PR 2670 – Der Weg des Konstrukteurs

der Gefahrenzone steuerte. Er hatte die Daten erhalten, nach denen er gesucht hatte.
    Die Datenstille hatte so lange angehalten, bis Renyi-Hemdebbs Leichnam im Hyperraum verweht war.
    Sholoubwa erstellte mit den neu gewonnenen Daten eine virtuelle Versuchsanordnung.
    Die ersten Berechnungen gaben Hinweise dazu, dass solche Entitäten oder ihre Leichen in einem aufgewühlten Raum eine stabilisierende Funktion wahrnahmen.
    Sholoubwa speicherte die Versuchsanordnung ab. Er würde sich später wieder mit ihr auseinandersetzen.
    »Wir werden Escalian nun verlassen«, sagte er zu Neuntau. »Ich werde an einem anderen Ort am BOTNETZ weiterarbeiten.«
    Neuntau blickte ihn an. Aus einer Wunde an der Stirn rann Blut über sein runzliges Gesicht.
    »Ich bin nicht sicher, ob wir autorisiert sind, Escalian zu verlassen.«
    »Weshalb?«, fragte Sholoubwa. »Unser Befehlsgeber Renyi-Hemdebb ist tot. Damit hat sich unser Auftrag erledigt.«
    »Aber ...«
    Sholoubwa hatte sich mittlerweile lange genug auf den Zwergandroiden eingelassen, um das Argument zu kennen, dem sich Neuntau nicht widersetzen konnte.
    »Escalian ist für uns nicht mehr sicher«, sagte er. »TAFALLA hat den Boten nicht ohne Absicht getötet. Mit signifikant hoher Wahrscheinlichkeit wird er uns als Nächstes angreifen. Wahrscheinlich ist auch, dass die Viertel-Superintelligenz in ihrem Wahn die gesamte Mächtigkeitsballung zerstört.«
    Im Gesicht des Zwergandroiden arbeitete es. Dann fragte er: »Woher willst du wissen, dass die Hohen Mächte weiterhin am BOTNETZ interessiert sind? Der Bote hat uns keinen neuen Auftrag gegeben.«
    »Ich benötige keine Anweisung eines sterblichen Boten, um das zu tun, was ich tue: zu konstruieren. Ich habe bereits mit den Berechnungen der Verbesserungsarbeiten begonnen. Und ich weiß schon, wo ich sie umsetzen werde.«
    Nikomus Neuntau drehte den Kopf weg. »Wohin soll ich uns bringen?«, fragte er mit dünner Stimme.

15.
    Ein gleichseitiges Dreieck
    Kristallwelt Tolmar
     
    Rund tausend Jahre später.
    »Ich bin stolz – richtiggehend stolz!«, rief Sonstet.
    Der Malvorne machte ein paar Schritte nach vorn und drehte sich mit ausgebreiteten Armen einmal um die eigene Achse. »Heute ist ein guter Tag für Tolmar!«
    Sonstet wandte sich Sholoubwa zu. Der Konstrukteur hatte genügend Zeit gehabt, um die Mimik der Malvornen zu entschlüsseln und den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen zufriedenstellend bestimmen zu können. Sonstet sagte, was er dachte und fühlte.
    Malvornen waren zweigeschlechtliche Humanoide von graziler Gestalt. Ihr Kopf war hoch und schmal, mit einer kaum sichtbaren Nase, einem dünnlippigen Mund und stark betonten Wangenknochen. Das Haar war dicht und grau und wurde meist schulterlang getragen.
    Im Gegensatz zu den meisten humanoiden Völkern hatten sie nicht zwei, sondern drei Augen. Während die Iriden der äußeren beiden Augen zinnoberrot glänzten und für das räumliche Sehen zuständig waren, besaß das dritte Auge eine überraschende Zusatzfunktion: Mit ihm waren die Malvornen in der Lage, die Struktur von Materialien zu erfassen, ähnlich wie Sholoubwas Sensoren.
    Das machte sie zu fähigen Materialverarbeitern und Schürfern nach Bodenschätzen.
    Die Malvornen machten exakt 62,4 Prozent der Bevölkerung Tolmars aus. Es war ein malvornisches Raumschiff gewesen, das Sholoubwa vor fast tausend Jahren auf der Suche nach verwertbaren Ressourcen gefunden hatte. Zu spät hatte er damals bemerkt, dass das manövrierunfähige Raumschiff voll besetzt war. Um seinen Ruf in diesem Sektor des Universums nicht zu beschädigen, hatte er das Schiff mit der SCHRAUBE-B nach Tolmar gebracht, wo er gerade seinen neuen Stützpunkt eingerichtet hatte.
    Wegen ihrer biologischen Fähigkeit des Materialsehens hatte er den Malvornen das Angebot gemacht, in seine Dienste zu treten. Aus Dankbarkeit über ihre Rettung aus höchster Raumnot hatten die meisten Besatzungsmitglieder das Angebot angenommen.
    So war es zur Gründung der ersten Siedlung auf Tolmar gekommen.
    Während sich der Ruf des Konstrukteurs langsam über den Sternensektor ausbreitete, hatte sich die Bevölkerung kontinuierlich erhöht. Sholoubwa hatte jeden aufgenommen, der sich als Hilfskraft für seine Forschungs- und Produktionsstätten eignete oder sich bei der Gewinnung von Bodenschätzen einsetzen ließ.
    Im Laufe der Zeit war aus dem zuvor unbewohnten Kristallplaneten ein Zentrum des Fortschritts geworden. Die organischen Hilfskräfte – unter ihnen