PR 2641 – TANEDRARS Ankunft
niedrige, ans Meer gebundene Gebäudekomplexe, bewohnt von Lebewesen, die stürmische Bedingungen liebten. Sie rutschten feuchte Straßen entlang, verwirklichten sich in den schönen Künsten, lebten in Eintracht und Frieden. Sie wussten womöglich nicht einmal, dass es so etwas wie Krieg gab.
Du lässt dich wieder einmal von Wünschen und Träumen aus der Realität entführen!, mahnte sich Lanistar. Dabei solltest du längst an der Arbeit sein und nach Beweisen für deine Theorien suchen. Vielleicht behältst du diesmal ja tatsächlich recht.
Wie oft war er schon enttäuscht worden auf der Suche nach dem Mythos. Doch diesmal war es anders. Er ahnte, dass etwas Bedeutsames auf ihn wartete. Er konnte es spüren.
Ein Alarmzeichen erklang. Opono blinzelte aufgeregt mit drei Augen. »Wir haben ein Signal aufgefangen, das vom kleinen Kontinent am Nordpol dieser Welt ausgeht. Es strahlt in einem höherenergetischen und hochsensiblen Bereich.« Opono schüttelte verwundert den Kopf. »Unter der Planetenkruste ist etwas verborgen, was es nicht geben dürfte.«
»Der Mythos«, flüsterte Lanistar.
»Lass den Unsinn mit dem Mythos! Vorerst handelt sich's bloß um eine Anomalie. Wir werden uns in aller Ruhe damit beschäftigen. Ganz gewiss werde ich nicht das Leben meiner Schiffsbesatzung riskieren, bevor ich weiß, was am Nordpol vor sich geht.«
Lanistar fühlte sich beschwingt und frei. Er wusste ganz genau, was zu tun war. »Niemand muss sein Leben riskieren«, sagte er. »Ich erledige das. Ganz allein.«
*
Es gab großes Gezeter. Eine Auseinandersetzung zwischen Freunden, die in weiten Teilen des Schiffes zu hören war. Letztlich setzte sich Lanistar durch, wie immer. Er würde das Risiko allein auf sich nehmen, wie immer.
»Du bist verrückt!«, ließ ihn Opono über Funk wissen, während Lanistar in seinem speziell ausgerüsteten Beiboot den Landeanflug initiierte. »Ich hätte mich niemals zu dieser Expedition überreden lassen dürfen. Ich ...«
Lanistar schaltete den Ton weg. Er hatte das Geplapper des alten Freundes satt. Es war ermüdend und hielt ihn davon ab, das zu tun, wozu er hergekommen war.
Er landete und verließ das Schiff, nachdem er die üblichen Messungen abgeschlossen hatte. Die Luft schmeckte bitter, nach Ozon. Am Horizont der düster wirkenden Welt zeichnete sich ein heftiges Unwetter ab. Blitze zerteilten den Himmel. Wellen des aufgewühlten Ozeans schäumten gegen spröde gewordene Blöcke aus sonderbarem Kunststoff, nur wenige hundert Schritte von seinem Standort entfernt.
Lanistar von Breugelt hatte kein Auge für seine Umgebung. Er suchte nach Hinweisen. Er wusste, er fühlte, dass auf dieser Welt etwas ganz Besonderes auf ihn wartete.
Er fand den Eingang zu jenem unterirdischen Bereich, in dem höherdimensionale Aktivitäten angemessen worden waren. Das Tor stand sperrangelweit offen, als hätte man nur auf ihn gewartet. Ohne weiteres Zögern drang er ins Innere der verfallenen Anlagen vor. Er kroch und kletterte, stieg über Hindernisse hinweg und schoss sich, wenn es notwendig wurde, seinen Weg frei.
Lanistars Herz schlug laut, immer lauter. Er fühlte, dass er dem Mythos näher kam. Die Zeichen waren unverkennbar. Eine hochstehende Zivilisation hatte ein letztes Fanal ihrer Leistungsfähigkeit errichtet, wissend, dass eines Tages jemand kommen würde, der würdig war, ihr Erbe anzutreten.
Von allen eingebildeten Gecken bin ich der wohl mit Sicherheit eingebildetste, sagte sich Lanistar. Wie kann ich nur glauben, dass das Universum bloß auf mich gewartet hat?
Aber genau das glaubte er. An Selbstbewusstsein hatte es ihm nie gemangelt.
Je weiter er in die Tiefe der Anlage vordrang, desto sauberer und strukturierter wurde die Umgebung. Es handelte sich zweifelsfrei um eine forschungstechnische Einrichtung. Die Anordnung der Gerätschaften gab ihm keinerlei Hinweise auf deren Funktion. Die Technik war auf Kriechwesen ausgerichtet, die Räumlichkeiten meist bedrückend niedrig.
Tore öffneten sich vor ihm. Geräusche ertönten, die womöglich einmal eine Sprache ergeben hatten. Uralte Aggregate sprangen an. Lichter fokussierten auf einen Geräteblock inmitten eines ansonsten leeren Raumes.
Lanistars altes Herz schlug wie verrückt. Für diesen Moment, für diese Gelegenheit, einen Einblick in eine längst vergangene Zeit zu bekommen, lohnte es sich zu sterben.
Doch seine Ziele waren weit höher gesteckt. Ihn interessierte dieser Haufen Schrott nicht. Damit mochten sich
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