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PR 2656 – Das Feynman-Kommando

PR 2656 – Das Feynman-Kommando

Titel: PR 2656 – Das Feynman-Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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und mit der LADY LAVERNA ins Kastell gebracht. Unter diesen 23 Schläfern war Aiden Cranstoun, Zacharys Bruder.
    Shanda Sarmotte hatte immer wieder versucht, in die Gedanken der Schläfer einzudringen. Ohne viel Erfolg. Der künstliche Schlaf verlief bei den meisten überwiegend traumlos; die gelegentlichen Träume, die Sarmotte auf ihrer Traumwache telepathisch miterlebt hatte, waren surreale Bruchstücke gewesen.
    In langen Sitzungen mit OTHERWISE war der Telepathin nicht mehr gelungen, als ein verwaschenes Bild der Ereignisse zu rekonstruieren.
    Eines aber mussten sie als Tatsache anerkennen: Bei der Expedition der BOMBAY hatte es Opfer gegeben.
    Und einer der Toten war Zachary Cranstoun.
    »Der Mann war allerdings tot«, bestätigte Routh in diesem Moment. »Tot und begraben.« Er lachte ein papierenes Lachen.
    »Was dich nicht daran gehindert hat, mit ihm zu sprechen?« War der Journalist schlicht wahnsinnig geworden? Aber wenn das, wovon er redete, Wahnvorstellungen waren – woher kannte er dann den Namen Zachary Cranstoun?
    »Cranstoun wurde beigesetzt. In einem Kontinuierlichen Sediment«, erklärte Routh. »Einem Totenhirn, wie er es nannte. Einer unvorstellbar alten Deponie von Gehirnen. Sie wachsen dort zu einem neuen Komplex zusammen. Sie haben Ableger gebildet. Vor Urzeiten. Weitere Totenhirne, aus denen, ich weiß nicht, wann, eine Superintelligenz geworden ist. ALLDAR.«
    Bull schloss die Augen und lehnte sich zurück. ALLDAR. Deren Korpus NIMMERDAR gestohlen zu haben wir von den Fagesy verdächtigt werden.
    Routh hob mühsam den Kopf. »Das Totenhirn hat Äonen geschlafen. Es hat Gehirne gesammelt. Sie am Leben erhalten. Sie vereinigt. Aber es hat geschlafen. Nun muss es erwachen.«
    Bulls Gedanken rasten. Muss erwachen, hallte es in seinen Gedanken wider. Muss. »Warum muss es erwachen?«
    »Ist dir das nicht klar?«
    ALLDAR. ARCHETIM. Diese und wahrscheinlich noch viel mehr Leichen von Superintelligenzen – sie reichen nicht aus, um die Anomalie zu stabilisieren. »Weil die Enklave sonst außer Kontrolle gerät«, zog er den einzig möglichen Schluss.
    Routh sank langsam auf das Kissen zurück. »Ja. Nur das Totenhirn kann die Anomalie in das Neuroversum verwandeln. Diese Transformation muss gelingen. Sonst scheitert die Anomalie.«
    »Sie scheitert?«
    »Sie wird vernichtet«, sagte Routh leise. »Und alles, was in ihr existiert.«
    Sie schwiegen beide.
    Bull blieb am Bett sitzen. Irgendwann betrat Otorongo das Zimmer und fuhr mit seinem Medo-Operator über Rouths Stirn.
    »Sag schon!«, forderte Routh den Mediker auf.
    »Die Degeneration der Zellverbände ist in einigen Arealen gestoppt; in anderen schreitet sie fort. Ich erkenne noch kein Muster, warum die Medikamente, die wir generiert haben, an der einen Stelle helfen, an der anderen wirkungslos bleiben. Außerdem ist da ein Phänomen, das ich gern näher untersuchen würde. Deine ÜBSEF-Konstante weist Fissuren auf, die zu Fissionen zu führen scheinen. Kleine Risse«, übersetzte er, »die zu Spaltungen führen.«
    »Ist das schlimm?«, fragte Routh.
    »Eigentlich nicht, da es völlig unmöglich sein sollte.« Er hob den Arm mit dem Medo-Operator. »Mit fehlen die geeigneten Geräte. Wir sind hier nicht auf Tahun und für unsere Verhältnisse längst mit Patienten überbelegt.«
    Bull sagte: »OTHERWISE soll dir helfen, die vorhandenen Geräte zu modifizieren.«
    »Eine Untersuchung im Sextadim-Bereich wäre extrem energielastig. Und wenn es notwendig wird, in diesem Bereich pharmazeutisch oder anderweitig therapeutisch einzugreifen ...«
    Er ließ den Satz offen. »Es tut mir leid«, sagte er leise. »Ich bin kein Fachmann für einen Fall wie diesen. Wir müssten dich nach Tahun schaffen, nach Aralon. Oder wenigstens in die Ralph-Artur-Klinik nach Terrania.«
    »Vielleicht hilft ein Glas heiße Milch mit Honig«, witzelte Routh.
    »Ja«, sagte Otorongo. »Die alten Hausmittel.« Er zwinkerte Routh ermutigend zu.
    Nachdem Otorongo das Zimmer verlassen hatte, drehte Routh den Kopf langsam zur Seite. Seine Atemzüge wurden tief und gleichmäßig. Bull blieb ein wenig sitzen und dachte nach. Routh mochte ein tragischer Fall sein; für das große Ganze spielte er wohl keine Rolle.
    Oder?
    Er betrachtete das Gesicht des Schläfers nachdenklich. Da lag der Mann, dessen ehemalige Lebensgefährtin Erste Terranerin der LFT war, dessen Tochter für den Umbrischen Rat sprach, den ein greiser Sayporaner als Ziehsohn betrachtete und der von einem Toten

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