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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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dass ich ein Pferd vertilgen könnte«, sagte Vater. »Hast du nicht etwas zu tun, Nebuchar?«
    Alexander hasste seinen älteren Bruder. Nebuchar wollte nie mit ihm spielen, er war schon zu groß und zu alt für Spiele mit seinem fünfjährigen Brüderchen. Außer sonntags, am Familientag. Dann musste er es tun, weil Vater es verlangte. Widerstrebend gehorchte Nebuchar dann, obwohl er sich insgeheim dem Augenblick entgegensehnte, in dem er Alex entdeckte, ihn regelrecht auskostete, weil er dann Alex und auch Mattie einen Knöchel seiner Faust über den Schädel ziehen konnte.
    Während Nebuchar zu suchen begann, konnte Alex hören, wie sein Vater die Teller abstellte. Er roch das Hühnchen, den Knoblauch, die Feigen, ja, sogar den Reis. Sein Lieblingsessen. Sein Vater kochte nur an Sonntagen. Es war das Einzige, was er kochen konnte, aber er gab sich wirklich Mühe dabei. Zu Ehren ihrer toten Mutter, pflegte er zu sagen. So, wie Vater es anstellte, kochten die Feigen drei Tage lang in dem kleinen Kattarwill-Ofen, der seine Hitze von der Sonne bezog, sodass sie einem auf der Zunge zergingen, wenn man hineinbiss.
    »Du kannst genauso gut gleich rauskommen. Du weißt, dass ich dich sowieso finde.« Nebuchar schlenderte zum Stamm der großen Zypresse. An ihrem Fuß befand sich ein Loch, gerade groß genug für einen Kojoten oder ein kleines Kind. Leer.
    »Mattie!«, brüllte er. »Alex!«
    Aus der Ferne ertönte das Lachen seines Vaters. »Was denn? Ein so großer Junge, und dann findet er seinen kleinen Bruder und seine Schwester nicht?« Ihr Vater hatte sich auf den Felsblock gesetzt, keine 30 Zentimeter von Alex entfernt, und trank eine Tasse Wasser. »Soll ich kommen und dir beim Suchen helfen, Nebbie?«
    »Nein! Ich werde sie schon finden.«
    Nebuchar ging um die Zypresse herum auf den Wacholderbusch zu, diesmal außer Sichtweite seines Vaters. Er sah die kleine Mattie und versetzte ihr einen festen Klaps auf den Kopf.
    »Hab dich!«, brüllte er, während Mattie kreischte und anfing zu weinen. »Wo ist Alex?«, wollte er wissen.
    »Das sag ich dir nicht. Ich hasse dich, Nebbie!«
    »Sagʼs mir, oder du fängst dir noch eine.«
    »Nein!«, brüllte sie und rannte zu ihrem Vater.
    Langsam zog Nebuchar auf dem Hang seine Kreise. Schließlich gelangte er an den Picknickplatz.
    »Du hast eine Dreijährige geschlagen?«, fragte sein Vater wütend. »So etwas machen nur feige Schwächlinge. Du bist zwölf. Du kriegst heute nichts zu essen.«
    Nebuchar sagte keinen Ton. Alex biss sich auf die Zunge, um nicht laut loszulachen.
    »Ich weiß, was dir jetzt durch den Kopf geht«, sagte sein Vater. »Ich schlage vor, du bist jetzt erst mal eine Minute lang still. Solltest du mir gegenüber die Stimme erheben oder auch nur auf den Boden stampfen, schicke ich dich nach unten in den Karuus, und du verbringst den Rest des Tages damit, die Dachziegel abzuwaschen.«
    Alex liefen wohlige Schauder über den Rücken. Er wünschte sich, Nebbies Gesicht in diesem Moment sehen zu können.
    »Wo steckt er? Ich kann ihn nicht finden.«
    »Was soll das heißen, du kannst ihn nicht finden?«
    »Er ist nirgends. Ich hab überall nachgesehen.«
    Vater nahm Mattie von seinem Schoß und setzte ihr einen Teller mit Hühnchen vor. Sie hörte auf zu weinen und begann zu essen.
    Vater stand auf und drehte sich langsam einmal um die eigene Achse, suchte mit seinem Blick die Umgebung ab. »Alexander!«, rief er. »Alexander!« Er kletterte ein Stück den Hang hinab, kehrte dann wieder um.
    »Er ist weg, das habe ich doch gesagt.«
    Vater lachte. »Er hat gewonnen. Und zwar eindeutig.«
    »Jaaa«, sagte Nebuchar, »aber wenn ich ihn finde ...«
    »Wenn du ihn findest, wirst du ihm gratulieren und ihn in Ruhe lassen. Hast du mich verstanden?«
    »In Ordnung.«
    »Na ja, essen wir! Ich muss bald zurück und meine Vorlesung für morgen vorbereiten.«
    »Aber Alex«, sagte Mattie. »Wo ist Alex?«
    »Er wird schon wieder auftauchen«, meinte ihr Vater. »Ich kenne Alex. Wo immer er steckt, es geht ihm gut. Essen wir!«
    Aswan bediente sich, schaufelte sich Hühnchen mit Reis auf den Teller, setzte den Deckel wieder auf die Schüssel und stellte sie weg.
    »Jesus Christus, Mutter des Lammes!« Er hatte die Schüssel genau auf Alexʼ Rücken abgestellt. Alex erhob sich, nackt und von Kopf bis Fuß mit Schmutz bedeckt.
    »Alex!«, rief Mattie. »Gehtʼs dir gut?«
    »Es geht mir gut.« Stolz verschränkte Alex die Arme. »So versteckt man sich vor einem

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