PR 2677 – Rhodans Entscheidung
lange willst du uns noch jedes Mal aufs Neue in Sicherheit teleportieren? Es gibt kaum mehr einen Ort in der RADONJU, an dem wir nicht sofort irgendeinen Sensorenalarm auslösen.«
»Deswegen schlage ich eine Planänderung vor«, meinte Gucky. »Als ersten Schritt habe ich die Sprengung etwas verlegt.«
»Was soll das heißen?«
»Die Außenhülle wurde weit mehr beschädigt, als wir es zunächst vorhatten. Falls es uns nicht ohnehin aus dem Überlichtflug gerissen hat, wird die RADONJU nach der Ankunft am Ziel Hilfe von außen brauchen.«
Mondra setzte zu einer Erwiderung an, nickte aber nur, weil sie wohl verstand, worauf Gucky hinauswollte. Ihre nächsten Worte bestätigten diesen Eindruck. »Wenn ein anderes Schiff nahe genug herankommt, willst du dorthin überwechseln.«
»Nicht ohne die RADONJU endgültig zu zerstören. Vorher für ein Ticket nach draußen zu sorgen scheint mir aber eine gute Idee zu sein ...«
5.
Marionetten und ihre Spieler
Ramoz empfand noch immer entsetzliche Schmerzen. Seine Wirbelsäule schien an mehreren Stellen in Flammen zu stehen, wo sie sich wegen der beginnenden Rückverwandlung zeitweise gekrümmt hatte. Unter der Schulter schmerzte es wie bei einer offenen Wunde; wenn er dort über die Haut tastete, fühlte sie sich rau wie Leder an.
Doch er brauchte nur an Trumeri zu denken, und der Hass flammte stärker in ihm auf als die Schmerzen.
Der Oracca war nach seinem kurzen Auftauchen in der Vision wieder verschwunden. Ein letzter fremder Gedanke allerdings hallte in Ramoz nach, den er während des Gesprächs gar nicht bewusst wahrgenommen hatte. Du wirst mich niemals finden.
Für diese feige Haltung verachtete er Högborn Trumeri noch mehr als zuvor, falls das überhaupt möglich war. Der Oracca verkroch sich in einem Versteck und lenkte alles aus der Ferne. Er stellte sich nicht. Natürlich nicht – in einem offenen Kampf oder einer fairen Auseinandersetzung wäre er rettungslos verloren gewesen.
Högborn Trumeri benutzte Ramoz als ausführende Hand. Solange sich der Sklave als nützlich erwies, ließ der Oracca ihn gewähren; schließlich lag es auch in seinem Sinn, dass Kaowens Macht zerbrach. Zugleich hatte der Kuttenträger aber unmissverständlich klargemacht, dass er sich selbst als den Herren ansah und absoluten Gehorsam erwartete.
Der Meister, der verächtlich auf den Sklaven hinabsah. Derjenige, der die Fäden in der Hand hielt, an denen die Seele der Flotte wie eine Puppe hing. Und er wog sich in Sicherheit: Du wirst mich niemals finden.
Doch da sollte er sich täuschen. Ramoz würde sich nicht wie eine willenlose Marionette verhalten. Vor 300.000 Jahren hatte er den Fehler begangen, nicht rechtzeitig genug zu revoltieren. So durfte es kein zweites Mal kommen.
Es gab einen Trumpf, von dem der Oracca nichts ahnte. Zugegeben, es war nicht Ramoz' Verdienst, sondern derjenige des Mausbibers Gucky, aber das änderte die Tatsachen nicht. In diesem Fall konnte die Seele der Flotte von fremden Leistungen profitieren.
Es gab einen Peilsender in Trumeris ORA. Ramoz würde eine große Anzahl einzelner Schiffe durch die Galaxis dirigieren auf der Suche nach dem Signal dieses Senders. Es mochte mühselig sein und Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern, wenn es keinen zusätzlichen Hinweis gab – aber es war eine Möglichkeit.
Als ersten Schritt schickte Ramoz fünfhundert Sternraumer los, denen er einen Suchkurs einprogrammierte. Er musste sich nun nicht mehr dauerhaft um diese Einheiten kümmern; wenn sie aber etwas fanden, empfing er über den Augendorn einen Impuls, der ihn darauf hinwies.
Trumeri oder besser gesagt dessen Vorfahren hatten einen Chalkada-Piloten mit besonderen Fähigkeiten erschaffen – und genau diese Fähigkeiten sollten dem verhassten Feind nun das Genick brechen. Wer Ramoz unterschätzte, musste die Strafe dafür bezahlen. Trumeri konnte ihm noch in einem Dutzend weiterer Visionen erscheinen; eines Tages würde er auf seine Leiche spucken.
Andererseits hatte die Seele der Flotte Trumeris Warnung durchaus verstanden. Die verfluchten Oraccameo griffen über ihre Hinterlassenschaft im Chalkada-Schrein noch aus dem Grab nach ihm. Diese ständige Gefahr durfte er nicht unterschätzen.
Langsam kam er wieder zur Ruhe. Die Entscheidungsschlacht gegen Kaowen und seine Truppen war verloren – zumindest teilweise. Er hatte dem Xylthen eine schmerzhafte Niederlage versetzt, aber nur wenig mehr als die Hälfte von dessen Flotte in den Untergang
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