PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure
Innenstadt von Sostarkand verkehrten im Allgemeinen nur Parteifunktionäre der anderen Kontinente und vom Wassermond Srinpol. Und Prostituierte.
Aber Veiraa war keine Prostituierte, wie er an der fehlenden Markierung am Handgelenk feststellte. Sie musste entweder Frau oder Tochter eines Funktionärs sein. Ihre Kleidung deutete darauf hin, dass sie mehr Geld besaß als die meisten Srinkali, die kaum genug verdienten, um sich genügend Nahrung zu kaufen.
Veiraa dagegen war eine Frau, die schon früh gelernt hatte, alles zu erhalten, wenn sie es nur wollte.
»Es freut mich, wenn mein Ruf mir vorauseilt und eine solch wunderschöne Frau, wie du es bist, zu beeindrucken vermag.«
Sie legte spielerisch eine Hand vor die Augen. »Sag nicht so etwas, du machst mich ja ganz dunkel.«
Cholaquin nahm ihr die Hand vom Gesicht und hielt sie fest. »Du dunkelst überhaupt nicht«, sagte er, während er sich langsam zu ihr vorbeugte. »Du weißt, dass du schön bist. Ich mag das an einer Frau. Selbstbewusstsein ist erotisch. Du glaubst ja gar nicht, wie viele seelenlose Puppen ein Stück von mir haben wollen. Allesamt muss ich sie zurückweisen, weil sie mich langweilen.«
»Ich hoffe sehr, dass mir dieses Schicksal nicht beschieden ist.«
Veiraa beugte sich ebenfalls im Zeitlupentempo vor. Cholaquin fühlte, wie sich sein Blut im Körper neu verteilte.
Ein kurzer, stechender Schmerz im Magen ließ ihn beinahe zusammenzucken. Seit dem Vorfall vor zehn Jahren war er auf noch mehr Medikamente angewiesen, die seine malträtierten Organe ruhig hielten. Aber seit das Pharmazentrum des Volksersten sich auf seinen Metabolismus abgestimmt hatte, waren die Schmerzen auf ein erträgliches Maß gesunken und hinderten ihn nur selten daran, seiner Arbeit nachzugehen.
Oder zu lieben.
Bevor sich ihre Lippen berührten, hauchte die Srinkali: »Hier sind mir zu viele Augen. Ich habe die Luxussuite gemietet. Wollen wir nach oben gehen? Da wären wir ungestört.«
Cholaquin roch ihren Atem. Er duftete nach Blumennektar und süßen Früchten.
»Mit dem allergrößten Vergnügen«, sagte er mit leicht kehliger Stimme.
Veiraa rutschte vom Barsessel. Er hielt nach wie vor ihre Hand umschlossen und ließ sich von ihr zum Glaslift ziehen.
Am liebsten hätte er sie bereits im Lift genommen. Es hätte ihn angetörnt, dass all die Parteilangweiler ihn von außen hätten sehen können. Aber er hielt sich zurück. Das hätte nicht nur ein Nachspiel mit der Ethikkommission der Volkspartei geben, sondern auch Veiraa von ihrem Vorhaben abbringen können. Falls sie tatsächlich zu einem Funktionär gehörte, musste sie ohnehin bereits ein riskantes Spiel spielen.
Der Lift hielt im obersten Stockwerk an.
Veiraa zog ihn mit sich. Die Suite lag am Ende des Ganges. Zwei Bedienstete in Hoteluniform kamen ihnen entgegen. Sie mussten gerade die Suite für den neuen Gast hergerichtet haben.
Veiraa blickte zu ihm hoch. Ihre türkisblauen Augen schienen von innen zu strahlen. »Gleich wird die Nacht deines Lebens beginnen, Geliebter.«
Irgendwo tief in Cholaquin läutete eine Alarmglocke, aber er ignorierte sie. »Oh«, sagte er, während er tief in ihre Augen blickte. »Davon bin ich überzeugt.«
Von irgendwo kam eine Bewegung auf ihn zu. Er fühlte einen feuchten Lappen, der sich über seinen Mund und seine Nase legte.
Cholaquin wollte protestieren, aber er fand keine Kraft mehr. Der Schlaf war schneller.
*
Als er erwachte, fühlte sich seine Kehle wie ausgedörrt an. In seinem Kopf rauschte und hämmerte es.
Cholaquin versuchte sich zu erinnern, wie viel Alkohol und welche Drogen er zu sich genommen hatte, aber es wollte ihm nicht einfallen.
Was hatte er am Abend zuvor getan, dass es ihm so schlecht ging? Und woher kam dieser unglaubliche Gestank? Es roch nach Tod und Verwesung. Und kaltem Rauch.
»Er wacht auf«, sagte eine Stimme.
Eine Männerstimme. Und sie gehörte nicht Sholoubwa.
Cholaquin riss die Augen auf. Das hätte er nicht tun sollen. Ein hartes, blauweißes Licht stach ihm durch die Augen direkt ins Gehirn.
Stöhnend schloss er die Augen wieder und wartete, bis sich der flirrende weiße Fleck verflüchtigt hatte. Die ganze Zeit über zermarterte er sein Gehirn, was bei Mowena mit ihm geschehen sein könnte.
Als hätte jemand eine Verschlusskappe von einem Projektor genommen, spielte sich plötzlich in rasender Schnelligkeit ein Film vor seinen Augen ab.
Die Bar des Luxushotels. Die schöne Unbekannte. Veiraa, die ihn in
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