PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo
Welten gingen Gerüchte von einem Putsch um, und wiederum waren die Spuren zum Ethik-Minister zurückzuverfolgen, freilich, ohne ihm etwas beweisen zu können.
Marturia zeigte sich als Meister des Windspiels, als Genie der Intrige. Er brachte hochrangige Oraccameo gegen den Obersten Herrn auf, lancierte da und dort bösartige Gerüchte und stellte seine Leistungen als moralisches Gewissen seines Volkes in den Vordergrund.
»Es wird eng für den Obersten Herrn«, meinte Wörgut Gooswart, nachdem er die aktuellen Bulletins seines Geheimdienstes zur innergalaktischen Situation durchgeblättert hatte. »Marturia arbeitet höchst geschickt und verschleiert seine Spuren. Ich weiß, dass er hinter all den Unruhen steckt, aber es gibt keinerlei beweiskräftigen Hinweis.«
Er fluchte. »Ausgerechnet jetzt, da die Schwarmzeit der Kuippri in vollem Gang ist! Dies wäre die ideale Gelegenheit, um die Schwäche Tion Youlders auszunützen und meine eigene Tatkraft zu beweisen.«
Fogga bewegte die Ganciga-Figur hoch zur zweiten Ebene, zögerte kurz und setzte sie dann auf einem Schlagfeld ab. Der Zug wirkte unspektakulär, würde aber seinen Gegner nach fünf oder sechs Bewegungen in gehörige Bedrängnis bringen. »Mag sein, Halter. Ich an deiner Stelle würde dennoch nichts riskieren und mich ganz auf die Kuippri konzentrieren.«
»... und in Kauf nehmen, dass Marturia zwischenzeitlich die Macht übernimmt? Dieser verfluchte Kerl hätte alle Zeit der Welt, um seine eigene Position einzuzementieren und sich irgendwelche Gemeinheiten zu überlegen, die er mir antun könnte, sobald ich zurückkehre.«
»Auch er wird einen Kriegshelden nicht schlechtmachen können. Und so, wie es aussieht, feiert die Flotte Erfolge auf allen Linien, nicht wahr?«
»Mag sein. Aber er würde mir den Platz wegschnappen, der mir zusteht! Jetzt, da Youlder endlich geschwächt scheint, kann ich nichts unternehmen, um diese Schwäche zu meinen Gunsten zu nutzen!«
»Dann wäre es wohl gut, wenn du den Obersten Herrn offiziell unterstützen würdest.«
»Wie bitte?«
»Es steht mir nicht zu, deine Pläne zu kritisieren oder gar zu glauben, etwas besser machen zu können ...«
»Rede!« Gooswart tat einen Zug mit seinem linken Ganciga-Recken, ohne auf das Spiel zu achten.
Fogga erkannte den Fehler. Doch er tat gut daran, seinen Halter diesmal gewinnen zu lassen. Also öffnete er die rechte Flanke und schuf eine Einladung für seinen Spielgegner, die dieser einfach nicht ignorieren konnte.
»Die anderen Minister werden sich in nächster Zeit zweifellos auf die eine oder die andere Seite schlagen müssen, für Tion Youlder oder für Cofirazi Marturia. Schick eine Meldung aus, dass du vorbehaltlos hinter dem Obersten Herrn stehst und nichts von den Gerüchten hältst, die derzeit umherschwirren. Sei der Erste, der für Youlder Partei ergreift. Er wird es dir danken, indem er dir mehr Vertrauen schenkt.«
»Mag sein, dass ich derart Marturias Machtergreifung verhindern kann. Aber ich hätte weiterhin diesen machtverrückten Greis vor meiner Nase sitzen.«
»Einen, dessen Kräfte allmählich schwinden und der längst nicht mehr jene Raffinesse zeigt, die er früher bewiesen hat. Es ist zudem besser, einen Gegner vor sich zu haben, den man ganz genau kennt. Dessen Schritte man vorhersagen kann. Und er wird irgendwann Fehler machen.«
»Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
»Ich kenne ihn nun gut genug, um zu wissen, wo seine Schwäche liegt.«
»Und zwar?« Gooswart beugte sich interessiert vor.
»Sein Mitteilungsbedürfnis, seine Eitelkeiten. Die Tatsache, dass er dich geladen hat, die ersten Einsätze des Kollektors zu beobachten ... Das alles lässt nur den Schluss zu, dass er sich nach Gesellschaft sehnt. Nach jemandem, der ihm nahe ist. Nach einem Sohn oder Ziehsohn.«
»Das ist lächerlich!«
»Alte Männer benehmen sich oftmals lächerlich, und sie haben den Drang, das, was sie erreicht haben, an einen geeigneten Nachfolger weiterzugeben. Er will dich haben, ist sich seiner Sache aber nicht sicher. Er weiß, dass du ebenfalls den Wind gegen ihn spielen lässt. Aber du wirst ihn mithilfe einer Geste von deinen guten Absichten überzeugen können. Er wird dir glauben und vertrauen, weil er dir glauben und vertrauen möchte.«
»Das alles hast du über ihn herausgefunden?«, wunderte sich der Kriegsminister.
»Das ist schließlich meine Aufgabe, nicht wahr? Ist dies nicht ohnedies der einzige Grund, warum du mir als
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