PR 2677 – Rhodans Entscheidung
zehrte. Er hatte schon viel zu lange nicht mehr geschlafen; ein Manko, das bei diesem andauernden Stress auch die belebenden Impulse des Zellaktivators nicht ausgleichen konnten.
Der SERUN gab Alarm. Gucky erkannte an dem speziell programmierten Ton sofort, was es bedeutete. Eine technische Überwachungsdrohne hatte sie entdeckt.
Mondra wirbelte bereits herum, ihr Blick irrte suchend durch das Gewimmel an mehrfach geschichteten Rohren. Keine zwei Atemzüge später schoss sie. Etwas flirrte in der Luft; verschmortes Metall klimperte erst auf dem Gestänge und klatschte dann auf den Boden.
»Es war sinnlos«, sagte der Multimutant. »Sie wissen ohnehin, wo wir sind.«
»Ich weiß. Aber es hat gut getan.«
Fehlt nur noch, dass sie über die Öffnung ihrer Mündung pustet, dachte Gucky.
Der Schuss hatte auch ein Rohr beschädigt, aus dem nun zischend heißer Dampf entwich. Das war das Letzte, was der Mausbiber sah, ehe er teleportierte.
Er war müde.
So müde.
*
Die holografische Simulation wirkte so echt, dass Protektor Kaowen glaubte, direkt durch die zerstörten Sektionen der RADONJU zu gehen. Nur roch er nicht das, was er sah; es fehlten der Gestank von verschmortem Plastik und die Rußpartikel in der Luft, die beim Atmen der Luft ein Aroma der Verbrennung verliehen.
So trat Kaowen direkt an den Riss in der Außenhülle seines Schiffes, hinter dem sich die Schwärze des Weltraums ins Unendliche erstreckte; eine simulierte Weltraumumgebung, wenn sie sich nicht im Überlichtflug befinden würden.
Der Protektor neigte den Kopf und veränderte so seinen Blickwinkel. Der Rand eines rot leuchtenden Sternennebels tauchte auf. Die Materiewolke war in wilder Aufregung, weil dahinter ein Tryortan-Schlund wirbelte.
Ein Reparaturroboter flog heran und schnitt mitten durch Kaowens Arm. Natürlich nahm die Maschine ihn als imaginären Beobachter nicht wahr. Funken flogen, als der Robot an die Arbeit ging. Genau hier hatte der Bereich gelegen, in dem der Protektor die beiden Iothonen gefangen gehalten hatte, bis Rhodan aufgetaucht war.
Rhodan.
Immer wieder Perry Rhodan ...
»Protektor?«
Er wandte sich um. Durch einen holografischen Trümmerhaufen und über einen Abgrund, der vier Decks in die Tiefe reichte, kam Forawan auf ihn zu.
»Du bringst mir eine Erfolgsmeldung?«, fragte er den Offizier, der nach wie vor mit der Suche nach den beiden Eindringlingen beauftragt war.
»Eine ... Zwischenmeldung«, erwiderte der Xylthe vorsichtig. »Wir entdecken Gucky und seine Begleiterin in immer kürzeren Abständen. Es gibt kaum noch Orte, an denen sie sich verstecken können, aber die RADONJU verfügt über Millionen von Schlupfwinkeln. Es ist nicht einfach ...«
»Kurz«, unterbrach Kaowen mit harter Stimme, »sie entkommen dir jedes Mal.« Er wies auf die Simulation. »Ein Bereich meines Schiffes ist bereits zerstört. Wie weit soll es noch gehen?«
»Wir haben sie bald«, versicherte Forawan.
»Stehst du dafür mit deinem Leben ein?«
Der andere zögerte kaum merklich. »Selbstverständlich, Protektor.«
»Wieso bist du gekommen?«
»Zuletzt hat die Frau eine Nachricht hinterlassen.« Forawan atmete geräuschvoll durch. »Richte Kaowen aus«, zitierte er, »dass er uns nie finden wird. Aber wir werden ihn finden.«
»War das alles?«
»Es ist ein weiterer Beweis dafür, dass die beiden Eindringlinge versuchen, dich aus der Reserve zu locken! Sie haben es auf dein Leben abgesehen, Protektor, und ich bin davon überzeugt, dass sie nicht zögern werden, sich selbst mit der RADONJU in die Luft zu sprengen, wenn sie keine andere Möglichkeit mehr sehen.«
Bei diesen Worten war es, als füge sich endlich ein logisches Gesamtbild zusammen. »Du magst unfähig sein, Forawan«, sagte Kaowen kalt, »aber als Stichwortgeber für meinen brillanten Geist taugst du etwas. Sie wollen, dass ein zweites Schiff uns bei den Reparaturen unterstützt. Oder dass wir ein Raumdock anfliegen. Damit sie fliehen können.«
In diesem Augenblick dachte Kaowen zum ersten Mal daran, genau den umgekehrten Weg zu wählen.
Er hing nicht länger an der RADONJU.
Sie war ein Teil seines alten Lebens, das er in den Diensten der Superintelligenz QIN SHI verbracht hatte. Das Schiff taugte nicht mehr als Statussymbol.
Warum also sollte er es nicht aufgeben und seinerseits die Selbstzerstörung auslösen, um seine Feinde in den Tod zu reißen?
Einmal gedacht, nistete sich diese Überlegung in seinem Verstand ein und ließ sich nicht mehr
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