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PR 2674 – Das Reich der Angst

PR 2674 – Das Reich der Angst

Titel: PR 2674 – Das Reich der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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untergründig eben auch voller Angst.
    Ich war mir mittlerweile sicher, dass sie uns eingegeben, induziert wurde. Diese Angst konnte nicht natürlichen Ursprungs sein.
    Und dann entglitt Daniil mir. Im einen Moment waren seine Gedanken da, im nächsten verschwunden. Von einem Augenblick zum anderen war ich wie taub.
    Ich schloss die Augen, atmete tief durch. Die Angst, dachte ich, die Angst!
    Aber diese Ahnung half mir nicht. Ich atmete noch einmal tief ein, und dann überrollte mich die Erkenntnis mit der Wucht der Stadt, die sich vor uns über die Ebene schob.
    Ich war praktisch blind und taub! Ich hatte meine Parasinne verloren!
    Ich gab alle Vorsicht auf und versuchte, bei Toufec zu espern, doch das Ergebnis blieb gleich. Ich konnte nicht auf meine Fähigkeiten zurückgreifen.
    Kalter Schweiß brach mir aus. Es war, als würde man einem normalen Menschen das Augenlicht, das Gehör und den Geruchssinn nehmen.
    Meine telepathischen Fähigkeiten ... sie waren verschwunden.
    Eigentlich handelte es sich um eine Abart der Telepathie. In der zunächst passiven Form wirkte ich als purer Empfänger, der von starken Emotionen förmlich überlastet wurde. Erst als ich lernte, diese »Überfälle« abzublocken, konnte ich das Erfassen der Emotionen anderer immer gezielter einsetzen.
    In einem zweiten Schritt kam das Erfassen von Wissen hinzu. Ich erkannte nicht nur, was andere sahen, hörten, rochen oder sonst wie wahrnehmen, sondern konnte auch ihre Gedanken erfassen. Zunächst nur die vordergründigen, quasi verbal vorformulierten, später sogar die tieferen, unbewussten, bis hin zum vorhandenen Wissen.
    Ich hatte, ohne dass es mir bewusst war, schon immer das Wissen anderer Personen »angezapft«, hatte es aber angesichts der emotionellen Belastung nicht nutzen können. Seit ich meine Fähigkeiten gezielt einsetzte, kam mir längst aufgenommenes Wissen zugute.
    Und schließlich kam die aus dem unbewusst gewonnenen Wissen und seiner Verarbeitung abgeleitete intuitive Mustererkennung hinzu, auf die ich dann meine Handlungen und Reaktionen abstimmen konnte. Diese Fähigkeit stieß allerdings noch immer an Grenzen, sofern es sich um nichtlineare, ins Chaotische abdriftende Prozesse handelte. Dinge wie Turbulenzen konnte auch ich nur mangelhaft erfassen.
    Es war mir gelungen, meine Parafähigkeiten kontinuierlich zu steigern.
    Bis jetzt.
    Nun hatte die Angst sie mir genommen.
    Ich kämpfte gegen nackte Panik an.
     
    *
     
    »... also tun?«
    Ich fuhr zusammen.
    Toufec sah mich fragend an. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf, machte eine allumfassende Geste. »Wie könnte hier alles in Ordnung mit mir sein? Spürst du sie nicht, diese Angst?«
    Ich tastete wieder nach seinem Geist, aber genauso gut hätte Stan vor mir sitzen können. Ich beschloss, den anderen vorerst nichts zu sagen. Vielleicht fiel mir ja eine Möglichkeit ein, wie ich meine Fähigkeiten zurückbekommen konnte.
    »Offensichtlich werde ich von diesen Gefühlen weniger berührt als ihr.«
    »Woran liegt das?«
    Er zuckte die Achseln. »Was sollen wir also tun?«, wiederholte er die Frage, die ich nicht mitbekommen hatte.
    »Ich schlage vor«, sagte ich bedächtig, »dass wir die Nacht über ausruhen und die Stadt erst am nächsten Morgen in Augenschein nehmen. Und wenn nötig zerstören.«
    »Ich stimme dir zu. Wir sollten uns erst einmal ausruhen.« Er rief seinen Dschinn. »Pazuzu wird für unseren Schutz sorgen. Kommt mit.«
    Wir verließen das Flugzeug und rückten eng zusammen.
    Pazuzu erzeugte einen Nano-Mantel und hüllte ihn um uns. Ich spürte, wie der Boden unter uns nachgab und wir darin versanken.
    Einen Moment lang überkam mich wieder die Panik, aber dann stellte ich fest, dass ich weiterhin atmen konnte.
    »Pazuzu gewährleistet die Sauerstoffzufuhr.« Toufec schien meine Gedanken gelesen zu haben. »Du kannst ganz unbesorgt sein.«
    Unbesorgt! Lebendig begraben, eingeschlossen in einem winzigen Gefängnis unter der Erde. Ich aktivierte den SERUN-Helm.
    Sofort konnte ich wieder leichter atmen.
    »Druh«, übertrugen die Außenmikros Daniils Worte. »Hier herrscht das Reich der Angst. Ob Chourtaird wirklich nichts davon gewusst hat?«
    »Vielleicht hat er es gewusst und geglaubt, wir würden vor einem Einsatz zurückschrecken, wenn er uns die Wahrheit sagt?«
    »Wir können es nicht mit letzter Gewissheit feststellen«, sagte Toufec. »Es spielt keine Rolle. Wer weiß, ob die Sayporaner auf diese wie auch immer

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