PR 2670 – Der Weg des Konstrukteurs

klaren Anweisung von Evolux eine gewisse Zurückhaltung im Umgang mit dem Boten walten lassen. Aber das war seit dem Tag vorbei, als Sholoubwa die Situation im Reich der Harmonie durchgerechnet und analysiert hatte. Er war dabei zu dem Schluss gekommen, dass es keinen anderen Konstrukteur gab, der ihn bei den Escalian-Projekten ersetzen konnte.
    »Ich verstehe nicht«, sagte er. »TANEDRAR profitiert in hohem Maße von meiner Technologie. Seine Macht hat sich in Escalian durch den Einsatz meiner Sontaron-Generatoren nachweislich stabilisiert. Und mittlerweile haben die Bauarbeiten am BOTNETZ einen Stand erreicht, der mich abkömmlich macht. Meine Fähigkeiten werden verschwendet, wenn ich weiterhin als niederer Fabrikleiter tätig sein soll!«
    »Das ist Teil der Abmachung, Konstrukteur!«, donnerte es aus Renyi-Hemdebb. »Ebenso die Zusammenarbeit mit TANEDRAR! Dein eigenmächtiges Handeln hätte das Projekt um Jahre zurückwerfen können, wenn ich nicht schlichtend eingegriffen hätte!«
    Der Bote sprach den Vorfall an, als Sholoubwa auf einem Baustellenplaneten bei einer Reihe von Hilfskräften zusätzliche Bewusstseinsinhalte entdeckt hatte, Agenten TANEDRARS. Er hatte die Träger, teilweise sogar zusammen mit der fünften Kolonne, die sie in sich trugen, hingerichtet und die Superintelligenz wissen lassen, dass er sich künftig jegliche Einmischung und Spionagetätigkeit bei seinen Arbeiten verbat.
    »Wie kann ein Wesen als ›Superintelligenz‹ bezeichnet werden, wenn es auf Technologien wie den Sontaron-Generatoren zurückgreifen muss, um bestehen zu können?«, fragte Sholoubwa. »Wenn dies tatsächlich eine Superintelligenz ist, was bin dann ich? Ich habe TANEDRAR eine ganze Reihe hochwertige Technik zukommen lassen, die diese Superintelligenz niemals allein hätte herstellen können. Als Beispiel erwähne ich die auf Eigenständigkeit programmierte Technogarde, die mittlerweile wichtige Aufgaben in Escalian wahrnimmt, oder die optimierte Technologie in den Verwaltungspalästen. Mein Genie hält mittlerweile das Reich der Harmonie zusammen, nicht TANEDRAR. Und all diese Arbeiten habe ich für die Superintelligenz erledigt, ohne eine direkte Gegenleistung dafür zu erhalten. TANEDRAR hat keine Grundlage, sich über mich zu beschweren.«
    Der Bote sah ihn eine Weile wortlos an. Dann sagte er: »Der Konstrukteur täte gut daran, sich selbst nicht zu überschätzen und sich stattdessen auf seine Hauptaufgabe zu konzentrieren. Bis wann kann ich mit der endgültigen Fertigstellung des BOTNETZES rechnen? Langsam drängt die Zeit.«
    »Ich befinde mich gerade auf dem Weg zum letzten Baustellenplaneten, um die Versiegelung des Blütenblattes zu überprüfen. Danach kann die Zeitrose zusammengebaut und auf den Weg gebracht werden. Bauzeit: weniger als zehn Urd nach Escalian-Standardzeitrechnung.«
    »Das ist gut«, sagte der Bote. »Dann will ich dich nicht länger aufhalten. Melde dich, wenn die Zeitrose bereit ist, damit ich den Einsatz koordinieren kann.«
    »Ich halte es nach wie vor für einen Fehler, dass ich das Gerät bei seinem Einsatz nicht selbst steuere«, sagte Sholoubwa rasch. »Meine Berechnungen zeigen mir, dass ich der Einzige bin, der auf unvorhergesehene Situationen reagieren kann.«
    Renyi-Hemdebb ignorierte den Einwand und verschwand.
    Nikomus Neuntau blickte vorsichtig zu Sholoubwa hoch.
    »Flieg den Baustellenplaneten an!«, befahl der Konstrukteur.

13.
    BOTNETZ im Einsatz
    TRYCLAU-3, 06B-478-CA3E Adoc-Lian
     
    Neun Urd, sieben Rim, neun Ter und acht Voo später.
    Drei kobaltblaue Walzen der Kosmokraten bildeten ein gleichschenkliges Dreieck, in dessen Mitte die 48 Blütenblätter der Zeitrose schwebten.
    Das BOTNETZ.
    Die SCHRAUBE-B schwebte hundertzwanzig Lichtjahre vor dem Tor von TRYCLAU-3 im All. Über die Ortung verfolgte Sholoubwa die Ereignisse am Kosmonukleotid. Nikomus Neuntau saß an seinem Terminal und rief in fiebriger Eile immer neue Holosphären mit Informationen ab.
    Einheiten der Terminalen Kolonne TRAITOR tauchten auf und bedrängten die Schiffe der Ordnung. Ein Raumgefecht entbrannte.
    Der Zwergandroide verfiel in helle Aufregung.
    Sholoubwa konzentrierte sich auf die Ortungsdaten. Die meisten Werte waren nicht real, sondern nur Wahrscheinlichkeitsrechnungen, Extrapolationen und Annäherungen.
    »Bring das Boot näher an das Geschehen heran!«, verlangte Sholoubwa.
    »Das geht nicht!«, stieß der Zwergandroide aus, ohne aufzuschauen. »Ich darf uns und das Schiff nicht in