PR 2627 – Der verzweifelte Widerstand
Verzweifelte Widerstand darf kein Risiko eingehen.«
Rhodan nickte kurz. »Können Oberst Anrene und ich uns unterhalten?«
»Sicher.«
»Ungestört?«
»Auch das.« Der Umwelttank des Iothonen setzte sich in Bewegung, schwebte in Richtung Ausgang. »Ihr könnt euch darauf verlassen, dass wir euch nicht abhören.«
Rhodan bedankte sich, hegte aber Zweifel an der Wahrheit dieser Zusicherung. Wahrscheinlich dachte Derrayn Anrene ähnlich und würde ebenfalls keine Geheimnisse zur Sprache bringen.
Die Tür schloss sich hinter dem krakenähnlichen Iothonen.
»Was hältst du von diesem Verzweifelten Widerstand?« Rhodan schaute seinem Gegenüber bei dieser Frage direkt ins Gesicht. Mit seiner Mimik konnte dieser mehr Antwort geben als mit Worten.
»Sie sind uns nicht feindlich gesinnt«, sagte Anrene – und schien es auch genauso zu meinen. Er lächelte, schloss kurz die Augen: Ich sage die Wahrheit.
»Dann lass uns reden«, bat der Aktivatorträger.
Anrene nickte. »Was ich dir zu sagen habe, nimmt direkt nach der Entführung der BASIS seinen Anfang ...«
Die Geschichte von Derrayn Anrene
Alles war anders.
Weitaus anders, als es sich Derrayn Anrene jemals hätte vorstellen können. Dabei hatte er nur nach Anthuresta fliegen wollen, in die »Partner«-Galaxis der Milchstraße.
Die BASIS war aber entführt worden, irgendwohin, die Mess- und Ortungsdaten spielten verrückt. In dem Chaos konnte der Kommandant des BASIS-Tenders SICHOU ZHI LU all die einkommenden Informationen nicht mehr aufnehmen.
Rundum explodierte das All – und nicht einmal das heimatliche All, sondern irgendein unbekannter Ort, womöglich in einer fernen Galaxis oder einem fremden Universum.
Derrayn Anrene hatte nicht die geringste Ahnung, wohin es die BASIS verschlagen hatte, und es blieb keine Sekunde Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Es ging ums nackte Überleben.
»Die ... Zapfenraumer greifen an!«, rief jemand. Anrene, der sonst die Namen der diensthabenden Offiziere im Schlaf aufzuzählen vermochte, konnte die Stimme nicht zuordnen, war zu sehr damit beschäftigt, sich irgendwie einen Überblick zu verschaffen. »Ich zähle zwanzig ... dreißig ... Die Ortung spielt verrückt, ich ...«
Wer immer es war, der diese Meldung abgab, er brach mitten im Satz ab. Alles andere als professionell. Doch da der Kommandant in diesen ersten Sekunden ebenso verwirrt war, kümmerte er sich nicht darum.
Auf einem der vielen Holos, die vor Derrayn Anrene schwebten und das Geschehen rundum abbildeten, ereignete sich eine Explosion.
Sein Blick wurde wie magisch angezogen: Das war ein Teil der BASIS, dachte er. Zuerst glaubte er an eine völlige Zerstörung dieses Schiffsbereichs, doch wie es schien, hatte er nur schwere Beschädigungen erlitten.
Nur schwere Beschädigungen. Dieser bizarre Gedanke rief ihn in die Wirklichkeit zurück, und er besann sich seiner Aufgabe und seiner Verantwortung als Kommandant des Tenders. Ein Blick auf die Datenleisten ergab, dass seit Beginn des Angriffs fünfzehn Sekunden vergangen waren. Eine Viertelminute zu viel, ein Zeitverlust, der sich nie wieder aufholen ließ.
In einer spontanen Schlachtsituation konnte sich das verheerend auswirken. Ein unverzeihlicher Fehler, der darüber hinaus völlig untypisch für Kommandant Derrayn Anrene war. Eins seiner Markenzeichen war, dass er auch bei Hektik und Stress stets ein ruhender Pol blieb. Aber er war eben kein Roboter.
Präzise und effektiv gab er Befehle, versuchte Kontakt mit den anderen Tendern und der Führung der BASIS aufzunehmen, doch es gelang nicht.
Ständig rasten neue Zapfenraumer heran.
Außerdem spielten seine Instrumente verrückt, lieferten offenbar falsche Werte – und fielen schließlich aus.
Es war, als sei der Tender isoliert, seine Mannschaft blind und taub.
Das Letzte, was er erkannte, drohte ihn in Verzweiflung zu stürzen: schwere Schäden am Werft-Modul SICHOU-2 und beim Kontor-Modul SICHOU-3. Der Tender drohte zu explodieren. Und damit die gesamte Besatzung in den Untergang zu reißen.
»Flucht!«, befahl er. »Wir evakuieren!«
Während er hastige Vorbereitungen traf und das interne Notfallkommunikationssystem hochfuhr – warum dauerte es nur so verdammt lange? –, überschlugen sich seine Gedanken.
Ihm blieben keine Alternativen. Die nächsten Schritte standen fest: Evakuierung in Kreuzern und Überlebenskapseln, womöglich eine Selbstzerstörung einleiten, um dem Gegner keine Beute zu bieten ...
Irgendwo donnerte
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