PR 2670 – Der Weg des Konstrukteurs
Gefahr bringen!«
»Die Ortungsbilder sind manipuliert!«, sagte Sholoubwa in jenem scharfen Tonfall, der das Kunstwesen meistens einzuschüchtern vermochte. »Sie entsprechen nicht der Realität. Zudem muss ich wissen, wie das Nukleotid auf die Manipulation der Walzen reagiert. Ich benötige verwertbare Daten!«
Neuntau reagierte nur insofern, als er den Kopf noch tiefer über sein Arbeitspult senkte.
»Dann gib mir alle Daten, die die Raumzeit und das Psionische Netz betreffen!«
Vor Sholoubwa entstanden zwei kleine Holosphären. Die Datenlage bestätigte Sholoubwas negativste Berechnungen. Das Kosmonukleotid reagierte auf die Manipulationsversuche der Kosmokratenwalzen. Sowohl Raumzeit als auch das Psionische Netz veränderten sich. Wenn die Zuwachsraten konstant blieben, würde der Sektor von TRYCLAU-3 innerhalb von wenigen Stunden auf eine Katastrophe zusteuern.
Sholoubwa konzentrierte sich wieder auf die Ortungsdaten der angeblichen Raumschlacht. Er entfernte alle Hoch- und Wahrscheinlichkeitsrechnungen und bereitete die Daten für sich neu auf. Zusätzlich griff er auf die Daten zu, die ihm das BOTNETZ vermittelte.
Wie er es berechnet hatte, befanden sich neben den drei kobaltblauen Walzen und dem BOTNETZ nur ein paar Beobachtungseinheiten mit Hilfsvölkern und die Entität TAFALLA.
»Die Raumschlacht findet nicht in diesem Universum statt«, sagte Sholoubwa zu Neuntau. »Es handelt sich nur um eine Spiegelung aus dem Zieluniversum, wo der Kampf tatsächlich stattfindet. Es wäre nicht gut, wenn TRAITOR in diesem Jahrhundert in diesem Universum agieren würde. Für niemanden von uns.«
»Ich kann deine Erkenntnisse nicht bestätigen, Gebieter«, stieß Neuntau hervor, während er mit seinen kurzen, ungeschickten Fingern sein Terminal bearbeitete.
»Meine Sensoren arbeiten auf einer ganz anderen Ebene als deine organischen Sinne. Zudem stehe ich in direkter Verbindung mit dem BOTNETZ. Ich stehe mit jeder meiner Konstruktionen in Kontakt, wenn ich es will! So erhalte ich stets Daten, die nicht durch fremde Systeme verändert wurden.«
Nikomus Neuntau reagierte nicht.
»Es wundert mich nicht, dass du dich als künstliches Leben auf die Sinne verlässt, die man dir mitgegeben hat. Man bezeichnet mich als überheblich und arrogant, weil ich einzig und allein meiner Logik folge. Man sagt, dass ich organischem Leben unterlegen wäre, weil ich nicht durch Emotionen gelenkt werde. Dein Verhalten und das Verhalten deiner Herren sind der klare Beweis dafür, dass es genau umgekehrt ist. Die Arroganz ist ausschließlich organischem Leben vorbehalten. Nur dadurch ist erklärbar, dass ihr annehmt, Dinge wie das Kosmonukleotid ohne Weiteres begreifen und manipulieren zu können!«
Der Zwergandroide zog es weiterhin vor zu schweigen.
»Ich bin davon überzeugt, dass auch TAFALLA und sämtliche organischen Wesen in der Nähe die Dinge auf diese Weise wahrnehmen und Ereignisse sehen, die in diesem Universum gar nicht existieren.«
Neuntau blickte kurz auf. Er hatte sein Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse verzogen. »Ich kann deine Ausführungen wirklich nicht bestätigen.«
»Aber du kannst sie auch nicht widerlegen. Bring das Schiff näher heran! Das ist ein Befehl!«
Nikomus Neuntau öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder, ohne zu widersprechen.
Die SCHRAUBE-B nahm langsam Fahrt auf und sprang anschließend fünfzig Lichtjahre näher an das Geschehen heran.
Sholoubwa verfolgte mit, wie das BOTNETZ aktiviert wurde. Sofort floss ihm ein ergiebiger Datenstrom zu.
Die Aktivierung führte zu weiterer Unruhe im Normalraum. Die Raumzeit wallte. Singularitäten bildeten sich, rissen den Hyperraum auf und verwandelten sich zu ausgewachsenen Tryortan-Schlünden. Das Psionische Netz verzerrte sich.
Plötzlich raste die Entität TAFALLA auf das Tor zu und verschwand im Kosmonukleotid. Gleichzeitig fielen die meisten Holosphären der SCHRAUBE-B in sich zusammen, weil sie die Ortungsdaten nicht mehr wiedergeben konnten.
Dann nahmen die drei kobaltblauen Walzen Fahrt auf und schleuderten das aktivierte BOTNETZ in das Kosmonukleotid.
Sholoubwa musste nicht einmal neue Berechnungen anstellen, um zu wissen, dass die Kosmokratenhelfer gerade einen schwerwiegenden Fehler begangen hatten.
Die willkürliche Planung und chaotische Umsetzung dieses Unternehmens in den vergangenen Jahren hatte damit ihren Höhepunkt erreicht.
TRYCLAU-3 sperrte sich gegen den Eindringling.
Das BOTNETZ wurde zurückgeschleudert.
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