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PR 2674 – Das Reich der Angst

PR 2674 – Das Reich der Angst

Titel: PR 2674 – Das Reich der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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induzierten Schrecken genauso stark reagieren wie Terraner ...«
    »Oder ob dieses ... wie hast du es genannt, Daniil?«, warf ich ein. »Ob dieses Reich der Angst nicht erst vor Kurzem errichtet worden ist. Oder erst vor Kurzem so stark und abweisend geworden ist.«
    Toufec und Daniil schwiegen, und ich schaltete die Mikros aus. »SERUN«, befahl ich, »injiziere mir ein Benzodiazepin!«
    »Ich muss dich auf die Nebenwirkungen aufmerksam machen«, antwortete der Anzug. »Benzodiazepine beeinträchtigen die Reaktionszeit und führen zu Abhängigkeit. Außerdem können sie eine depressive Grunderkrankung möglicherweise verstärken.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Warne mich, wenn du Symptome für ein Entzugssyndrom feststellst.«
    Der Anzug injizierte das Medikament. Benzodiazepine wirkten angstlösend, aber auch beruhigend und schlaffördernd, und ich spürte, wie der Schlaf nach mir griff und ich schnell ins Vergessen hinüberglitt.
    Mein letzter Gedanke lautete: Wenn auf dieser Welt das Imperium der Angst herrscht ... wie mag dann ihr Imperator sein?

7.
    Rost
     
    Banteira glühte rot durch die Regenwolken.
    Es war sieben Uhr am Morgen nach Terraniazeit, aber solche Zeitangaben spielten an diesem Ort keine Rolle. Genauso hätte die Sonne wie zur Mittagszeit ganz hoch am Himmel stehen können. Trügerisches Halbdunkel herrschte, und ich musste auf den Restlichtverstärker zurückgreifen, um ausreichend sehen zu können.
    Pazuzu hatte uns wieder an die Oberfläche gebracht. Ich hatte fest und traumlos geschlafen, zwar nur ein von Medikamenten hervorgerufener Schlaf, aber trotzdem. Ich fühlte mich etwas frischer, nicht mehr so unkonzentriert wie am vergangenen Abend.
    Gebannt starrte ich auf die mechanische Stadt, die über Nacht einen oder zwei Kilometer weitergerückt war. Nun konnte ich wesentlich mehr Details ausmachen, und was ich in der Vergrößerung der SERUN-Optik sah, gefiel mir ganz und gar nicht.
    Die Bestandteile der Stadt bewegten sich um einen kristallinen, eisblauen Kubus von etwa 80 Metern Kantenlänge in ihrem Zentrum, der von zahllosen silbrigen Fäden durchwirkt war. Er stellte das größte Gebäude – oder Gebilde – dar, alle anderen waren wesentlich kleiner.
    Aber noch imposant genug. Ich sah mehrere Burgen wie die, der wir begegnet waren, unförmige Klötze, die sich schwerfällig voranschoben. Ich sah Brücken, die ins Leere führten, und Türme, die im Nichts endeten. Ich sah Gestalten, von denen mich einige an Tiere erinnerten, an Robben mit Beinen und Nashörner mit drei Köpfen. Wieder andere hatten keine Vorbilder in der Natur: Humanoide mit drei Beinen und drei Armen, die direkt am Kopf saßen, da sie keine Oberkörper hatten, oder bloße Strünke, quadratische Torsos, die sich durch den Schlamm Druhs wälzten.
    Die Stadt kam mir wie ein Widerspruch an sich vor, zugleich primitiv, dampfend, stampfend, dann wieder hochtechnisch, ebenso modern wie altfränkisch-viktorianisch.
    Und dann wagte ich es.
    Ich esperte.
    Und wurde praktisch erschlagen.
    Trotzdem atmete ich erleichtert auf. Ich hatte recht behalten mit der Hoffnung, dass nur die Angst meine Parafähigkeiten gelähmt hatte. Diese Furcht hatte ich mit Medikamenten bekämpft, und ich hatte ein paar Stunden tief und fest geschlafen. Das schien zu genügen, um meine Kräfte wieder hervortreten zu lassen.
    Aber für wie lange? Würde ich für den Rest unseres Aufenthalts auf Druh eine Balance finden können? Würde ich mir Beruhigungsmittel injizieren lassen müssen, gerade so viel, dass die Angst gedämpft wurde, ich aber nicht wie ein Zombie durch die Gegend torkelte?
    Oder wie einer dieser Mechanopoden?
    Der SERUN würde bei mir dieses Gleichgewicht zwar finden und herstellen können, aber die Aussicht darauf war nicht gerade erfreulich. Und es war die Frage, wie lange ich unter so starken Medikamenten durchhalten konnte.
    Ich verdrängte den Gedanken, streifte mit meinen Psi-Sinnen kurz Daniil und Toufec und stellte fest, dass ich auch wieder zu ihnen vordringen konnte. Dann kauerte ich mich neben sie und konzentrierte mich auf das Gebilde vor mir.
    In der Stadt brodelte es von Gedanken, aber wie schon beim ersten Mechanopoden wirkten sie nicht lebendig, sondern wie Aufzeichnungen, wie mentale Konserven. Alle Gestalten dachten dasselbe. Ich erhielt immer wieder Eindrücke der drei mir schon bekannten Motive. Bei einem Mahl oder Gelage wurde etwas gefeiert. Jemand rüstete sich zu einem furchtbaren Kampf. Und schließlich war da

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