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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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gefiel Savoy, dass er seine Marke zücken musste.
    Der Suburban hielt vor einem kleinen Betongebäude neben der Staumauer, das kaum größer war als ein Tante-Emma-Laden: das Krankenhaus.
    Savoy fand Whites Leichnam in der Leichenhalle des Hospitals auf einem Metallgestell ausgestreckt vor. Man hatte den Raum fast bis auf den Gefrierpunkt heruntergekühlt, trotzdem konnte er sich nicht mit der eisigen Luft draußen messen. Savoy ging um den Metalltisch herum und starrte die Leiche an. Er hatte schon viele Tote gesehen – dieser war jedoch bei Weitem am grässlichsten zugerichtet.
    White war übergewichtig und durch das Wasser, das sein Körper beim Ertrinken aufgenommen hatte, verstärkte sich dieser Eindruck noch. Sein rechtes Bein fehlte, in der Mitte des Schenkels abgerissen. Es handelte sich um einen unebenen, keineswegs gleichmäßigen Schnitt, der vermutlich von einem der riesigen Rotoren, die ihn angesaugt hatten, herrührte. Die obere Hälfte von Whites Schädel fehlte und entblößte das Gehirngewebe. Sein rechter Arm war an der Schulter abgetrennt, diesmal ein sauberer Schnitt. Unter der Haut sah man geschwollene, gelbe Fettstücke.
    »Haben wir seine Familie schon benachrichtigt?«
    »Noch nicht. Das werden wir heute erledigen. Nicht dass er wirklich Familie hatte, eigentlich nicht. Seine Frau hat ihn verlassen und seine Söhne wollten nichts von ihm wissen.«
    »Sie sollten es trotzdem erfahren. Falls sie nichts dagegen einzuwenden haben, sollten wir ihn irgendwo hier draußen in den Wäldern begraben. Ich glaube, er hätte es so gewollt. Den Anruf musst du erledigen. Du kanntest ihn besser als jeder andere.«
    Savoy verließ die Krankenstation. Auch wenn er sich nichts anmerken ließ, hatte ihn der Anblick von Whites Leichnam ziemlich mitgenommen.
    Er ging ins Gästehaus und duschte. Anschließend machte er sich zu Fuß auf den Weg zum Verwaltungsgebäude, einem zweistöckigen Betonklotz am Fuß der Staumauer, und verbrachte mehrere Stunden damit, sich in Whites Büro umzusehen. Das Herumschnüffeln erwies sich als durchaus interessant – allerdings nicht, weil er etwas Konkretes fand, sondern weil es ihm ins Gedächtnis rief, weshalb White es beruflich so weit gebracht hatte. Er war ein sagenhaft gut organisierter Manager. Jedes Dokument, ein halbes Jahrzehnt zurückreichend, hatte er auf Zwölfmonatsbasis abgeheftet, alphabetisch nach Themen geordnet. Die noch nicht abgehefteten Unterlagen warteten auf einem von drei fein säuberlich auf dem Schreibtisch angeordneten Stapeln. Mitten auf dem Tisch stand ein IBM-Computer.
    Diesem widmete Savoy sich geraume Zeit lang, obwohl sich nicht übersehen ließ, dass das alte Teil seit Längerem unbenutzt vor sich hin staubte.
    »Pack den Rechner ein und lass ihn als Frachtgut nach New York City verschiffen«, forderte er Mihailovic auf. »Zu einem Typen namens Pillsbury in der IT-Abteilung.«
    »In Ordnung.«
    »Die Karteikästen kannst du auch gleich mitschicken. An mein Büro.«
    »Verstanden.«
    In der unteren Schreibtischschublade lagen Kugelschreiber, Büroklammern und Klebeband. Die mittlere Schublade enthielt mehrere Schachteln Marlboro, ein paar Aschenbecher und Streichhölzer. In der obersten Schublade fanden sich ausschließlich Fotografien. Viele von der Staumauer in unterschiedlichen Entstehungsphasen. Eine Aufnahme zeigte White mit Marks bei der Einweihung des Staudamms. Drei Schnappschüsse von Marks mit seinen Söhnen bei einem Angelausflug.
    Ein weiteres von seiner Exfrau, einer unscheinbaren Brünetten mit kurzen Haaren, die schüchtern in die Kamera lächelte.
    Savoy war kein Kriminalbeamter. Er war Sicherheitsfachmann. Aber das sah ihm alles nicht nach Verzweiflung oder Lebensmüdigkeit aus.
    Als der Morgen dämmerte, bat er Vida, Jakes Assistentin, um eine Kopfschmerztablette. »Ist Ihnen im letzten Monat irgendetwas Komisches an Jake aufgefallen?«, fragte er sie, als sie ihm die Pille und eine Flasche Wasser brachte.
    »Nichts Außergewöhnliches«, erwiderte sie.
    Savoy blickte quer durch den Raum zu Mihailovic.
    »Letzte Woche rief er Ted Marks an«, sagte Savoy. »Wusstest du das?«
    »Nein! Aber das überrascht mich ehrlich gesagt nicht. Sie standen einander ziemlich nah. Früher zumindest.«
    »Könnten Sie die Personalakten für mich aufrufen«, fragte Savoy Vida. »Gehen Sie ein Jahr zurück und sehen Sie nach, ob es irgendwelche Disziplinarmaßnahmen gab.«
    »So etwas wüsste ich«, schaltete sich Mihailovic ein.
    »Ich möchte

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