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PR 2667 – Der Diplomat von Maharani

PR 2667 – Der Diplomat von Maharani

Titel: PR 2667 – Der Diplomat von Maharani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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nicht einmal annähernd trifft«, sagte Chourweydes in aller Seelenruhe.
    Das ist widerlich, das ist gegen die Natur!, wollte Joschannan losschreien. Ihr könnt ihn doch nicht ausnehmen, als wäre er ein Tier! Er atmete mehrmals tief durch.
    »Erklär es mir!«, verlangte er dann.
    »Es gibt nichts zu erklären. Ich wüsste auch nicht, wie. Ich bin kein Techniker.« Chourweydes rang sichtlich mit den Worten. »Wir brauchen ab und zu neue Organe für unsere Körper. Wir entnehmen sie Toten. Es schadet ihnen nicht, uns aber nützt es.«
    Der Sayporaner tat einige tiefe Atemzüge und hustete dann verhalten. Ging es ihm schlecht? Wurde er krank wie ...?
    »Chourtaiest hatte schon lange keine Auffrischung mehr. Seine Todesgabe wird uns nicht sonderlich viel nützen. Wir werden seinem Weg bald folgen.«
    Arun Joschannan versuchte zu verstehen, was sein Gegenüber ihm sagen wollte. Er benötigte neue Organe – oder ging es bloß ums Fleisch? War diese Auffrischung denn unabdingbar, oder handelte es sich um ein archaisches Ritual, das sich in der Lebensweise der Sayporaner festgesetzt hatte?
    »Warum hast du nicht schon früher mit unseren Medikern über dieses Thema geredet? Transplantationstechniken sind in manchen Bereichen der Milchstraße weit fortgeschritten. Wir züchten längst künstliche Organe und passen sie an die Bedürfnisse ihres Trägers an.«
    »Zuchtorgane sind nicht das, was wir benötigen. Es geht um weit mehr als um Organmaterial. Es geht um ...«
    Der Translator versagte. Sosehr sich Chourweydes auch bemühte, den Vorgang der Auffrischung zu beschreiben – er scheiterte.
    »Eure Gesellschaften lehnen die Aufnahme von Toten durchgängig ab«, sagte der Sayporaner schließlich. »Ihr verbrennt die Verstorbenen, beerdigt sie im All und wartet darauf, dass sie in Sonnen treiben, balsamiert sie ein, als wären sie Puppen, oder vergrabt sie sogar und lasst sie verfaulen.« Er zeigte alle Anzeichen von Abscheu. »All diese Zeremonien beruhen auf tradierten Vorstellungen eurer Religionen oder sogenannter ethischer Vorgaben.«
    »Mag sein.«
    »Kannst du dir vorstellen, dass es uns ebenso ergeht? Dass wir die Bräuche unserer Heimat befolgen? Dass es so sein muss?«
    Beeinflusste ihn Chourweydes? Wandte er seine besonderen Kräfte an, um ihn auf seine Seite zu ziehen, um ihn allmählich unter seinen Willen zu zwingen, Stück für Stück? – Sosehr Joschannan auch in sich hineinhorchte: Er fühlte nichts, was darauf schließen ließ.
    Doch was bedeutete das schon? Die Sayporaner waren Meister der Manipulation.
    »Ich möchte versuchen, eure Sitten zu respektieren«, sagte er. »Wäre Chourtaiest einverstanden gewesen, dass ihr ihn ausnehmt?«
    »Ja. Er würde in uns weiterleben.«
    »Es handelt sich also um mehr als um eine bloße Übernahme der Organe?«
    »Das habe ich bereits gesagt, Erster Terraner. Du stellst Fragen, die deiner Intelligenz nicht angemessen sind.«
    »Dann erklär mir bitte nochmals, was du meinst.«
    »Wenn Chourtaiests Hirnpartien in meinem Spainkaud neu erblühen, werden wir gemeinsam über dich lachen, Arun Joschannan.«
    Es blieb hoffnungslos. Er würde einen Völkerkundler hinzuziehen müssen, der über Totenbräuche Bescheid wusste.
    »Ich verstehe eines nicht: Andere Sayporaner von euch sind mittlerweile auf mehreren Welten untergebracht und werden dort untersucht. Bei ihnen hätten längst dieselben Phänomene bemerkt und Krankheiten sowie Schwächezustände attestiert werden müssen.«
    »Es wird bald so weit sein. Ihr müsst die Notwendigkeit der Auffrischung erkennen und uns die Chance geben, gemäß unseren Sitten zu leben und zu handeln.«
    »Ich werde veranlassen, dass euch diese ... Pfahlinstrumente übergeben werden«, sagte der Erste Terraner und würgte seinen Ekel hinunter. »Mehr kann ich vorerst nicht tun.«
    Es widersprach seiner innersten Überzeugung, den Sayporanern Leichen zukommen zu lassen; ganz abgesehen von all den bürokratischen Hürden, die mit einem derartigen Akt verbunden waren. Und was die Öffentlichkeit erst dazu sagen würde, konnte er sich lebhaft vorstellen.
    »Ich verstehe.« Chourweydes zögerte ein wenig, bevor er fortfuhr: »Die Chour liegen in der Hierarchie unseres Volkes weit weg von der Spitze. Wir bekommen erschwerten Zugriff auf neue Organe. Entsprechend schlecht ist unser genereller Gesundheitszustand. Das ist wohl der Grund, warum wir als Erste schwächeln.« Er drehte sich beiseite. »Ich denke, dass dieses Gespräch beendet

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