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PR 2629 – Die Weltengeißel

PR 2629 – Die Weltengeißel

Titel: PR 2629 – Die Weltengeißel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Universen, dachte er in einer Anwandlung von Galgenhumor.
    »Antrieb aktiv mit den Notreserven!«, schrie eine Stimme hinter ihm. »Beschleunigung läuft. Wir fliegen blind!«
    Das Holo vor dem Piloten fiel aus, die Bildschirme erloschen. Der Lichtkegel des SERUNS zeigte auf ein totes, funktionsloses Stück Technologie, vor dem die erstarrte Statue eines Xylthen saß. »Vier Sekunden«, drang es aus ihrem Mund und: »Vielleicht.«
    Eine Explosion donnerte, diesmal ohrenbetäubend laut. Nicht irgendwo weit entfernt im Schiff, sondern hier.
    Ein Schlag krachte in Rhodans Rücken. Der Aktivatorträger taumelte in der Druckwelle vorwärts, ruderte unwillkürlich mit den Armen. Der SERUN fing ihn ab, stabilisierte ihn. Anderen Mitgliedern der Besatzung war ein solcher Schutz nicht vergönnt. Eine Hitzewelle fauchte an ihm vorüber.
    Die Umweltkapsel des Iothonen schlitterte über den Boden. Gut, dass er gelandet ist, dachte der Terraner noch, als könne das irgendetwas ändern. Tot war tot, ein kleiner Absturz hätte daran nichts geändert.
    Ein Schrei gellte. Im Licht seines Scheinwerfers sah Rhodan, wie ein Xylthe sich überschlagend über eine Arbeitskonsole flog und mit dem ausgestreckten Arm voran gegen die Seitenwand der Zentrale schmetterte. Es knackte hässlich und durchdringend.
    Die Metallhülle der CHANDORY ächzte unter extremer Belastung. Die Flammen der Explosion warfen bläulich flackerndes Licht.
    Und dann wurde es völlig still.

6.
    Tion Yulder, Dosanthi
     
    Acht Stunden vor Beginn des Weltuntergangs
     
    Tion pendelte an der moosbewachsenen Wand, lud sich auf. Herrliche Ruhe und angenehmes Zwielicht nahmen jede Angst von ihm. Er schüttelte hin und wieder seine Arme und Beine; das Gefühl von Verlorenheit und Verzweiflung tropfte förmlich aus ihm heraus, löste sich und trieb davon.
    Dies war Schönheit und Freiheit, ein Empfinden, das die Wogen in seiner Seele glättete.
    Der Dosanthi öffnete den Mund, leckte über das Moos, dessen feine Wurzeln sich in der Membran der Erholungswand verankerten. Es erfrischte. Tion schmeckte feuchte, schwere Pilzsporen und inhalierte tief.
    Er streckte sich aus, die Lamellenhaut straffte sich. Seine Flecken begannen zu kribbeln, ein wohliger Schauer rann durch den ganzen Körper. Das Blut in seinen Adern zirkulierte in ruhigem Rhythmus. Er vergaß alles; vergaß die Zeit; vergaß, dass er fast gestorben und enttarnt worden wäre; vergaß, wie dringend der Verzweifelte Widerstand weitere Daten benötigte.
    Irgendwann berührte ihn jemand.
    »Was hast du wirklich getan?«, fragte eine leise Stimme, die in seinen Ohren schmeichelte. Wärme ging von der Berührung aus, die sich sanft und behaglich anfühlte.
    Er schmiegte sich enger an die Wand, drehte den Kopf und sah in das Gesicht einer Weiblichen. Er kannte ihren Namen nicht; in letzter Zeit verlegten die Xylthen viele Dosanthi-Truppen von einem Schiff zum anderen. Auch er selbst war auf höheren Befehl hin vor über einer Woche mit dem Waffenboot OMAJOR unterwegs gewesen, um auf einer Giftgaswelt den Spuren des verschollenen Protektors Kaowen zu folgen.
    Tion überlegte rasch, entschied sich, seinem Gegenüber nicht die Wahrheit zu sagen. Er kannte sie nicht, war sich sicher, sie noch nie gesehen zu haben. »Das sagte ich doch. Ich geriet in Panik.«
    »Aber was hast du dort oben wirklich getan, Tion?«
    Irgendetwas an der Art, wie sie seinen Namen aussprach, gefiel ihm. Wahrscheinlich kannte sie ihn, weil es sich mittlerweile herumgesprochen hatte: Tion hat sich gestellt, und Reparat Inbetik hat ihn verschont. Er hat uns alle vor dem Zorn der Xylthen gerettet und war bereit zu sterben.
    Ihre Flecken erstrahlten in einem sehr hellen Rot, genau wie es bei seiner kleinen Schwester gewesen war. Er hatte seine kleine Schwester geliebt. Zwischen ihren vorderen Zähnen hatte es eine Lücke gegeben, durch die sie einen Wurm einziehen und wieder ausspucken konnte.
    »Wie meinst du das?«, fragte er.
    Sie zupfte etwas Moos ab und reichte es ihm. Er ehrte diese freundliche und ehrerbietige Geste, nahm das Moos aus ihrer Hand und roch daran.
    »Du bist ein Held«, sagte sie und ließ sich im gleichen Moment fallen. Bevor sie den Boden erreichte, überschlug sie sich anmutig rückwärts und zugleich seitlich; die schwerste Bewegung im kurzen Fall.
    Unten legte sie sich auf den Rücken, rollte einmal, zweimal um sich selbst und streckte sich kurz zu ihrer vollen Größe. Er sah, wie sich die Muskeln an ihrem Hals

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