentlich?«
»Untersteh dich, mich noch ein zweites Mal zu belügen. Du wurdest gesehen, wie du mit ihm gestritten hast, kurz bevor er tot aufgefunden wurde.«
»Das stimmt nicht. Ich mochte Jonas. Wir sprachen darüber, dass wir alle potenzielle Opfer sind, das ist alles.«
Drohend kam Dewey noch einen Schritt näher. Er hatte keine Ahnung mehr, was er glauben sollte. Er wusste nur eins – dass er Esco nicht traute. Er spürte, wie sein Zorn überkochte. Er wollte zum Schlag ausholen, um die
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