PR 2641 – TANEDRARS Ankunft
beherrschte, blieb die Struktur dahinter verschlossen.
Er wählte eine einfache Denkvariable, um seinen Verstand ein wenig abzukühlen. Er modellierte die Formel der Bewegung um und gebar daraus den Prototyp einer Galaxis, die seiner Heimat Dranat ähnelte.
Ein paar Strömungen lang spielte er mit den mathematischen Bildern, dann wurde er ihrer überdrüssig. Er desaktivierte die Schwemmanlage und ließ sich in die Esskoralle treiben. Der Küchenroboter schwebte beiseite und gab den Blick auf ein reichhaltiges Frühstücksbuffet frei. Sofort erkannte er, dass seiner Formation das Tokim-Axiom zugrunde lag. Sie war eine der anmutigsten Formeln, die je von einem Orendor ersonnen worden waren.
Ludvige wackelte zufrieden mit drei Armen. Der Roboter, einer Qualle nachempfunden, stieß eine Duftwolke des Dankes aus. Die gelbe Flüssigkeit verteilte sich im Wasser. Ludvige glitt durch sie und atmete Teile davon durch seine Haut ein.
Wenig später fühlte er sich gesättigt und wechselte in die gewohnte Umgebung der Arbeitskoralle. Ein Holo schwebte über seiner Denkliege. Darin drehten sich seine gestrigen Überlegungen zum Lavomre-Paradoxon.
Ärger blubberte in ihm hoch. Er spürte, dass er nur mehr ein Wassermolekül von der Lösung entfernt war.
Er tauchte in das Holo ein, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Punkt für Punkt, Ziffer für Ziffer und Formelsatz für Formelsatz dachte er sich zum wiederholten Male durch den Lösungsansatz – und musste erneut kapitulieren.
Ludvige genehmigte sich einen Fischcocktail. Nachdem er die leere Schale den Strömungen überantwortet hatte, die in die Küche führten, öffnete er seinen Geist und klinkte sich in das Kan ein. Millionen Gedanken schlugen, einer riesigen Woge gleich, über ihm zusammen. Sie durchschwemmten ihn und rissen ihn mit sich. Zeitgleich prasselten Begriffe und Formelteile auf ihn ein, wie immer.
»Guberyzs-Axiom.«
»Filaktur-Paradoxon.«
»Kyrala-Struktur.«
Ludvige schottete sich ab. Er ließ sich von der Strömung treiben, hoch zur nächsten Ebene. Dort oben hatte er den Überblick über die Millionen Artgenossen, Mathematiker wie er, die das Kan mit Leben erfüllten. Durch diese vor Jahrtausenden geschaffene Verbindung potenzierten sich die Fähigkeiten und das Wissen der Orendor.
Dennoch war das Lavomre-Paradoxon ungelöst geblieben. Viele Generationen an Forschern waren daran gescheitert. Tief in seinem Inneren spürte er jene Zuversicht, die ihn bereits zu einem der besten Mathematiker der Orendor hatte aufsteigen lassen. Eines Tages würde er dieses Modell der unmöglichen Möglichkeit lösen – und damit das Wissen seines Volkes vervielfachen.
Ludvige passte seine Sinne den veränderten Bedingungen an. Der Strom der Gedanken verwandelte sich in Zahlen, formte Gleichungen, gab dem Ganzen einen Sinn.
Gerade als er dieses unglaublich attraktive siebendimensionale Universum verlassen und in die armselige Realität seines körperbestimmten Lebens zurückkehren wollte, entdeckte er sie: die Lösung des Paradoxons! Sie schwebte vor ihm, tanzte, lockte ihn zu sich.
Freude erfüllte ihn. Mit einem gewaltigen Satz überbrückte er die Distanz zwischen sich und der Lösung. Seine weit geöffneten Hautporen versetzten ihn in Freude und Ekstase, als er in das Theorem eintauchte. Es umarmte ihn, und er umarmte es. Das Universum verwandelte sich in eine Formel. Gemeinsam waren sie der Ausgangspunkt und das Ende dieser Formel. Sie waren eins.
Genauso wie TANEDRAR eins wurde.
TANEDRAR, die sich eben vereinigte.
TANEDRAR, die zur Formel zerfloss, um mit ihm zu kommunizieren ...
12.
Vor 29.000 Jahren
Jene Teile der in NETBURA gebundenen Vitalenergie, die ihn dazu bewogen hatten, Ruhe zu bewahren und Kräfte zu sammeln, behielten recht: Das Problem der Invasoren aus Tafalla löste sich von selbst. Weitere Versuche des gegnerischen Geisteswesens, in der mittlerweile »Netbura« genannten Galaxis Wurzeln zu schlagen, scheiterten wie jener der Mangari. Die aufgewühlten Naturkräfte in der breiten Überlappungszone bildeten natürliche Hemmnisse für feindliche Agitatoren. Hyperorkane, Raum-Zeit-Beben sowie willkürlich entstehende Turbulenzzonen verleideten Aggressoren bald die Lust auf Krieg und Eroberung.
NETBURA ließ sich wieder öfter bei jenen Völkern blicken, denen er ein gewisses geistiges Entwicklungspotenzial zugestand. Weiterhin nutzte er den Avatar des Liba Lanistar von Breugelt. Der humanoide Körpertyp schien sich in
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