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PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

Titel: PR 2640 – Splitter der Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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würdest mich am liebsten töten und aus deiner Zwillingsschwester jede nur denkbare Information herausquetschen. Aber irgendetwas hindert dich daran. Nur was?
    Craton griff sich von seinen drei nebeneinanderstehenden Tellern mit spitzen Fingern ein fetttriefendes Gebäckstück. Zumindest hatte Alaska es für ein Gebäckstück gehalten, ehe er es selbst gegessen hatte. »Um es dir zu erklären, muss ich ein wenig ausholen.« Der Kommandant biss zu.
    Saedelaere lächelte feinsinnig. »Ich habe Zeit.«
    Craton Yukk kaute geräuschvoll. Ein Stückchen fiel aus seinem Mundwinkel und landete auf dem Teller. »Es ist alles leichter, wenn unser leider noch immer fehlender letzter Gast ebenfalls eingetroffen ist. Ich habe Meldung erhalten ...« Er tippte gegen sein Ohr, wo wahrscheinlich ein winziger Funkempfänger saß. »Also, ich habe Meldung erhalten, dass er bereits unterwegs ist. Es kann nur noch ein paar Lil dauern. Oder, wie du es in deiner Sprache wohl nennst, Sekunden. Das kommt zumindest ungefähr hin.«
    »Ich kenne deine Zeitrechnung«, erwiderte Alaska kühl. »Und du imponierst mir gar nicht, indem du mir demonstrierst, was du über mich weißt. Oder zu wissen glaubst.«
    Craton aß das letzte Stück und angelte nach einem Messer. Als seine Hand den Griff umschloss, begann die Klinge zu vibrieren; so schnell, dass es einen hohen, sirrenden Laut gab. Wie zufällig streckte er das Besteckstück – die Waffe! – in Saedelaeres Richtung. »Wieso sollte ich versuchen, dir zu imponieren?«
    Alaska schob demonstrativ seinen Teller von sich. Er hatte genug, und das nicht nur im direkten, sondern auch im übertragenen Sinn. »Weil es einen Grund hat, dass du mich noch nicht getötet hast.«
    Craton Yukk rammte die Klinge in die Tischplatte, wo sie zitternd stecken blieb. »Eins nach dem anderen. Zunächst zu unserem Gast. Er steht bereits vor der Tür. Heißt ihn mit mir willkommen.«
    Die Tür öffnete sich, und ein Mann trat ein.
    Ein Escalianer in einer militärischen Uniform.
    Saedelaere erkannte ihn sofort, auch wenn er wesentlich mitgenommener aussah als sie alle. Dieser Mann war sein Feind gewesen, vor allem aufgrund von Missverständnissen, doch sie hatten zu einer Zusammenarbeit gefunden, die auf gegenseitigem Respekt beruhte.
    Ein Mann, der alles riskiert und alles verloren hatte. Er hatte mit all seiner Kraft und unter Einsatz seines Lebens die Herzogin Rhizinza Yukk beschützen und aus der ersten Anomalie retten wollen.
    Es war Gardeleutnant Pridon.
     
    *
     
    »Pridon«, sagte Craton Yukk, und seine Stimme klang kalt, als läge ein Hauch direkt aus dem Weltall in ihr.
    »Was hat er mit allem zu tun?«, fragte Saedelaere.
    »Sein Schiff, die SHEYAR, hat sich ergeben. Die Besatzung hat man ...« Er stockte kurz. »Nun, wenn ich dramatisch veranlagt wäre, würde ich in deiner Sprache sprechen, Fremder: Man hat sie in Ketten gelegt. Dafür bitte ich um Verzeihung, aber ihr versteht sicher: Ein Raumer der Unharmonischen, welch ein Schandfleck. Inzwischen haben fähige Raumfahrer des Reiches den Befehl übernommen. So wurde die SHEYAR einem guten Zweck zugeführt und begleitet nun einen kleinen Teil meiner Flotte zu ihrem Ziel.«
    Nun nähern wir uns dem Kern der Sache, erkannte Alaska. »Welches Ziel?«
    »Eine Ankunft steht unmittelbar bevor.« Yukk zog das Messer wieder aus der Tischplatte. »Ich glaube, sogar du weißt inzwischen, was das bedeutet.«
    Dem könnte Saedelaere teilweise widersprechen, doch er schwieg. TANEDRAR, die hiesige Superintelligenz, kehrte nach einer Zeit der Abwesenheit ins Reich der Harmonie zurück, was gewisse Begleiterscheinungen mit sich brachte, die sich im sogenannten Ritual von Ankunft und Aufbruch ausdrückten.
    Genaueres wusste er nicht, nur dass es für jeden Bewohner des Reiches der Harmonie ein umwälzendes Ereignis bedeutete.
    »Nun?«, fragte Craton Yukk und gab Pridon einen Wink, sich auf den letzten freien Platz zu setzen; der Gardeleutnant gehorchte.
    »Ich kenne eine Litanei«, sagte Saedelaere. »Ich hörte diese Worte, und sie klangen so selbstverständlich, als müsse jeder sie seit Kindheitstagen auswendig wissen. Wie ein Glaubensbekenntnis, etwas, das alle Harmonischen im Grund ihrer Seele trifft. TANEDRAR kommt und geht. Wenn er kommt, frohlockt das Reich der Harmonie, wenn er geht, leidet es. So ist es schon immer gewesen, so wird es immer sein. Wenn ich dies als Maßstab anlege, steht dir und allen anderen, die so sind wie du, ein erfreuliches Erlebnis

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