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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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Edelstahlröhren in einem Glaszylinder, aus dem zwei kleine, rote Drähte hervorragten – die Antenne, die von irgendwoher ein Funksignal erhielt und daraufhin die komplette Stahlhütte mitsamt dem halben Städtchen Bath in die Luft jagte. Während einer Wochenendschicht hatte er den Zünder zusammengebaut. Dreimal war er dazu auf die Toilette gegangen. Er blickte auf den Sprengsatz und lächelte.
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Er vernahm Schritte, spähte nach unten und sah zwei Turnschuhe. Er hatte keine Ahnung, zu wem sie gehörten. Sein Blick wanderte zu dem leeren Rechteck an der Decke hinauf. Bemerkte der Fremde womöglich, dass eine Platte fehlte? Nicht ausgeschlossen. Es wäre nicht das erste Mal. Sofern es nicht gerade dem Hausmeister, Joseph, auffiel, störte sich aber niemand daran. Selbst Joseph würde es aller Wahrscheinlichkeit nach nichts ausmachen. Dennoch jagte ihm das leere Rechteck, der finstere Abgrund der fehlenden Platte, einen Schauder über den Rücken.
    David wartete ab, während der Mann pinkelte. Sollte jetzt jemand hereinkommen, um ein größeres Geschäft zu verrichten, hatte er ein Problem. Allerdings war so etwas in den vergangenen beiden Jahren noch nie passiert.
    Die Spülung rauschte. Der Mann ging hinaus, ohne sich die Hände zu waschen.
    David stand auf. Er hob die Platte bis zur Decke an und schob sie behutsam wieder an ihren Platz zurück.
    »Nicht mehr lange«, flüsterte er. Erneut roch er an seinen Fingerkuppen, um den Duft der Muscheln zu inhalieren. »Nicht mehr lange.«

50
    24TH STREET NORTHWEST 88
    GEORGETOWN
    Jessicas Pfeifen wurde lauter, als sie den Absatz auf halber Höhe des Treppenhauses erreichte.
    Buck hörte zu, verborgen hinter ihrer Schlafzimmertür. Er hatte dieses Lied schon immer gemocht. Weshalb mochten manche Leute bestimmte Lieder, andere dafür aber nicht, fragte er sich. So konnte er zum Beispiel Stille Nacht nicht ausstehen. We Wish You A Merry Christmas dagegen, das sie vor sich hin pfiff, das war ein echter Klassiker. Er grinste, während er diese Überlegungen anstellte. So ein bedeutender Moment im Leben eines Menschen – im Grunde ihr letzter Augenblick auf Erden – und er stand da und dachte über die völlig belanglose Frage nach, welches Weihnachtslied ihm am besten gefiel. Nun, zumindest brachte es ihn zum Lächeln.
    Seine rechte Hand zeigte nach unten. Damit hielt er die Glock 36 mit dem aufgeschraubten Schalldämpfer. Er merkte, wie sein Herzschlag sich fast unmerklich beschleunigte. Er hatte schon so viele Menschen an den unterschiedlichsten Orten getötet, dass er es als Routine empfand. Bei dieser Frau verhielt es sich jedoch anders, und unterbewusst registrierte er das. Er hatte schon Leute ausgeschaltet, die er vorher gekannt, ja, sogar gemocht hatte. Aber nie zuvor hatte er jemanden umgebracht, der eine so große Bedrohung für sein eigenes, persönliches Wohlergehen darstellte.
    Wenn sein Herz nun also raste und sein Atem schneller ging, dann nur, weil er es jetzt tun wollte. Er wollte endlich an diesem Strand liegen und das alles hinter sich lassen. Er wollte endlich sein Geld. Er stand so dicht davor. Bald konnte er das Land verlassen, vielleicht schon heute Abend. Und er würde darauf bestehen, dass Fortuna ihm den Rest auszahlte, und zwar sofort. Falls Fortuna das nicht tat, würde Buck ihn eben verpfeifen und sich mit dem Geld, das er bereits kassiert hatte, begnügen. Zumindest die nächsten fünf Millionen sollte er mittlerweile erhalten haben. Überleben mit nichts als 15 Millionen US-Dollar. Erneut musste er lächeln. Allerdings galt es davor, erst einmal zu verschwinden. Um sich Zeit fürs Abtauchen zu verschaffen, musste er zuerst noch etwas erledigen.
    Jessicas Schritte auf der hölzernen Treppe wurden lauter, ihr leises Pfeifen, bei dem jeder Ton stimmte, ebenfalls. Unvermittelt klingelte ihr Handy. Ein schrilles, durchdringendes Läuten. Das Pfeifen verstummte. Er hörte, wie sie das Telefon aufklappte. Ihre Schritte kamen näher. Im Flur ging das Licht an. Langsam fiel ihr Schatten durch den Türrahmen. Ihr Umriss zeichnete sich auf dem grünen Orientteppich ab, der direkt vor der Tür lag, hinter der Buck lautlos wartete. Durch den Spalt zwischen Tür und Angel beobachtete er sie.
    »Tanzer«, meldete sie sich.
    Calibrisi hielt sich den Hörer ans Ohr. Er quetschte ihn so fest dagegen, dass er befürchtete, das Plastik könnte zerbrechen. Schließlich ging das Funksignal durch und Jessicas Handy begann zu

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