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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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bereits eine Taste gedrückt? Mehrere? Alle?, fragte Dewey sich. Oder will er um sein Leben feilschen?
    Fortuna wirkte aschfahl, beinahe weiß unter dem Schweißfilm, der sein Gesicht überzog. Sein Atem ging stoßweise. Dennoch konnte Dewey dahinter den wahren Alexander Fortuna erkennen: die scharf geschnittene Nase, das etwas zu lange, nach hinten gekämmte Haar. Selbst dem Tode nah verfügte er noch über Charisma. Teilweise lag es an seinem Aussehen, teilweise auch an seinen Augen, die Dewey quer durchs Zimmer hinweg durchdringend musterten. Deweys Blick fiel auf den hellbraunen Teppich. Unter dem Stuhl hatte sich eine riesige Lache angesammelt. Von der Hüfte abwärts durchnässte Blut die Hose des Terroristen. Fortuna starrte ihm mit dem Zünder in der Hand entgegen.
    Aus dieser geringen Entfernung konnte Dewey sehen, dass Fortunas behandschuhte Zeige-, Mittel- und Ringfinger über drei Tasten am unteren Rand des Fernauslösers schwebten.
    »Diese Taste lässt eine Bombe im Staples Center in Los Angeles hochgehen«, erklärte Fortuna, seine Stimme kaum mehr als ein Lufthauch. Offensichtlich litt er unter starken Schmerzen. »Diese hier wird eine gewaltige Sprengladung in einem Schließfach des OʼHare International Airport auslösen.«
    »Und die dritte?«
    »Die dritte. Alles andere als einfach.« Er hielt inne, um mühsam Luft zu holen. »In einem Abstellraum des Supreme Court in Washington ist eine Bombe platziert. Dazu brauchten wir eine Frau. Karina.«
    Dewey hielt die Maschinenpistole auf Fortuna gerichtet. Er machte einen weiteren Schritt in das Zimmer hinein.
    »Legen Sie die Waffe weg! Und keine Bewegung!«
    Ohne auf Fortunas Aufforderung zu achten, ging Dewey weiter – den Finger am Abzug, die Waffe direkt auf Fortunas Kopf gerichtet.
    »Lassen Sie den Zünder fallen!«
    Fortuna verzog vor Schmerz das Gesicht. »Ich bin bloß der Anfang«, erklärte er. »Die Speerspitze. Ihr könnt es nicht aufhalten. Mein Vater, mein Bruder. Sie werden nach mir kommen. Sie werden nicht aufgeben.«
    »Auch ich habe Brüder«, entgegnete Dewey. »Hunderttausende. Das ist nichts Neues für uns. Mit Kerlen wie euch sind wir auch früher schon fertiggeworden.«
    Fortunas Blick wanderte von Dewey zum Zünder und vom Zünder zu dem Blut, das ihm in den Schoß rann. In wenigen Minuten verblutete er, das wussten sie beide.
    »Soll ich einen Arzt rufen?«, fragte Dewey.
    Fortuna öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Er schüttelte den Kopf.
    »Nicht sehr überzeugend«, meinte Dewey, »sonst würden Sie nämlich diese Knöpfe da drücken und noch Tausende von Menschen umbringen, ehe ich Ihnen das ganze Magazin in den Kopf jage.«
    »Es ging nie darum, Menschen umzubringen.«
    »Richtig!«, meinte Dewey mit Wut in der Stimme. »Trotzdem habt ihr meine Männer getötet. Ihr habt Tausende ermordet.«
    »Und wenn ihr in unsere Länder kommt, was macht ihr dann?«, konterte Fortuna. Er schaute Dewey fest in die Augen und hielt einen Moment inne, bis eine weitere Schmerzwoge abebbte. »Vietnam? Afghanistan? Irak? Libanon? Ihr seid so mächtig, dass es, wenn man die Namen mal beiseitelässt, genau auf das Gleiche hinausläuft, was ihr tut. Nur dass hinter euch eine ganze Regierung steht. Tausende von Männern, die mit offizieller Befugnis in diese Länder einfallen. Mit Befugnis, weil ihr selber die Regeln aufstellt! Und ihr zerstört Leben. Ihr zerstört ganze Städte.«
    »Ich spreche nicht für meine Regierung.« Dewey versuchte einzuschätzen, in welche Richtung sich Fortunas Gedankengang bewegte. Auch wenn er ihn am liebsten erschossen hätte, zog dies doch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mindestens eine weitere Detonation nach sich. Darum versuchte er, Zeit zu gewinnen. »Für wen sprechen Sie?«
    Fortuna lächelte schwach. Er hielt den Zünder nach wie vor fest umklammert. »Als ich vier Jahre alt war, nahm meine Mutter mich mit ans Meer. An die Badestrände in der Nähe der Costa Brava«, sagte Fortuna. »Es ist die einzige Erinnerung, die mir an sie bleibt. Sie hieß Rhianne.« Mit einer kaum wahrnehmbaren Kopfbewegung deutete er auf die Wand in Deweys Rücken, an der ein großes Ölgemälde hing. Es zeigte eine umwerfende dunkelhaarige Schönheit in einem weißen Sommerkleid, die einen kleinen Jungen an der Hand hielt.
    »Eure Soldaten kontrollierten diesen Teil meines Landes«, fuhr Fortuna fort. Der Zorn schien ihm neue Kraft zu geben. »An jenem Tag gingen wir zu Fuß nach Hause. Am Strand kaufte

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