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PR 2627 – Der verzweifelte Widerstand

PR 2627 – Der verzweifelte Widerstand

Titel: PR 2627 – Der verzweifelte Widerstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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welches Glück ihm widerfahren war. Andere hatte es weitaus schlimmer erwischt als ihn.
    Einem Offizier – Wil Sussanow, es ist Wil Sussanow! – waren die Beine abgetrennt worden. Eine Frau lag bleich und zusammengekrümmt auf ihrer Medoliege, ein Roboter kümmerte sich um sie. Ein Laserlicht tanzte auf ihrer blutverkrusteten Schläfe.
    Ein Laserlicht, das plötzlich erlosch, genau wie sämtliche andere Helligkeit im Raum.
    Und mit der Dunkelheit kam die Kälte.
    »Vollständiger Systemausfall!«, tönte eine mechanische Stimme durch den Raum. An dem Medoroboter flammte ein Licht auf; dumpfrote Helligkeit floss durch die Medostation. »Meine Systeme funktionieren autark und sind mehrfach abgesichert. Hyperstrahlung überflutet den ganzen Kreuzer.«
    »Quelle?«, rief Kommandant Anrene. »Kannst du auf die Orter zugreifen?«
    »Systeme lahmgelegt«, meldete der Roboter. »Ein letzter gesendeter Datenimpuls vor dem völligen Systemausfall zeigte jedoch einen sich nähernden Zapfenraumer.«
    Irgendwo im Halbdunkel schrie jemand auf.
    Eines der feindlichen Schiffe hatte sie aufgestöbert in dem Asteroidenschwarm, den man für ein perfektes Versteck gehalten hatte. Und die Gegner setzten offenbar eine Waffe ein, deren Strahlung sämtliche Technologie lahmlegte.
    Das Ganze hatte nur einen einzigen Vorteil: Schlimmer konnte es nicht mehr kommen.
    Dachte Derrayn Anrene, fühlte einen entsetzlichen Schwindel, glaubte, sich übergeben zu müssen und sackte in sich zusammen.
    Wie ein Stein schlug er auf dem Boden auf.
     
    *
     
    Wie lange die Ohnmacht diesmal gedauert hatte, konnte er nicht ahnen. Er tauchte nur langsam aus den Schwaden auf, die seinen Geist umfingen.
    Er fühlte sich schrecklich. Übelkeit eroberte seinen gesamten Körper. Sarkastisch fragte er sich noch, ob derlei Ohnmachtsphasen nun zur Gewohnheit werden würden. Dieser neue, unbekannte Bereich des Universums empfing sie in der Tat alles andere als freundlich.
    Diesmal gab es niemanden, der sich um ihn kümmerte.
    Die grundlegende Energieversorgung ihres Kreuzers SICHOU-1 war wiederhergestellt, sonst wäre er nie mehr aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, sondern im stetig abkühlenden, energielosen Wrack erfroren oder erstickt.
    Das Licht blendete ihn grell in den Augen, stach wie mit Nadeln in seinen Kopf.
    Um ihn lagen Personen in der Medo-Notfallstation – auf dem Boden, auf ihren Liegen, halb auf Stühlen.
    Es war wie in einem Albtraum, und Anrene fragte sich, ob er noch schliefe. Doch so viel Gnade war ihm wohl nicht vergönnt. Dies war die Wirklichkeit, ob sie ihm gefiel oder nicht.
    Der Roboter, der vor seiner Ohnmacht noch entscheidende Informationen geliefert hatte, stand still, in der Bewegung erstarrt; einer der Tentakelarme war halb erhoben. Die diodenartigen Augensimulationen waren erloschen und wirkten wie unecht. Funktionslos.
    Die zweite Welle, die Anrenes erster Einschätzung nach sämtliche Lebewesen an Bord in Bewusstlosigkeit gestürzt hatte, war offenbar auch für ihn und seine mehrfach gesicherten Systeme zu viel gewesen.
    Wil Sussanow, der Offizier, der wegen seiner abgetrennten Beine behandelt worden war, lag totenbleich und bewegungslos auf seiner Liege. Blutstropfen fielen in tödlichem Rhythmus zu Boden.
    Derrayn Anrene wankte zu Wil, mit dem er seit mehr als zehn Jahren auf der BASIS und zuvor auf anderen Schiffen diente. Als er sich über ihn beugte, schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf, der sich gerade wegen seiner bizarren Nebensächlichkeit ausgerechnet in dieser Situation in ihm festsetzte: 23 Jahre. Es sind tatsächlich 23 Jahre. Wir haben zusammen am 22. Juni 1446 NGZ den Dienst in der terranischen Raumflotte angetreten, an Wils Geburtstag.
    Und nun war Wil tot.
    Keine Frage, der völlige Technikausfall hatte ihn das Leben gekostet. Ob und wie er überlebt hätte, wäre der neue Zapfenraumer nicht im Asteroidengürtel aufgetaucht, stand auf einem anderen Blatt. Ohne andauernde medizinische Versorgung allerdings war er zum Tod verurteilt gewesen.
    Außer Derrayn Anrene war niemand in seiner Umgebung aufgewacht. Er sah sich um – keiner schien wie Wil Sussanow während der Ohnmacht gestorben zu sein.
    Also verließ der Kommandant die Medostation.
    Im sich anschließenden Korridor herrschte bedrückende Stille. Irgendwo in einiger Entfernung heulte ein Alarm, wahrscheinlich ohne dass ihn jemand außer ihm hören konnte.
    Anrene machte sich auf den Weg zur Zentrale des MARS-Kreuzers und fragte sich, ob dieser nach dem

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